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KosNach Erdbeben am Pool übernachtet – Urlauber aus der Eifel erzählen

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Kreis Euskirchen/Kos – Der Schrecken kam in der Dunkelheit. Gegen 1.30 Uhr bebte in der Nacht zum Freitag in der Ägäis die Erde. Auf der griechischen Insel Kos sind bei dem Seebeben der Stärke 6,7 zwei Menschen ums Leben gekommen und mindestens 120 weitere verletzt worden.

Unverletzt überstanden die Flamersheimer Stefan Schaly und seine Söhne Maurice und Marcel das Beben. Die Ereignisse haben aber Spuren hinterlassen. Es sei eine schlimme Nacht gewesen, sagt Stefan Schaly: „Das war ein ganz komisches Gefühl. Meine Beine haben extrem geschlottert.“

Der Flamersheimer macht derzeit mit seinen Söhnen und seiner künftigen Frau in Kardamena Urlaub – etwa 20 Kilometer von Kos-Stadt entfernt. „Meine Verlobte Myssa Tekko und ihre Tochter Cynthia haben von dem Ganzen zunächst gar nichts mitbekommen. Ich habe mit Maurice Panik auf der Terrasse geschoben“, so Stefan Schaly. Sein älterer Sohn Marcel sei hingegen von einem etwas zu tief fliegenden Flugzeug ausgegangen und einfach im Bett im liegengeblieben.

Spätestens, als das Wasser vom kleinen Privatpool dann aber im Zimmer gestanden habe, sei klar gewesen, dass es sich nicht nur um ein Flugzeug gehandelt habe. „Die Leute konnten das Ganze dennoch zunächst nicht einordnen“, berichtet der Flamersheimer. Das Zimmer habe man wegen der Tsunami-Warnung nicht verlassen sollen. „Der Hauptpool des Hotels liegt praktisch am Meer.

Deshalb haben wir uns aus Angst vor einer Flutwelle dort nicht versammelt“, so Schaly. Das Erdbeben habe am Hotel nur kleinere Schäden verursacht. So seien die Überlaufgitter des Privat-Pools förmlich aus der Verankerung „gesprengt“ worden. „Eigentlich wollten wir in den kommenden Tagen einen Ausflug nach Kos-Stadt machen. Das lassen wir jetzt aber bleiben“, so der Flamersheimer.

Auch der Hellenthaler Markus B. verbringt seinen Urlaub derzeit auf der griechischen Ferieninsel Kos – genauer gesagt in Tigaki an der Nordküste. Der Ferienort liegt zehn Kilometer von Kos-Stadt entfernt. Auch hier bebte die Erde. Auch hier hinterließ die Nacht zum Freitag bleibende Urlaubs-Erinnerungen. „Ich kann mich an das Erdbeben vor 25 Jahren in der Eifel erinnern. Aber das war mit dem hier nicht zu vergleichen“, berichtet Markus B. am Freitag im Gespräch mit dieser Zeitung.

Das Beben forderte zwei Todesopfer und mindestens 120 Verletzte. An vielen Gebäuden entstanden Schäden.

Am 13. April 1992 erschütterte das Roermond-Beben mit der Stärke von 5,9 auf der Richterskala das Grenzgebiet. In Griechenland zeigte die Richterskala eine Stärke von 6,7. „Das Bett hat hin und her geschaukelt. Das war unheimlich“, so der Hellenthaler.

Im Gegensatz zu den Flamersheimern in Kardamena wurde der Hellenthaler aufgefordert, das Zimmer – sogar das Hotel – zu verlassen. „Wir haben uns alle vor der Rezeption getroffen und sind dann nach draußen gegangen. Das waren immerhin etwa 500 bis 600 Gäste. Bemerkenswert war, wie ruhig alle geblieben sind“, so Markus B.

Die Nacht habe er mit den anderen Gästen am Pool unter dem Sternenhimmel verbracht. Geschlafen habe er nicht – wie die meisten Gäste. Nur die Kinder, so Markus B., hätten irgendwann die Augen zubekommen. „Von den Temperaturen war das überhaupt kein Problem. Vielmehr war es das Erlebte, was mich nicht hat schlafen lassen“, so der Hellenthaler, der seit einer Woche auf Kos ist. Auch in seinem Hotel seien die Überlaufgitter des Pools aus der Verankerung gerissen worden. Ein Pool sei zudem nach dem Beben halb leer gewesen.

Die Gelassenheit der Gäste und des Hotelpersonals sei auch während der Nacht und den Nachbeben, die bis in die Morgenstunden immer wieder die Insel erschütterten, beeindruckend gewesen. „Es gab überhaupt keinen Stress und der Zusammenhalt war toll. Hier hat jeder jedem geholfen“, so der 44-Jährige.

Den gestrigen Freitag verbrachte der Hellenthaler zeitweise am Strand. „Dort konnte man sehen, wie weit die Wellen vorgedrungen sind. Das waren bestimmt 25 Meter“, berichtet er.

Seinen Urlaub will er fortsetzen. Von Problemen bei der Rückreise habe er bisher nichts gehört. Die Stimmung unter den Einheimischen sei derzeit aber gedrückt.