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Ein hartes JahrWie sich Zülpichs Robin Ritz nach dem Kreuzbandriss zurückkämpft

Lesezeit 5 Minuten
Das Bild zeigt Robin Ritz, wie er mit der linken Schulter gegen einen blauen Gummiball drückt. Der Ball wird von seinem Trainer gehalten.

Mit einem großen Gummiball als Prellbock simulieren Fußballer Robin Ritz (l.) und sein „Personal Trainer“ Oscar Baixo einen Zweikampf.

Robin Ritz kämpft nach seinem Kreuzbandriss für sein Comeback beim TuS Zülpich. Wichtiger Faktor: sein „Personal Trainer“ Oscar Baixo.

8,5 Millimeter – also nicht mal ein Zentimeter – dick ist die Sehne aus dem Oberschenkel von Robin Ritz, die seinem rechten Knie neue Stabilität gibt. Der Fußballer des TuS Zülpich arbeitet elf Monate nach dem Kreuzbandriss an seinem Comeback.

Für das Landesliga-Derby gegen den SC Germania Erftstadt-Lechenich wird es für Ritz noch nicht reichen, aber spätestens „in ein paar Wochen“ will er nicht mehr nur in der Reha schuften und mit der Mannschaft trainieren, sondern auch wieder um Punkte kämpfen.

Sollte der Plan des 31-Jährigen aufgehen, wird sein letztes Pflichtspiel dann ziemlich genau zwölf Monate zurückliegen. Am 1. Oktober 2023 riss bei einer unglücklichen Abwehraktion das Kreuzband des Defensivspezialisten. „Datum und Schmerz haben sich eingeprägt. Beides werde ich nicht mehr vergessen“, sagt Ritz. Dabei war der Schmerz vor allem auf dem Platz intensiv.

Der Schmerz im Knie war erst groß, dann weg und dann ging nichts mehr

Nach der Auswechslung, am Spielfeldrand, habe sich die 1:3-Niederlage gegen RW Ahrem an diesem Tag viel schmerzvoller angefühlt. Sogar Auto sei er danach noch gefahren. In der Einfahrt sei dann aber nichts mehr gegangen – im wahrsten Sinn. Aussteigen unmöglich. Seine Frau brachte ihm Krücken, noch am Abend ging es ins Krankenhaus. Nach dem MRT war es traurige Gewissheit: Kreuzbandriss, Innenbandverletzung und angeschlagener Meniskus.

„Ich hatte vorher noch nie etwas am Knie. Wahrscheinlich wusste ich auch deshalb, dass es mich schlimmer erwischt hat“, erinnert sich Ritz an die Sekunden nach der Verletzung. Weil dann die Schmerzen recht schnell wieder weg waren, keimte kurz Hoffnung auf, dass sich sein Gefühl getäuscht habe. Hatte es nicht. Am 9. November wurde Ritz in Köln am Knie operiert.

Das Bild zeigt Robin Ritz, der einen 15 Kilo schweren Sack trägt.

Blut, Schweiß und Tränen: Die Reha hat Robin Ritz viel Kraft gekostet.

Das Bild zeigt Robin Ritz beim Training mit Oscar Baixo.

Der Zülpicher Robin Ritz arbeitet hart an seinem Comeback nach seinem Kreuzbandriss am 1. Oktober 2023 im Spiel gegen RW Ahrem. Der 31-Jährige wird dabei von Trainer Oscar Baixo (r.) unterstützt.

Sobald es das frischoperierte Bein zuließ, begann der 31-Jährige mit der Reha. Immer das Ziel vor Augen, für den TuS in der Landesliga zu spielen. „Das wollte ich mir nicht nehmen lassen. Der TuS ist mein Heimatverein, hier spiele ich seit der E-Jugend“, so Ritz, der nach eigenen Angaben nicht eine Sekunde daran gedacht hat, die Schuhe an den Nagel zu hängen. Wohl auch, weil das Spiel in Ahrem nicht das letzte sein sollte. Es setzte nämlich nicht nur eine Niederlage, aus der Szene, in der sein Kreuzband riss, resultierte auch noch ein Gegentor.

Also arbeitete Ritz zunächst in der Reha an seinem Comeback, kontaktierte zudem aber schon vor der Operation Oscar Baixo. Der spielte gegen Ritz' Trainer David Sasse vor Jahren schon mit dem SV Zülpich, ist „Personal Trainer“ in Lechenich und ein ziemlicher Fitnessjunkie. Seit Juni nimmt der 37-Jährige den TuS-Spieler nun zweimal pro Woche unter seine Fittiche.

Die Zeit nach dem Kreuzbandriss macht dich mental fertig. Das ist eine emotionale Achterbahnfahrt.
Robin Ritz, Fußballer beim TuS Zülpich

„Die Zeit nach dem Kreuzbandriss macht dich mental fertig. Das ist eine emotionale Achterbahnfahrt“, erklärt Ritz. Und die sei noch nicht beendet, weil der Kopf immer noch nicht bei 100 Prozent sei. Aber er fühle sich auf einem verdammt guten Weg – auch dank Oscar Baixo.

„Ich habe für Robin ein komplett individuelles Trainingskonzept erstellt“, sagt Baixo, der nach eigenen Angaben Kunden im Alter von fünf bis 82 betreut. Bei Bedarf auch jünger oder älter, sagt er. Vor jeder Einheit erkundigt er sich, wie es dem 31 Jahre alten Defensivspezialisten des TuS Zülpich geht. Schließlich fährt Ritz zusätzlich zu den Einheiten in Lechenich noch Fahrrad, joggt und nimmt seit einigen Wochen wieder am Mannschaftstraining des Landesligisten teil. Dabei höre er immer auf seinen Körper.

TuS Zülpich: Robin Ritz hört beim Reha-Programm auf seinen Körper

Gerade zu Beginn habe er auch pausiert oder mal eine Übung ausgelassen. Nach einer der jüngsten Trainingseinheiten auf dem Kunstrasenplatz in Zülpich hatte Ritz nach eigenem Bekunden zwar keine Schmerzen im Knie, dafür aber im Fuß. Nichts Schlimmes, aber auch nicht gerade angenehm. „Ich habe mir jetzt neue Fußballschuhe bestellt. Ich setze künftig wieder auf den traditionellen Copa Mundial“, erklärt Ritz, der nun seit 21 Jahren beim TuS aktiv ist.

Von seinem Trainer David Sasse verspüre er überhaupt keinen Druck. „Natürlich erkundigt sich David, wie es mir geht, wie ich mich fühle, aber nicht mehr. Wir haben ausgemacht, dass ich zunächst in der zweiten Mannschaft Spielpraxis sammeln soll“, berichtet Ritz. Einen konkreten Spieltag dafür haben weder er noch Sasse noch Marc Altendorf als Coach der Reserve im Blick.

Bis es so weit ist, werden bei „Personal Trainer“ Baixo noch viele Schweißperlen fließen, auch wenn die Muskulatur schon wieder zurück ist. „Wenn er den Oberschenkel im Stehen anspannt, ist da wieder eine Falte über dem Knie. Das sind Erfolgserlebnisse, die einfach mega sind“, so Baixo. Das nächste persönliche Erfolgserlebnis soll dann das Comeback werden – erst in der Reserve des TuS, dann in der Landesligamannschaft.

Zuvor soll aber noch ein mannschaftliches Erfolgserlebnis folgen. Am Sonntag will der TuS im Derby gegen Erftstadt in die Erfolgsspur zurückkehren. Dann wird der 31-Jährige Daumen drücken. Die Fingermuskeln haben in den vergangenen elf Monaten nämlich nicht gelitten.


Landesliga-Derby zwischen TuS Zülpich und Erftstadt-Lechenich

Sowohl für den TuS Zülpich als auch für den SC Germania Erftstadt-Lechenich ist das direkte Duell am dritten Spieltag von großer Bedeutung. Der TuS hat einen Punkt auf dem Konto, die Germania ist bisher zweimal als Verlierer vom Platz gegangen. Am Sonntag kommt es um 15.30 Uhr zum Landesliga-Derby. Der TuS hat das Duell vor einigen Wochen im Pokalhalbfinale mit 5:1 für sich entschieden.

Ein Erfolg, für den sich die Mannschaft von David Sasse am Sonntag nichts kaufen kann. Entsprechend dürfte es im Vorfeld keine große Rolle mehr spielen. Der TuS kassierte übrigens gegen die Sportfreunde Düren am vergangenen Sonntag die erste Niederlage seit knapp sechs Monaten. Entsprechend motiviert dürften die Römerstädter sein, eine neue Erfolgsserie zu starten. Am besten schon gegen Erftstadt.