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Interview

Die Lage beim SC Wißkichen
Co-Trainer Frank Marwitz will nicht enden wie frühere Mitspieler

Lesezeit 5 Minuten
Co-Trainer Frank Marwitz trägt ein weißes Poloshirt. Neben ihm steht ein Fußballspieler im schwarzen Trikot.

Ist beim SC Wißkirchen nach anfänglicher Skepsis eine feste Größe geworden: Co-Trainer Frank Marwitz.

Nach einigen Startschwierigkeiten ist Frank Marwitz beim SC Wißkirchen angekommen und fühlt sich sehr wohl. Am Sonntag geht's gegen seinen Ex-Club.

Frank Marwitz kam vor dieser Saison als neuer Teammanager vom SV Rhenania Bessenich zum SC Wißkirchen. Seit der Trennung von Thorsten Lewin hat der 48-Jährige nun offiziell dessen Nachfolge als Co-Trainer von Chefcoach Kevin Greuel übernommen. Vor dem Wiedersehen mit seinem früheren Verein Rot-Weiß Ahrem sprach Marwitz über Startschwierigkeiten, die zuletzt aufsteigende Formkurve der Mannschaft sowie einschneidende persönliche Erlebnisse.

Wie fühlen Sie sich nach den ersten Monaten in Wißkirchen?

Frank Marwitz: Ich fühle mich hier sehr wohl. Die Mannschaft und das Umfeld sind top, auch wenn es zunächst einige Vorbehalte meiner Person gegenüber gab.

Was genau meinen Sie?

Ich habe gespürt, dass ich anfangs kritisch beäugt worden bin. Immerhin bin ich von einem direkten Konkurrenten nach Wißkirchen gewechselt. Es ist aber ganz normal, dass man sich in einem Dorfverein seinen Stellenwert erst erarbeiten muss. Mittlerweile ist von Vorbehalten allerdings überhaupt nichts mehr zu spüren, auch die Jungs aus der Mannschaft haben mich und meine Art längst akzeptiert.

Umstellungen beim SC Wißkirchen zeigen die gewünschte Wirkung

Die beiden jüngsten Erfolge haben zum aktuellen Wohlbefinden sicher einiges beigetragen.

Ja, die sechs Punkte waren für den weiteren Saisonverlauf und den Teamgeist unheimlich wichtig.

Zunächst lief es sportlich alles andere als gut. Warum?

Einige neue Spieler mussten ihre Rolle im Mannschaftsgefüge erst finden. Auch wir als Verantwortliche haben etwas Zeit gebraucht, um zu erkennen, wer in unserem System auf welcher Position am besten aufgehoben ist. Hinzu kam, dass gestandene Akteure aus verschiedenen Gründen nicht im Vollbesitz ihrer körperlichen oder mentalen Kräfte waren. Nicht zu vergessen unsere drei Roten Karten, von denen ich lieber gar nicht erst anfangen möchte. (lacht)

Wo konkret haben Sie den Hebel angesetzt?

Die Umstellung von Vierer- auf Fünferkette war sicherlich ein Aspekt, der den Jungs Stabilität verliehen hat. Ben Decker, der von der Sechs auf die Zehn gewechselt ist und auf diese Weise mit Finn Modler seine Position getauscht hat, war ebenfalls ein Schlüssel. Ben hat gegen Lendersdorf ein überragendes Spiel gemacht. Auch Deniz Isitmen agiert seit vier Wochen wieder auf einem ganz anderen, extrem hohen Niveau.

Bis zur Winterpause sollen noch ein paar Punkte aufs Konto

Obwohl die Personaldecke weiterhin recht dünn ist, überzeugte zuletzt auch die zweite Reihe.

Raphael Kremp war nach seiner Einwechslung gegen Dahlem-Schmidtheim für mich der beste Mann auf dem Platz. Es ist äußerst wichtig, dass auch diejenigen, die zunächst draußen sitzen, funktionieren und sich ihrer Wichtigkeit für das große Ganze bewusst sind. Das war zu Saisonbeginn nicht immer der Fall.

Mit aktuell zehn Punkten ist die Abstiegszone nach wie vor nicht weit entfernt. Wie bewerten Sie die Situation?

Aus den fünf Partien, die wir vor der Winterpause noch zu absolvieren haben, benötigen wir auf jeden Fall noch ein paar Punkte, um uns eine solide Ausgangslage für die Rückrunde zu verschaffen. Das Programm hat es mit Hilal-Maroc Bergheim, Fliesteden und Birkesdorf allerdings in sich.

Am Sonntag geht es für Frank Marwitz zu seinem Ex-Club nach Ahrem

Zunächst müssen Sie am Wochenende bei Ihrem Ex-Club Ahrem antreten. Gibt es noch Kontakt?

Die Verbindung dorthin ist nie abgerissen, weil ehemalige Kollegen dort in der Verantwortung stehen oder standen. Thomas Kreisch ist amtierender Präsident, Wolfgang Struwe war als langjähriger Trainer entscheidend an den Erfolgen der jüngeren Vergangenheit beteiligt. Auch die Jugendarbeit, die man nur in den höchsten Tönen loben kann, ist Wolfgangs Engagement zu verdanken. Neun oder zehn Spieler aus dem eigenen Nachwuchs stehen im Bezirksliga-Kader, einige davon sind die Söhne meiner früheren Teamkameraden.

Wie prägend war die Zeit bei den Rot-Weißen?

Ich bin aus der Jugend nach Ahrem gewechselt und fast sieben Jahre geblieben. Am Ende war ich dort Kapitän und wäre ohne diese Station nie der Fußballer geworden, der ich später geworden bin. Am Sonntag muss die Liebe aber für 90 Minuten plus Nachspielzeit ruhen.

Mit welchem Ergebnis wären Sie zufrieden?

Ein 1:0 für uns würde ich unterschreiben.

Wißkirchen will schnellstmöglich nichts mit dem Abstieg zu tun haben

Die Ahremer dürfen nach über drei Jahren ohne feste Heimat seit wenigen Wochen auf ihrem neuen Kunstrasenplatz antreten. Welche Rolle spielt das für den Ausgang der Begegnung?

Dass der Verein diese schwierige Phase überstanden und sich trotz eines personellen Umbruchs vor zwei Jahren in der Bezirksliga etabliert hat, spricht für den Zusammenhalt. Trotzdem ist der Platz für uns sicherlich kein Nachteil, denn wir haben sieben unserer zehn Punkte auf Kunstrasen geholt.

Welches Ziel ist angesichts der Qualität des SCW-Kaders in dieser Saison realistisch?

Dass die Qualität der einzelnen Spieler nicht das Wichtigste ist, sieht man am Beispiel Fliesteden, die sich extrem gut verstärkt, aber momentan schon vier Punkte Rückstand auf die Tabellenspitze haben. Wenn es uns gelingt, als Team weiter zusammenzuwachsen, gehe ich davon aus, dass wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben werden. 35 Punkte müssen wir holen, alles Weitere wäre ein Bonus.

Warum Frank Marwitz seine Lebensweise verändert hat

Abschließend noch eine persönliche Frage: Was hat Sie dazu bewogen, seit 261 Tagen keinen Tropfen Alkohol mehr zu trinken?

Ich habe in den vergangenen anderthalb Jahren 26 Leute mit beerdigt, darunter waren auch einige ehemalige Mitspieler. Diese sind nicht an einer unheilbaren Krankheit gestorben, sondern weil sie einfach falsch gelebt haben. Am Rosenmontag habe ich beschlossen, dass ich so nicht enden möchte und etwas in meinem Alltag verändern muss.

Inwiefern haben Sie Ihre Lebensweise verändert?

Ich trinke nicht nur keinen Alkohol mehr, sondern habe auch meine Ernährung komplett umgestellt und versuche, weitgehend auf Zucker zu verzichten. Außerdem mache ich vier- bis fünfmal pro Woche Sport. Mittlerweile stehe ich auch am Wochenende früh auf und setze mich aufs Fahrrad. Das wäre mir vor einem Jahr niemals in den Sinn gekommen.