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JahresbilanzVier-Tage-Woche ist für Volksbank Euskirchen Faktor bei der Mitarbeiter-Suche

Lesezeit 4 Minuten
Die beiden Vorstandsmitglieder der Volksbank Euskirchen, Hans-Jürgen Lembicz (l.) und Marc Güttes, stehen vor dem Haupteingang der Bank.

Trotz schwieriger gesamtwirtschaftlicher Rahmenbedingungen konnte die Volksbank Euskirchen einen deutlichen Zuwachs beim Jahresergebnis erzielen. Die beiden Vorstandsmitglieder Hans-Jürgen Lembicz (l.) und Marc Güttes freuen sich über einen Gewinn von rund 6,4 Millionen Euro.

Die Volksbank Euskirchen stellt die Bilanz des Geschäftsjahres 2023 vor: Mehr Mitarbeiter erwirtschaften einen höheren Gewinn.

Manchmal kommt es eben auf die Details an. „Im vergangenen Jahr haben wir im Rückblick auf das Geschäftsjahr 2022 von einem zufriedenstellenden Ergebnis gesprochen“, rief Hans-Jürgen Lembicz, Vorstandssprecher der Volksbank Euskirchen, bei der Vorstellung der aktuellen Bilanz in Erinnerung: „Das Jahr 2023 war hingegen sehr zufriedenstellend.“

In der Summe macht dieses kleine „sehr“ einen großen Unterschied aus – bezogen auf den Jahresüberschuss geht es zum Beispiel fast um eine Verdreifachung des Betrags aus dem Vorjahr. Von rund 2,3 Millionen Euro stieg der Gewinn im Geschäftsjahr 2023 auf gut 6,4 Millionen Euro an. „Die Entwicklung des Jahresüberschusses ist sehr erfreulich“, fasste Lembicz das erzielte Ergebnis gewohnt sachlich zusammen.

Endlich erhält man wieder etwas für sein Geld bei glücklicherweise zurückgehender Inflation.
Hans-Jürgen Lembicz, Vorstandssprecher Volksbank Euskirchen

Nachdem die Bilanzsumme der Bank im Vorjahr die Zwei-Milliarden-Marke übersprungen hatte, sank sie im Jahr 2023 um 4,3 Prozent oder 86,7 Millionen Euro auf 1,93 Milliarden. „Grund für diesen Rückgang ist die Tatsache, dass wir speziell im ersten Halbjahr unseren Kunden mehr Verbundprodukte unserer Partner verkauft haben“, erläuterte Vorstandsmitglied Marc Güttes.

Hohe Zinsen senken die Kredit-Nachfrage

„Zinsinduzierte Umschichtungen von Kundeneinlagen in Wertpapiere“ nennt das der Volksbanker. „In der Anlageberatung haben wir eine rege Nachfrage nach Zinsprodukten erlebt“, ergänzte Lembicz: „Endlich erhält man wieder etwas für sein Geld bei glücklicherweise zurückgehender Inflation.“

Die weiterhin hohen Zinsen führten jedoch gleichzeitig zu einem leichten Rückgang im Kreditgeschäft. „Insbesondere im Neubaugeschäft verzeichnen wir durch diverse Unsicherheiten und die weiterhin hohen Kosten eine deutlich schwächere Nachfrage“, so der Vorstandssprecher. Allgemeine Zukunftsängste durch die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, die Klimakrise und hohe Baupreise und Lebenshaltungskosten hätten diese Zurückhaltung noch weiter verstärkt.

Bei den Krediten setzt die Bank außerdem weiterhin auf Sicherheit: „Wir verbleiben bei unserer umsichtigen Kreditpolitik und lehnen nach wie vor Finanzierungswünsche ab, die keine nachhaltige Kapitaldienstfähigkeit aufweisen“, stellte Lembicz klar. Man wolle die Kunden nicht in den Schuldturm schicken, nur um die Bilanz- und Ertragspositionen der Bank aufzubessern.

Die Vier-Tage-Woche wird positiv bewertet

Weil in Folge der aufsichtsrechtlichen Anforderungen der Bonität einer Bank in solch wirtschaftlich herausfordernden Zeiten eine besondere Bedeutung zukomme, habe die Volksbank auch noch einmal kräftig in die Eigenkapitalquote investiert: Der Vorschlag für die Gewinnverteilung, der am Mittwochabend der im Euskirchener Stadttheater tagenden Vertreterversammlung vorgelegt wurde, sah eine weitere Aufstockung auf einen Wert von 23,3 Prozent vor. Damit liege man weit über den gesetzlichen Anforderungen und auch im Vergleich mit den Mitbewerbern in der Region weit vorn.

Die Mitarbeiter sind glücklich mit dieser Lösung und unsere Effizienz hat nicht gelitten, sondern hat sich erhöht.
Hans-Jürgen Lembicz zur Einführung der Vier-Tage-Woche

Im Wettbewerb befindet sich die Bank aber nicht nur, wenn es um die Gunst der Kunden geht, sondern auch, wenn es um das Personal hinter dem Bankschalter geht. Entsprechend positiv fiel das erste Fazit der 2023 eingeführten Vier-Tage-Woche aus. „Unsere Kunden zeigen Verständnis, unsere Mitarbeiter sind glücklich mit dieser Lösung und unsere Effizienz hat nicht gelitten, sondern wurde teilweise sogar gesteigert“, freute sich Lembicz.

„Zudem durften wir uns in der Folge auch über eine überdurchschnittliche Anzahl von Bewerbungen freuen“, ergänzte Güttes. Rund 20 Mitarbeiter wurden 2023 neu ins Team geholt. Insgesamt hat die Volksbank Euskirchen nun rund 260 Mitarbeiter, die sich in 16 Filialen und in der Hauptstelle in Euskirchen um die Kunden kümmern.

Geschäftsstellen in Zülpich und Mechernich werden modernisiert

Dass es in absehbarer Zeit zu Ausdünnungen im Filialnetz kommen wird, glauben die beiden Vorstandsmitglieder nicht. „Wir sind da sehr gut aufgestellt“, sagte Lembicz: „Trotz aller Bemühungen und Weiterbildungen im digitalen Bereich wollen wir auch weiterhin vor Ort persönlich für die Kunden da sein.“

Nachdem die flutbedingten Schäden im Filialnetz inzwischen nahezu komplett abgearbeitet sind (Lembicz: „Es fehlt nur noch die Schlussrechnung“), geht es aktuell noch um die Behebung von Schäden, die in den vergangenen Jahren durch Automatensprenger verursacht wurden. In Merzenich bei Düren und am Standort Hardtbrücke läuft der Betrieb wieder, hier müssen allerdings noch ein neuer Vorbau und eine separate SB-Stelle errichtet werden. In Adendorf bei Rheinbach waren die Schäden so erheblich, dass nur ein Neubau infrage kam. „Auch da sind wir inzwischen auf einem guten Weg: Seit Mitte Mai liegt endlich die Baugenehmigung vor“, so der Vorstandssprecher.

Investiert werden soll auch in zwei weitere Filialen im Kreis Euskirchen: Die Geschäftsstelle Zülpich soll wegen Problemen mit alten Abwasserrohren umfangreich modernisiert werden. „Und auch die Filiale in Mechernich stand schon länger auf der Agenda“, so Lembicz.


Die Vertreterversammlung der Volksbank Euskirchen stimmte am Mittwoch auch über zwei Satzungsänderungen ab: Zum einen ist es nun zulässig, Sitzungen und Versammlungen auch in einer digitalen Form abzuhalten – eine Folge der Erfahrungen aus der Corona-Zeit.

Die Größe des Aufsichtsrats der Genossenschaftsbank wurde außerdem auf eine Anzahl von maximal acht Mitgliedern begrenzt.