Die beiden Teams der SG 92 sowie Dreiborn II verzichten auf den Aufstieg. Füssenich-Geich und der FC Do-Ri müssen ins Entscheidungsspiel.
Fußball-KreisligaWichterich war zuerst am Boden zerstört und eskalierte mit Verspätung
Freude und Trauer – und wohl auch Frust, der sich in Wut verwandelte – liegen im Fußball oft nah beieinander. Das erlebte am Montag der VfL Niederelvenich-Mülheim-Wichterich. Als Schiedsrichter Hans-Jörg Drinhausen abpfiff, da jubelte nur der Gegner. Die zweite Mannschaft von Derkum-Hausweiler-Ottenheim, die schon vor Wochen den Sprung in die Kreisliga B geschafft hatte, trug ein Kreismeister-Banner (was ein wenig vermessen war als Staffelsieger der Kreisliga C) und zündete blaue und weiße Rauchfackeln.
Gejubelt wurde auch gut sechs Kilometer Luftlinie entfernt in Großbüllesheim. Da hatte die Zweitvertretung der Sportfreunde Wüschheim-Büllesheim nicht nur sehr locker 6:0 gegen Bessenich III gewonnen, das noch einmal unterstrich, warum es den niedrigsten Punktequotienten in der Kreisliga C hat, sondern man war auch an den Wichterichern, die nur 1:1 gespielt hatten, vorbeigezogen.
Wüschheim-Büllesheim will mit zwei Teams in der Kreisliga B antreten
So gelang also der direkte Aufstieg, ohne darauf achten zu müssen, was andere Vereine so vorhaben. „Den Aufstieg haben die Jungs sich verdient, auch wenn es rechnerisch lange nicht danach aussah“, fasst es Trainer Marcel Weißendung kurz zusammen.
Und ja, Wü-Bü II will auch tatsächlich aufsteigen, wie am Pfingstmontag schon vor dem Klassenerhalt der ersten Mannschaft versichert wurde. Die Sportfreunde wollen nächste Saison mit zwei Teams in der Kreisliga B antreten, wobei eines dann in die Eifel-Staffel muss.
Sechs Neuzugänge bei Wüschheim-Büllesheim, einige von D-H-O
Spannend ist, was sich in Sachen Kaderplanung bei den Sportfreunden tut. So verkündete Wü-Bü unmittelbar nach Saisonende sechs Neuzugänge. Unter anderem wechseln demnach Yannic Eichel und Justin-Pierre Kühn von den Sportfreunden D-H-O nach Wü-Bü – getreu dem Motto: Hauptsache Sportfreunde. Dabei hatten die beiden eigentlich schon bei der TSV Feytal zugesagt und wollten Trainer Alex May zum C-Ligisten folgen. Nun wollen sie doch lieber B-Klasse spielen.
Aus der Zukunft in die Vergangenheit: Nico Mroß (14.), Valentin Pitel (18.), Janni Falkenstein (32.), Ramon Weyer (75.), Louis Karlsohn (87.) und ein Eigentor von Mehmet Karagöz (77.) erledigten am letzten Spieltag die Hausaufgaben von Wü-Bü II. Zwischendurch gab es noch die Anfeuerung von der Bank, als im Parallelspiel Wichterich den Ausgleich kassierte.
Liveschalte nach Wichterich, Peter Dierichsweiler echauffiert sich
Nach dem Schlusspfiff begann das große Warten, fünf Minuten fühlten sich wie eine Ewigkeit an. Per Handy gab es eine Liveschalte auf den Sportplatz in Wichterich. Als „Hansi“ Drinhausen abpfiff, brachen in Büllesheim die Dämme – und die Wichtericher zusammen.
Die Enttäuschung war groß. Und wie Peter Dierichsweiler, Leiter des Spielausschusses beim Fußballkreis, als Augenzeuge beobachtete, entlud sie sich am Schiedsrichter, der nach Meinung der Wichtericher zwei Strafstöße hätte geben müssen. „Wie die mit Hansi umgegangen sind, war unterste Schublade“, meinte Dierichsweiler. Der Schiedsrichter sei so beleidigt worden, dass er einen Zusatzbericht anfertigen werde. „Das war eine Katastrophe“, so der Funktionär.
Abschied von Granrath und Schindler, Ueckert wird neuer Trainer in Schönau
Die Wichtericher Spieler lagen enttäuscht auf dem Rasen, darunter auch Kapitän Niklas „Theo“ Granrath und Spielertrainer Sven Schindler, die ihre Fußballschuhe an den Nagel hängen. Auch für Gerrit Ueckert war es das letzte Spiel als VfL-Coach, er beerbt Carsten Nolden beim A-Ligisten TSV Schönau. Doch dann wurde man irgendwann gewahr, dass Dreiborn II, die in der Kreisliga C3 Zweiter wurden, wie angekündigt nach dem Abstieg der ersten Mannschaft auf ihr Aufstiegsrecht verzichten. „Die haben erst gewonnen, dann das Schreiben geschickt und sind dann in den Flieger nach Mallorca“, berichtet Dierichsweiler.
Und da auch der Drittplatzierte SG 92 II (genau wie die erste Mannschaft) auf den Aufstieg verzichtet, stand plötzlich fest: Wichterich ist der beste Drittplatzierte und steigt auf. Der Jubel war groß, oder wie Granrath es ausdrückt: „Wir sind dann verspätet doch noch etwas eskaliert.“ Mit dem Planwagen fuhr man nach Niederelvenich, wo man – abgesprochen – in die Siegerehrung des Baseball-Turniers platzte und die VfL-Flagge auf dem Pitcher-Hügel platzierte. Danach feierte man in Zülpich weiter.
Entscheidung des Spiels Dahlem II gegen SG 92 II beim Kreissportgericht
Wie Dierichsweiler sagt, ist der Aufstieg Wichterichs aber nur zu 80 Prozent sicher. Der Grund: Am grünen Tisch hatte die SG 92 II die C3-Partie gegen Dahlem-Schmidtheim II, die sportlich verloren worden war, gewonnen. Dahlem II hatte nach Ansicht des Fußballkreises mit Niklas Spoden einen Spieler eingesetzt, der nach der „1.-Mai-Regel“ zur ersten Mannschaft gehörte und deshalb nicht mehr in der unterklassigen Mannschaft hätte spielen dürfen.
Weil Dahlem gegen die Entscheidung des Fußballkreises Protest einlegte, muss sich nun das Kreissportgericht der Sache annehmen und die endgültige Entscheidung fällen. Sollte das Gericht anderer Auffassung wie der Fußballkreis sein und Dahlem die Punkte zurückerhalten, wäre Wichterich nur noch zweitbester Dritter – und nicht aufgestiegen.
Ein möglicher Verzicht von Sistig/Krekel als Staffelsieger der Kreisliga C3 wurde durch den Abstieg des SV Rinnen hinfällig. Die beiden Mannschaften bilden in der kommenden Saison eine Spielgemeinschaft, der sich auch die Spieler des SV Sötenich II anschließen wollen. Nur ein Team sollte in der Kreisliga B gemeldet werden. Weil Rinnen (1:1 gegen Oleftal) in der Kreisliga B2 abgestiegen ist, wurde in Houverath ein 1:0-Sieg gegen Marmagen-Nettersheim gefeiert wie ein Klassenerhalt – weil es nämlich genau der war. Und auch Sistig/Krekel feierte ausgelassen den Staffelsieg.
21 Punkte mehr als vergangene Saison, dennoch steigt Firmenich ab
In der Kreisliga B1 fiel ebenfalls die Entscheidung um den Abstieg. Zwar gewann der SSC Firmenich mit 6:5 gegen den TuS Vernich. Doch der Sieg reichte nicht, weil im Parallelspiel Wüschheim-Büllesheim 5:3 gegen Bessenich II gewann. „Das war ein Spiegelbild unserer Saison: Schlecht gestartet und ein Kampf bis zur letzten Minute, um alles geradezubiegen“, sagte Firmenichs Trainer Patrick Züll.
In der vergangenen Saison hatte Firmenich die Klasse mit nur drei Punkten gehalten, weil drei Mannschaften nicht gewertet worden waren. „Jetzt steigen wir mit 24 Punkten ab. Wir sind keine schlechte Mannschaft“, so Züll. Der Abstieg sei unnötig gewesen. Die verlorenen Heimspiele gegen Euskirchen, Wüschheim, Wißkirchen und Bürvenich seien einerseits Gründe gewesen. Andererseits das zu Saisonbeginn fehlende Selbstvertrauen und die mangelnde Abgezocktheit. „Der Kader bleibt zusammen, mit zwei, drei Neuzugängen werden wir vorne angreifen“, gibt der Trainer die Marschrichtung für die Spielzeit 2024/25 vor.
Entscheidungsspiel zwischen Do-Ri und Füssenich-Geich am Sonntag
Die allerletzte Entscheidung in den beiden untersten Kreisligen – neben dem Kreissportgerichtsurteil – fällt dann am Sonntag. Weil die SG 92 auf den Aufstieg in die Kreisliga A verzichtet, kommt es an einem zu Redaktionsschluss noch nicht ausgelosten Ort zum Entscheidungsspiel der beiden Tabellenzweiten TB-SV Füssenich-Geich und FC Dollendorf-Ripsdorf. Ausrichter wird einer der beiden Vereine sein. Ein Spiel auf einem neutralen Platz müsste vom Fußballkreis organisiert werden, was nicht so einfach wäre. Die Einnahmen würden trotz des Heimspiels in Füssenich oder in Ripsdorf geteilt.
Peter Dierichsweiler, der nicht nur in Wichterich zu Gast war, sondern auch in Schöneseiffen und dort der SG Dahlem-Schmidtheim zum tatsächlichen Kreismeistertitel und zum Aufstieg gratulierte, war von den jeweiligen Gegnern Wichterichs und Dahlems, also D-H-O II und Schöneseiffen, begeistert. „D-H-O hat dagegengehalten, auch Schöneseiffen war super und hat es Dahlem nicht leicht gemacht“, so Dierichsweiler.
Sportgemeinschaft 92 verzichtet mit beiden Teams auf den Aufstieg
Unmittelbar nach dem Schlusspfiff ging der Aufstiegsverzicht der SG 92 beim Fußballkreis ein. „Wir haben das mit unserer Mannschaft besprochen. Uns war wichtig, dass alle Teams ihr Saisonziel verfolgen und kein falsches Geschmäckle reinkommt“, erklärt Thomas Mertens, Abteilungsleiter Herren bei der Sportgemeinschaft 92.
Die SG Hellenthal sei sowohl für die SG 92 als auch die SpVg Ländchen-Sieberath auf lange Sicht wohl überlebensnotwendig. Direkt mit drei Teams an den Start zu gehen, sei aber kein Thema gewesen, so Mertens: „Wir wollen in Ruhe wachsen und nicht eine Mannschaft während der Saison zurückziehen. Da haben wir uns lange selbst drüber geärgert, wenn andere Teams das praktiziert haben.“ Als Trainer bei der neuen SG Hellenthal werden Thomas Valtinke und Alex Klinkhammer (Reserve in der Kreisliga B) fungieren.
Tom Neukirch wechselt von der JSG Erft zum TSV Schönau
Derweil steht fest, dass Tom Neukirch die JSG Erft Euskirchen verlassen wird. Er schließt sich dem TSV Schönau an und wird damit in der kommenden Spielzeit auf seine alten Weggefährten treffen, denn die JSG ist am Pfingstmontag aus der Bezirksliga abgestiegen.
Apropos Bezirksliga: Der SC Wißkirchen hat Yunus Gül verpflichtet. Der 29 Jahre alte Abwehrspieler kommt vom VfL Alfter. Einen Abgang hat der SCW aber auch zu vermelden. Simon Uhlenbroch wird sich TuS Odendorf anschließen.
Frauenfußball: Wißkirchen bleibt Bezirksligist, Kommern muss warten
Der SC Wißkirchen bleibt trotz des sportlichen Abstiegs in der Bezirksliga. Der SC Widdig hatte noch am Montag, nach dem 0:5 gegen Köln-Ehrenfeld, zurückgezogen. Dadurch rückt Wißkirchen über den Strich und hält die Klasse wegen des besseren Torverhältnisses als der FC Pech, der genau wie das Team von Thomas Schirmer zehn Punkte aus 20 Spielen geholt hat. Der Trainer war vom Rückzug überrascht. „Wir hatten damit gerechnet, in der Kreisliga zu starten und alles neu aufzubauen. Dann müssen wir das halt in der Bezirksliga machen“, so Schirmer. Man freue sich dennoch, die Klasse zu halten, wenngleich auch über Umwege.
Die erste Hürde geschafft hat der Kreisligist VfL Kommern, und das, obwohl seine Saison seit einer Woche beendet ist. Weil im Rhein-Erft-Kreis der TuS Königsdorf nicht über ein 1:1 gegen Lövenich/Widdersdorf hinauskam, ist Kommern nun der quotientenstärkste Zweite aller Kreisligen im Fußballverband. Nun muss man warten. Denn ob der beste Zweite in die Bezirksliga aufsteigt, hängt vom Ausgang der Zweitliga-Qualifikation zwischen dem VfL Bochum und Mainz 05 am 9. und 16. Juni ab. Gewinnt Mainz, ist Kommern aufgestiegen.
„Natürlich drücken wir Mainz die Daumen und würden den Aufstieg gerne mitnehmen“, sagt Kommerns Trainer Sascha Wagner. Auch im Falle eines weiteren Jahres im Unterhaus bleibe die Mannschaft komplett zusammen. „Dass man in der Kreisliga vom Ausgang eines Relegationsspiels zur zweiten Bundesliga abhängig ist, zeigt, wie kompliziert diese Auf- und Abstiegsregeln mittlerweile geworden sind. Dass man am Ende der Saison nicht weiß, wo es langgeht, ist nicht förderlich“, so Wagner.