David Sasse im GesprächTrainer erklärt den Erfolg der Zülpicher Fußballer

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David Sasse und sein Co-Trainer Frank Müller fallen sich nach einem Tor ihrer Mannschaft jubelnd in die Arme.

Zülpichs Trainer David Sasse (r.) freut sich auf die Landesliga-Saison.

Nach dem Aufstieg des TuS Zülpich in die Landesliga spricht David Sasse über die Stärken seiner Mannschaft. Er lobt ihre Gier und ihre Disziplin.

Nach einer ebenso anstrengenden wie triumphalen Saison gönnt sich David Sasse, Meistertrainer des TuS Zülpich, eine kleine Auszeit vom Fußball, ehe er mit seinem Team die Vorbereitung auf das Abenteuer Landesliga beginnt. Zuvor gewährt er einen Einblick in die Geheimnisse des Erfolgs und die anstehenden Veränderungen für die kommende Spielzeit und spricht über die Chancen, sich auf einem höheren sportlichen Level gegen die gut situierte Konkurrenz zu behaupten.

Noch einmal herzlichen Glückwunsch zu einer herausragenden Meisterschaft. Haben Sie die Feierlichkeiten gut überstanden?

David Sasse: Ich bin nach sechs Jahren mal wieder auf Mallorca gewesen. Inklusive einigen Leuten aus der zweiten Mannschaft sind 38 Personen, darunter das gesamte Trainerteam, mitgeflogen. Dass dabei ordentlich die Post abging, muss ich wohl nicht extra erwähnen. Aber nicht nur die Tour, sondern auch unser Saisonabschluss am letzten Spieltag war überragend. Da hat sich der Verein nicht lumpen lassen.

Der TuS wurde bereits in den vergangenen Jahren immer wieder zum Favoritenkreis gezählt, aber zum Sprung nach oben reichte es nie. Was hat in dieser Saison den Unterschied ausgemacht?

Zunächst möchte ich ein Lob an meine Vorgänger aussprechen, die das Fundament gelegt haben. Vor allem Jörg Schulz hat einen sehr großen Anteil an der Entwicklung der Mannschaft, die aus meiner Sicht das Entscheidende war. Nachdem ich sie in der Winterpause der vorletzten Saison auf Platz sechs übernommen hatte und wir am Ende noch Tabellendritter geworden sind, hat ein großer personeller Umbruch stattgefunden. Leistungsträger wie Dustin Oellers, Marcel Blum, Jakob Fischer oder Marco Podolski, die über viele Jahre das Gesicht des Teams waren, haben aufgehört.

Der verbliebene Kader, der qualitativ immer noch sehr gut war, wurde mit wichtigen Puzzlestücken wie Marco Weinhold, Nico Berekoven, Maxi Patt oder später Lucas Carell ergänzt. Die Mischung hat einfach gepasst und so hat sich ein Kollektiv gebildet, das bis zum Schluss an einem Strang gezogen hat.

Ein Geheimnis des Erfolgs ist die große Geschlossenheit

Sie haben viel rotiert. Inwiefern hat dies zum positiven Abschneiden beigetragen?

Obwohl ich die Startformation von Spieltag zu Spieltag immer wieder verändert habe, ist der Spirit in der Mannschaft nie verlorengegangen. Natürlich möchte jeder regelmäßig von Beginn an spielen, aber alle haben die Entscheidungen akzeptiert und damit große Geschlossenheit demonstriert. Dass wir trotz der personellen Wechsel die erhofften Ergebnisse eingefahren haben, hat auch mit der Tiefe und der Breite des Kaders zu tun.

Beschreiben Sie Ihre Mannschaft bitte mit drei Eigenschaften.

Gierig – was auch den Begriff wissbegierig einschließt –, diszipliniert, als Einheit geschlossen.

Die Leistung welches Spielers hat Sie am meisten beeindruckt?

Jeder Einzelne hat eine fantastische Saison hingelegt. Von den Zahlen her hat Luca Ohrem die beste Entwicklung gemacht, aber ich könnte noch viele weitere nennen. Devin Nickisch und Marlon Große beispielsweise, die zusammen fast 50 Scorerpunkte gesammelt haben. Oder Dominik Spies, der seine starke Trefferquote aus dem Vorjahr bestätigen konnte. Man darf auch die Defensive nicht vergessen: Unser Keeper Robin Metternich hat 18 Kilo abgenommen und war so fit wie noch nie. Georg Salmon hat die Rolle des Abwehrchefs neu übernommen und mit einer enormen Konstanz ausgefüllt.

Über die Entwicklung von Marco Macherey freut sich Sasse besonders

Über wessen Entwicklung haben Sie sich am meisten gefreut?

Manuel Macherey, den ich seit der Jugend kenne, war vor einiger Zeit angeblich zu schlecht für den Bezirksliga-Kader. Er hat mit zwölf Saisontoren eindrucksvoll unter Beweis gestellt, zu was er in der Lage ist, wenn er regelmäßig zum Einsatz kommt.

Welche personellen Veränderungen wird es zur nächsten Saison geben?

Benni Wiedenau, der kürzlich zum zweiten Mal Vater geworden ist und immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hatte, wird uns verlassen und nach Wißkirchen wechseln. Nico Jensen und Marius Lepartz werden in die Zweite gehen, wobei Marius und ich uns auf ein Hybrid-Modell verständigt haben. Er wird das Trainingslager und während der Saison eine Einheit pro Woche mitmachen, um dann über deutlich mehr Einsatzzeit in der Kreisliga A den nächsten Schritt zu gehen. Er hat ein Drecksjahr hinter sich und mir gesagt, dass er mir beweisen wird, welche Fähigkeiten noch in ihm stecken.

Der TuS Zülpich sucht noch einen erfahrenen Spieler

Sechs Neuzugänge stehen schon fest. Wird es weitere neue Spieler geben?

Durch den Wechsel von Wiedenau sind wird noch auf der Suche nach einem Mann mit höherklassiger Erfahrung. Da ist aber noch nichts entschieden, weil der Betreffende auch für andere Vereine, die über ganz andere Möglichkeiten verfügen als wir, höchst interessant ist.

Gibt es durch das höhere sportliche Niveau Abweichungen in der Wochenplanung?

Prinzipiell wird es bei den zwei Einheiten am Dienstag und Donnerstag bleiben. Ich möchte allerdings ein- bis zweimal pro Monat ein Talenttraining anbieten, das für die Jungs unter 25 verpflichtend und für die älteren Spieler freiwillig sein wird.

Die Zülpicher Spieler freuen sich auf die neue Herausforderung 

Auf was muss sich Ihre Mannschaft in der Landesliga sonst noch einstellen?

Ich denke da vor allem an drei Punkte. Erstens: Die Gegner machen weniger Fehler. Zweitens: Die eigenen Fehler werden schneller bestraft. Und drittens: Die Körperlichkeit wird zunehmen.

Was macht Sie zuversichtlich, dass sich Ihr Team dauerhaft in der Klasse etablieren kann?

Die Jungs haben extrem Bock auf Fußball und freuen sich auf die neue Herausforderung, sich in diesem Haifischbecken zu behaupten. Nur sechs Leute aus unserem Aufgebot haben schon Landesliga gespielt, bei fünf von ihnen ist das auch bereits eine ganze Weile her. Die hohe Motivation hat sich in der tollen Trainingsbeteiligung gezeigt und ich bin mir sehr sicher, dass der Konkurrenzkampf in den kommenden Wochen und Monaten sicherlich nicht geringer sein wird.

Benni Wiedenau soll gebührend verabschiedet werden

Wann werden Sie mit der Vorbereitung beginnen?

Wir werden am 3. Juli mit einem 26-köpfigen Kader und einem Kennenlerntraining mit anschließendem Grillabend starten. In diesem Rahmen wird sich auch Benni Wiedenau gebührend von der Mannschaft verabschieden. Am darauffolgenden Wochenende werden wir dann unser dreitägiges Trainingslager in Rheinbach absolvieren.

In welchen Bereichen muss Ihre Mannschaft zulegen, um das Saisonziel Klassenerhalt zu erreichen?

Bei einer Tordifferenz von plus 101 fällt es schwer, gravierende Schwachpunkte auszumachen. Aber wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass das Niveau deutlich anziehen wird und wir uns jede Woche Kontrahenten vom Kaliber wie Grün-Weiß Brauweiler oder Hilal Maroc Bergheim stellen müssen. Im Vergleich zur letzten Saison, als die Gegner den Stacheldraht vor ihrem eigenen Strafraum gezogen haben, wird es nun ein ganz anderes Spiel werden.

Wir müssen unsere Außenseiterrolle annehmen, als Kollektiv den nächsten Schritt machen und unsere Fähigkeiten erweitern. Dazu gehört auch, ein zusätzliches taktisches System auf dem Platz umsetzen zu lernen.

Wo steht der TuS im Vergleich zu den Ligarivalen?

Ich finde es Wahnsinn, dass wir es an diesen Punkt geschafft haben. Wenn man sieht, wo sich die anderen Vereine bei ihren Transfers bedienen, werden die unterschiedlichen Ansätze klar. Während Brauweiler in der Winterpause den Stammtorwart der U23 des 1. FC Köln holt, ist unser Toptransfer Felix Faure aus der Reserve des 1. FC Düren. Ich hätte auch drei Spieler aus der Oberliga genommen, aber der TuS möchte lieber verstärkt in die Infrastruktur investieren und ich trage diese Idee voll mit. Man kann uns als den 1. FC Heidenheim der Landesliga bezeichnen.

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