Integration im FreibadGeflüchtete Kinder lernen in Kirchheim Schwimmen
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Viele geflüchtete Kinder können nicht schwimmen. Drei junge Frauen aus Kirchheim wollen das ändern.
Zum einen wollen sie den Kindern so über traumatische Ereignisse während der Flucht hinweghelfen.
Zum anderen sagen sie, gehört Schwimmenlernen zur deutschen Kultur.
Euskirchen-Kirchheim – Für die Schulkinder des Kreises haben endlich die lang ersehnten Sommerferien begonnen. Zugegeben, der Sommer glänzte in der ersten Ferienwoche eher durch Abwesenheit: Sonnenstrahlen, warme lange Sommertage und Wärme ließen im Juli auf sich warten.
Dennoch: Im Waldfreibad der Steinbachtalsperre hat sich trotz Wolken und kühlen Temperaturen schon in den frühen Morgenstunden eine kleine Schwimmgruppe versammelt. Der „Verein der Freunde und Förderer des Waldfreibades Steinbachtalsperre Euskirchen“ hat in Kooperation mit der Euskirchener Schwimmschule Wellenbrecher einen Kurs für geflüchtete Kinder initiiert.
Gisela Schmitz, zweite Vorsitzende des Fördervereins, führt mit diesem Angebot die Idee aus dem Jahr 2017 fort. Schon damals wurde der Kurs sowohl von Kindern als auch den Eltern gut angenommen. Die Kinder verlören so ihre Ängste vor dem Wasser: Vor zwei Jahren beispielsweise habe ein Kind an dem Kurs teilgenommen, das in der Vergangenheit einen Ertrinkungsunfall miterleben musste.
Solche Geschichten waren für Schmitz Anlass genug, auch fernab von der Bezuschussung von Material etwas zu bewegen: „Uns war es wichtig, nicht immer nur Bänke oder Kehrmaschinen zu spenden“, sagt sie: „Und gleichzeitig sollen die jungen Teilnehmer natürlich auch etwas von unserer Kultur erfahren. Und dazu gehört nun einmal auch das Schwimmenlernen.“
In das kalte Wasser springen
Also stehen sie hier: Drei Mädchen und ein Junge zwischen sieben und elf Jahren, neugierig und bereit, das Schwimmen zu lernen. Sozusagen ins kalte Wasser zu springen — an diesem Morgen ist das wörtlich zu nehmen. Die Kinder haben sich am Beckenrand versammelt und begegnen den eisigen Temperaturen erst einmal mit Aufwärmübungen auf dem Rasen, bevor es im Schnelldurchlauf unter die Duschen und danach ins Wasser gehen soll.
„Wir machen jetzt einen Tornado“, leitet Luna Schridde die jungen Teilnehmer im Becken an. Die Abiturientin arbeitet als Schwimmlehrerin in der Schwimmschule ihrer Mutter Simone Schridde, die den Kurs diese Woche von Land aus beobachten muss. Sie habe sich verletzt. Ein Kreuzbandriss mache es ihr nun unmöglich, mit im Wasser zu sein, bedauert sie. Doch sie habe ein gutes Team, das perfekt eingespielt sei.
Die drei Schwimmlehrerinnen Luna, Lea und Meike haben bereits unzähligen Kindern das Schwimmen beigebracht. Eine von ihnen taucht nun unter, paddelt mit den Armen, erzeugt einen Strudel. Die Kinder machen es ihr nach, lachen, verlieren nach und nach die Scheu vor dem Wasser und die Bewegungen wärmen auch ein bisschen. Bitter nötig bei 17 Grad Wassertemperatur.
Highlight ist die Rutsche
Doch trotz der Kälte sind die Schwimmschüler neugierig und begeben sich mutig in die Arme der drei jungen Lehrerinnen, legen sich voller Vertrauen auf Schwimmnudeln und Styropor-Bretter, üben den Froschbeinschlag, tauchen Mund und Nase unter Wasser und machen Blubberblasen. Ein Highlight ist eine Runde auf der Rutsche und einige wagen diese bereits ohne Hilfe durch die Schwimmlehrerinnen. Luna Schridde lobt und motiviert ihre Schüler, doch dann wird es einfach zu kalt. Jetzt heißt es erst einmal heiß abduschen und warm anziehen.
Luna, Lea und Meike sind zufrieden. „Jedes Kind sollte meiner Meinung nach schwimmen lernen“, sagt die 19-jährige Lea und ist froh über das Angebot des Fördervereins. Zum Abschluss setzt sich die Gruppe noch bei einem kleinen gemeinsamen Frühstück zusammen. Die ganze Woche werden die vier Kinder noch üben und lernen. Und am Ende steht dann das Seepferdchen-Abzeichen.