Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Fußball-Bezirksliga 3Die Spieler des SV Nierfeld sind die Stehaufmännchen der Liga

Lesezeit 5 Minuten
Spieler des SV Nierfeld feiern einen Torerfolg. Sie tragen weiße Trikots und weiße Hosen.

Holten neun von zwölf möglichen Punkten in der Rückrunde: die Spieler des SV Nierfeld.

Der SV Nierfeld lässt die Konkurrenz im Abstiegskampf der Fußball-Bezirksliga 3 trotz widriger Umstände seit Jahren hinter sich.

Es ist schon ein kleines Phänomen, was sich Jahr für Jahr im Schleidener Tal in schöner Regelmäßigkeit wiederholt. Seit geraumer Zeit wird der dort beheimatete Bezirksligist SV Nierfeld von den Experten im Vorfeld einer Saison mantraartig als einer der ersten, wenn nicht gar der erste Abstiegskandidat genannt. Mit dem Resultat, dass es am Ende immer andere Vereine erwischt, während die Schwarz-Weißen den Konkurrenten nach dem letzten Spieltag (oder manchmal sogar schon einige Runden früher) eine lange Nase drehen.

Auch im laufenden Wettbewerb sieht es wieder ziemlich gut für die Nierfelder aus, denn der Vorsprung auf den akut gefährdeten Bereich ist durch die unbezahlbaren Dreier gegen die Rivalen aus Dahlem-Schmidtheim, Lendersdorf und Ahrem auf stolze acht Zähler angewachsen. Sicherlich kein Ruhekissen, aber eine äußerst komfortable Ausgangssituation für die kommenden harten Wochen, die am Sonntag, 15.15 Uhr, zu Hause mit dem kreisinternen Vergleich gegen den SC Wißkirchen eingeläutet werden.

Was ist das Erfolgsgeheimnis des SV Nierfeld?

Dabei sind die Rahmenbedingungen rund um die Kloska-Arena längst nicht mehr so günstig wie zu Landesligazeiten und deutlich schlechter als beim Großteil der Mitbewerber – speziell aus dem Großraum Köln. Wo also liegt das Erfolgsgeheimnis? Und warum rangieren individuell besser besetzte Klubs aus dem Kreis, wie Rhenania Bessenich oder auch der SC Wißkirchen, momentan klar hinter dem SVN?

Einer, der die örtlichen Gegebenheiten und personellen Strukturen wie kaum ein Zweiter kennt, ist der langjährige Trainer Achim Züll. Für ihn ist das sportliche Abschneiden eng mit seinem Ex-Keeper und späteren Nachfolger Dirk Scheer verbunden. „Ich habe mir in diesem Jahr einige Partien angeschaut und kann nur sagen, dass Dirk einen Riesenjob macht. Er hat alle wichtigen Komponenten eingebaut und ich bin absolut überzeugt, dass sie die Klasse halten“, erklärt die Klublegende, die mit einem Augenzwinkern ergänzt: „Er hat sich aus unserer gemeinsamen Zeit ja auch einiges mitgenommen.“

Trainer Dirk Scheer deutet mit ausgestrecktem Arm aufs Spielfeld. Links sind ein Fußballtor und Zuschauer zu sehen.

Hat seinem Team die entscheidenden Werte vermittelt: Dirk Scheer.

Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass Scheer als Person genau die Werte vertritt, die exakt zu seiner Mannschaft und den ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten passen. Im Vergleich zu Züll, der in seinem Kader auch stets hohe fußballerische Qualität vorfand, muss Scheer die vorhandenen Defizite vor allem mit einem ausgleichen: harter und ehrlicher Arbeit. „Diese Disziplin lebt er den Spielern, aus denen er ein funktionierendes Team geformt hat, an der Seitenlinie vor“, weiß Züll.

Kontinuität im Nierfelder Vorstand und im Trainer-Team

Neben Erfolgsgarant Scheer gibt es allerdings auch noch andere wichtige Figuren wie Assistent Vincent Rick und Jürgen Hallmann – den Coach der zweiten Mannschaft, der gleichzeitig als Torwarttrainer fungiert. Aus dieser Konstellation ergab es sich fast zwangsläufig, dass im Verhältnis zwischen der Ersten und der Reserve eine bis dato nicht vorherrschende Harmonie Einzug gehalten hat. Das Trio bildet nämlich seit vielen Jahren ein eingespieltes Team und steht damit genauso für Kontinuität wie der Vereinsvorstand um Präsident Kalle Büser.

Wir wissen, was wir können; aber auch, was wir nicht können.
Stephen Kinnen, Kapitän SV Nierfeld

„In der aktuellen Besetzung sind wir bestimmt schon seit über einem Jahrzehnt zusammen. In dieser Zeit ist ein wahnsinniges Vertrauensverhältnis entstanden, jeder kann sich blind auf den anderen verlassen“, berichtet der zweite Vorsitzende Martin Kerkau. Aus diesem Gefühl der inneren Geschlossenheit ziehe man Jahr für Jahr die Kraft, auch gegen immer neue Widrigkeiten anzukämpfen. „Wir sind zum Beispiel aus der Flutkatastrophe gestärkt herausgekommen – auch weil wir großartige Unterstützung aus ganz Deutschland erfahren haben.“

Echte Zweifel an den Fähigkeiten des eigenen Personals – auch an der in der Bezirksliga kickenden Belegschaft – seien daher nie ein Thema gewesen. „Wir haben stets an uns und unseren Weg geglaubt. Aussagen, dass wir als Abstiegskandidat gehandelt werden, kamen nie aus dem Umfeld des Vereins“, stellt Kerkau klar.

Das Selbstvertrauen gründet sich natürlich auch auf die Leistungen der Vergangenheit, als es der SVN bis in die Mittelrheinliga schaffte. „Die letzten zwei Jahrzehnte sprechen für sich. Der SV Nierfeld steht für Stabilität und Nachhaltigkeit“, sagt Kerkau, der aber im gleichen Atemzug betont, dass die derzeitige erfreuliche sportliche Situation die handelnden Personen nicht zur Blauäugigkeit verleite. „Wenn man die Liga halten möchte, muss man gegen die Kontrahenten auf Augenhöhe punkten. Das ist uns auch schon zu Beginn der Hinrunde gelungen, ehe wir eine längere Durststrecke zu überstehen hatten“, mahnt das Vorstandsmitglied zur Bescheidenheit.

Auch den Abschied von Toptorjäger Tomas Delcio Mateus verkraftet

In die gleiche Kerbe haut SV-Kapitän Stephen Kinnen, der den Zusammenhalt in der Truppe für das wichtigste Teil im gesamten Puzzle erachtet. „Jeder macht für den anderen die Meter. Das funktioniert auch deshalb so reibungslos, weil der Trainer großen Wert auf unsere Fitness legt. Wir wissen, was wir können; aber auch, was wir nicht können“, charakterisiert der Leistungsträger den Teamspirit. Die Bodenhaftung werde mit Sicherheit keiner verlieren, glaubt Kinnen: „Wir wissen, dass es ein guter Start in die Rückrunde war, mehr aber auch nicht.“

Zu dieser unaufgeregten Grundhaltung gehören zwei elementare Faktoren: Im Erfolgsfall hebt niemand ab, in Zeiten des Misserfolgs verfällt niemand in Panik. Dies gilt auch für unvorhergesehene Rückschläge wie den Abschied von Toptorjäger Tomas Delcio Mateus oder die schwere Verletzung des neuen Keepers und Hoffnungsträgers Niklas Maubach, die die Teamkollegen mit vereinten Anstrengungen bisher irgendwie ausgleichen konnten.

Und auch wenn Dirk Scheer in der Kabine manchmal laut werden muss, um seine Jungs wachzurütteln: Unter dem Strich ließ eine Reaktion auf dem Spielfeld nie lange auf sich warten. Deshalb deutet vieles darauf hin, dass die Stehaufmännchen der Liga mindestens ein weiteres Jahr erhalten bleiben.