Bilanz zum 9-Euro-TicketSehnsucht nach Sylt stärker als nach der Steinbach
Kreis Euskirchen – Seit Donnerstag ist das 9-Euro-Ticket Geschichte. Die Stadtverkehrsgesellschaft Euskirchen GmbH, kurz SVE, zieht nach den drei Monaten ein durchwachsenes Fazit. Zwar seien in der Euskirchener Geschäftsstelle insgesamt rund 15.000 Tickets für den Aktionszeitraum an die Kunden verkauft worden, teilte Geschäftsführer Anno Schichler-Koep auf Anfrage mit: „Doch in unseren Bussen ist das nicht besonders spürbar aufgefallen.“ Zumeist habe sich der zusätzliche Andrang auf der Schiene eingestellt. „Die Leute haben das Ticket nicht gekauft, um an die Steinbach zu fahren“, stellt Schichler-Koep fest: „Stattdessen war es ja Thema, ob man damit bis nach Sylt kommt, um es überspitzt zu sagen.“
In den SVE-Bussen sei immer Platz genug gewesen, der Drang, mit dem 9-Euro-Ticket mal zu testen, wie man mit dem ÖPNV zur Arbeit komme, sei nicht so ausgeprägt gewesen, wie sich das die Initiatoren erhofft hätten – zumindest nicht in Euskirchen. „Sonderbusse mussten wir keine fahren lassen“, so Schichler-Koep. Zumeist sei das Ticket für den Freizeitverkehr genutzt worden, eher selten für den Berufsverkehr im Kreis. Es gebe aber bundesweit offenkundig einen großen Unterschied zwischen Stadt und Land sowie zwischen Bus und Schiene, resümiert Schichler-Koep.
Investitionen angemahnt
RVK zufrieden
Im Kreis Euskirchen stieg die Nachfrage nach dem 9-Euro-Ticket von Juni bis August kontinuierlich, teilt die RVK mit – ein Trend, der auch in den anderen Kreisen zu beobachten sei. Zu Problemen habe das nicht geführt, so ein Sprecher: „Das Fahrgastaufkommen war nicht viel höher und zu bewältigen.“ (sch)
In der Tat fragten viele Menschen kopfschüttelnd: „Was nutzt mir das 9-Euro-Ticket, wenn der Bus nur einmal am Tag durch mein Dorf fährt?“ Dennoch hat das Angebot nach Meinung Schichler-Koeps einen Zweck erfüllt: „Der Öffentliche Personennahverkehr ist dadurch verstärkt in den Fokus gerückt.“ Wie nachhaltig das sei, werde man sehen müssen.
Eine Nachfolgeregelung, wie etwa das viel diskutierte 365-Euro-Jahresticket, sei sicher wünschenswert – auch aus Sicht der SVE, so deren Geschäftsführer. Jedoch sei das für Land und Bund finanziell schwierig zu stemmen – ebenso für die Anbieter: Zwar würden die Einbrüche bei den Fahrgastzahlen infolge der Pandemie 2022 noch ausgeglichen, doch 2023 sei damit Schluss. Für die SVE kämen noch die Folgen der Flut dazu. Für 2023 rechne das Unternehmen mit Fahrgastzahlen, die bei 80 Prozent im Vergleich zu der Zeit vor der Flut lägen.
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Vorrangig müsse in das Angebot, in die Verkehrssysteme, in die Infrastruktur, Pünktlichkeit und allgemein in die Qualität des ÖPNV investiert werden, findet Schichler-Koep: „Wenn die Qualität stimmt, sind die Kunden auch bereit mehr zu zahlen als neun Euro im Monat.“