Nach KrankheitJörg Piana in neuer Rolle wieder auf dem Fußballplatz
Kreis Euskirchen – Jörg Piana hat die Liebe zum Fußball wiederentdeckt. Es dauerte aber länger als 90 Minuten. Piana schoss 2003 den SV Nierfeld im Elfmeterschießen in die Bezirksliga. Später führte er die Reserve seines Heimatvereins als Trainer in die Bezirksliga. In der gleichen Liga coachte er den Kaller SC. Zuletzt war er Trainer bei der Sportgemeinschaft 92, bevor er sich aus dem Fußballgeschäft zurückzog.
Nach außen wirkte Piana zu diesen Zeitpunkt unzerbrechlich, in sich ruhend trotz aller Emotionen auf dem Platz. Alles wie immer in seinem Fußballleben. Wie es um das Seelenleben des 49-Jährigen bestellt war, wusste damals kaum jemand. Burnout, Depressionen. Fußball war längst zur belastetsten Nebensache der Welt geworden. Piana zog sich zurück, kümmerte sich um sich, eröffnete einen Blog, in dem er über seine Krankheit berichtete, reiste durch Europa, fand zu sich zurück - und entdeckte die Liebe zum Fußball wieder. In der ersten Runde des Kreispokals war Piana nun zurück auf dem Platz - als Schiedsrichter.
Er leitete die Partie zwischen der SG Billig/Veytal und des SG Mutscheid/Effelsberg/Houverath (6:3), verteilte Gelbe Karten und gab zwei Elfmeter - es hätte wohl langwelligere Premieren geben können. „Es hat richtig Spaß gemacht“, sagte der nun unparteiische Piana, der eher durch Zufall auf den Gedanken kam, den Schiedsrichterlehrgang zu absolvieren. Er habe sich eigentlich nur das Kreisliga-C-Spiel zwischen Nierfeld und Kall anschauen wollen. Doch es sei kein Schiedsrichter gekommen und so hätten die beiden Trainer ihn gefragt, ob er nicht pfeifen könne. „Anscheinend habe ich meine Aufgabe ganz gut gemacht. Alle waren jedenfalls zufrieden“, sagt Piana schmunzelnd.
Als hätte Facebook danach eine personalisierte Werbung ausgespielt, entdeckte der 49-Jährige den Hinweis des Fußballkreises in den Sozialen Netzwerken, dass ein Schiedsrichterlehrgang starte. Piana meldete sich an, meisterte das Wochenende mit Bravour und ist nun Schiedsrichter. „Er ist mir sofort positiv aufgefallen“, sagte Uwe Stark, Schiedsrichter-Obmann im Kreis.
Stark schaute sich auch das Pokalspiel in Billig an. Und war wieder begeistert: „Jörg hat das super gemacht. Respekt zu einem solchen Premiere“, so Stark, der nach nur einem Spiel davon ausgeht, dass Piana schon bald in der Kreisliga A zum Einsatz kommen wird.
Erste Pokalrunde
: SV Nierfeld II – SV Rinnen 4:2, TuS Dom-Esch – Sportfreunde 69 3:7, SSC Satzvey – TB-SV Füssenich – Geich 1:2, SG Dahlem-Schmidtheim – SG Oleftal 2:0 W., SSC Firmenich – SV Sötenich II 2:3, Kaller SC – SG Rotbachtal/Strempt 2:7, SG Blankenheimerdorf-Erfthöhen – DJK Dreiborn 1:2, Niederelvenich-Mülheim-Wichterich – Türk Gencligi 0:12, TuS Ülpenich – SV Metternich 4:0, SV Bronsfeld – SG 92 0:2, TSV Feytal – SC Roitzheim 0:6, SG Keldenich-Scheven – SV Schöneseiffen 3:2, SG Eintracht Eifel – DHO 2:5, SG Billig/Veytal – SG Mutscheid/Effelsberg/Houverath 6:3, SV Weyer – SF Wüschheim-Büllesheim 1:3, SV Sistig-Krekel – JSG Erft 0:10. (tom)
Pianas Voraussetzungen einer der beliebtesten Schiedsrichter im Kreis zu werden sind gut. Er war Spieler, er war Trainer - weiß daher, dass Emotionen auf dem Spielfeld und an der Seitenlinie dazugehören, kann genau diese Gefühlsausbrüche einordnen. „Ich lasse gerne auch schon mal eine Situation laufen. Zumindest habe ich mir das vorgenommen“, sagt er.
Zwei Elfmeter gepfiffen
Bei seiner Pflichtspielpremiere ließ er seinen Worten Taten folgen. Er redete mit den Spielern, erklärte und wurde sofort klarer in seiner Ansprache als die Akteure versuchten, die lange Leine auszureißen. Und die beiden Elfmeter? Beides klare Angelegenheiten. „Beim Elfmeter für Billig ging es nur darum, ob es innerhalb des Strafraums war oder nicht. Da aber schon zu Beginn des Fouls die Kreide hochspritzte, war klar, dass es ein Elfmeter war“, so der Schiedsrichter. Und die Proteste der Mutscheider hielten sich sehr im Rahmen hielten - ebenfalls immer ein deutliches Zeichen, dass die Entscheidung richtig war.
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„Ich möchte dem Fußball etwas zurückgeben“, so Piana. Das Schiedsrichterdasein habe den Vorteil, dass der Zeitaufwand geringer sei als als Trainer. „Ich komme eine halbe Stunde vor dem Spiel, mache mein Ding und bin wieder weg“, erklärt der 49-Jährige. Als Coach habe man mindestens zweimal pro Woche Training plus Spiel. Dazu komme, dass man sich um viele Dinge kümmern müsse. Es arte schnell in Stress aus - etwas was er versuche zu vermeiden.
Denn Piana war nie und ist es nicht: unzerbrechlich. Aber dafür wohl ein ziemlich guter Schiedsrichter, der sein gelbes Hemd nicht in die Hose stopft und damit schon den Respekt der Spieler gewinnen dürfte.