Kreis Euskirchen – Manche Geburtstagsgeschenke sind etwas aufwendiger. So das, mit dem sich der Naturpark Nordeifel zu seinem 50. Geburtstag selbst beschert hat. Mit den belgischen Kollegen aus dem Naturpark Hohes Venn wurde in den vergangenen zwei Jahren ein Strategieplan ausgearbeitet, mit dem die Naturparke bis 2030 unter dem Titel Naturpark Hohes Venn-Eifel ein neues Gesicht bekommen sollen.
In einer Videokonferenz mit 60 Teilnehmern wurde das Konzept nun vorgestellt.
Vor allem die grenzüberschreitenden Maßnahmen sollen demnächst in den Fokus rücken. „In einer Zeit, in der so ein wichtiger Gedanke wie die europäische Zusammenarbeit bröckelt, ist es mir wichtig zu zeigen, dass es auch anders geht“, gab Manfred Poth, Vorsitzender des Naturparks Nordeifel die Richtung vor. Grenzüberschreitender Wissenstransfer und Zusammenarbeit seien wichtig. Multilateralismus sei keine Selbstverständlichkeit, könne aber dazu dienen, Nationalismen zu reduzieren.
In 50 Jahren sei in guter Zusammenarbeit an vielen Zielen gearbeitet worden, für Mensch und Natur, so Poth. Aber nach 50 Jahren sei es an der Zeit, die Ziele an gewandelte Rahmenbedingungen anzupassen. Noch immer machten Fördermittel an den Landesgrenzen halt. Es gelte, Barrieren abzubauen und Menschen mitzunehmen.
Alfred Ossemann, Präsident des Naturparks Hohes Venn-Eifel, sprach von „historischer Zusammenarbeit“ – und: „Die Idee eines grenzüberschreitenden Schutzgebietes ist hochaktuell.“ Vielen Menschen in der Region sei an der Weiterentwicklung gelegen.
Der Ablauf
Mehr als zwei Jahre dauerte der Prozess, den neuen Naturparkplan zu gestalten. Im April 2019 wurde mit Hilfe der Agentur neuland+ begonnen, ein neues Leitbild der Naturparke auszuarbeiten. Ab Dezember 2019 setzte Sabine Frank von der BTE Tourismusberatung den Prozess fort, um konkrete Projekte zu entwerfen. Nach einer Regionalkonferenz in Prüm und mehreren Workshops wurde im Dezember 2020 der Naturparkplan 2030 fertiggestellt.
Die konkrete Umsetzung
Als Handlungsfelder definiert wurden der nachhaltige Tourismus, Weiterbildung für nachhaltige Entwicklung und Kommunikation. Dazu wurden sechs Starterprojekte konzipiert, die teilweise bereits in diesem Jahr umgesetzt werden sollen.
Starterprojekte
Handlungsfeldübergreifend ist geplant, einmal jährlich an wechselnden Standorten ein Naturparksymposium zu veranstalten. Dabei sollen Vorträge, Arbeitsgruppen und Exkursionen zu Themenschwerpunkten angeboten werden. Dies soll zum ersten Mal 2022 geschehen. Anschließend sollen grenzüberschreitende Arbeitsgruppen mit verschiedenen Partnern konkrete Projekte und Maßnahmen umsetzen.
Mit einer neuen Vollzeitstelle werden die bereits ausgearbeiteten Starterprojekte umgesetzt. Diese wird von den Umweltministerien in NRW und Rheinland-Pfalz sowie der Region Lüttich paritätisch finanziert. Von dem zukünftigen Mitarbeiter sollen auch Fördergelder für die Umsetzung der Anschlussprojekte akquiriert werden.
Trekking
Bereits in diesem Jahr soll das in Deutschland erfolgreiche Projekt „Eifel-Trekking“ auch nach Belgien weiterentwickelt werden. Damit werde dem Trend Rechnung getragen, dass junge Menschen wandern wollen und die Übernachtung in der freien Natur einem Campingplatz vorziehen, so Dominik Hosters, Geschäftsführer des Naturpark Nordeifel in Nettersheim. 18 Plätze gibt es derzeit auf der deutschen Seite des Naturparks, die zu 90 Prozent ausgelastet seien. Drei derartige Plätze auf der belgischen Seite werden derzeit noch von der Forstverwaltung betrieben, aber demnächst an den Naturpark übergehen.
Der Naturpark
Der deutsch-belgische Naturpark Hohes Venn-Eifel hat eine Fläche von 2760 Quadratkilometern. Entstanden ist er aus dem Zusammenschluss der 1960 in Deutschland und 1961 in Belgien gegründeten Naturparke auf beiden Seiten der Grenze. Besiegelt wurde die Zusammenarbeit mit einem Staatsvertrag, den „Gemünder Verträgen“ zwischen den Landesregierungen von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen mit dem Königreich Belgien. 34 Kommunen liegen auf dem Gebiet der Naturparke.
Verwaltet wird der Naturpark von drei Geschäftsstellen in Nettersheim, Prüm und dem Besucherzentrum Botrange. In Deutschland sind insgesamt vier Vollzeit- und acht teilweise projektbezogene Teilzeitstellen vorhanden. Auf belgischer Seite sind fast 30 Mitarbeiter im Naturpark Hohes Venn tätig. (sev)
Barrierefreiheit
Ein weiteres Projekt sei die Barrierefreiheit, erläuterte Hosters. Hier soll mit einem Pocketguide die Information über barrierefreie Orte verbessert werden.
Jugend
Für Jugendliche von 14 bis 20 Jahren aus der Naturparkregion soll jährlich ein deutsch-belgisches Jugendcamp veranstaltet werden. Im Stil eines Workcamps sollen etwa 25 Teilnehmer eine Woche über Themen zum Klimaschutz arbeiten.
Expeditionen
Überarbeitet und weiterentwickelt werden die seit 25 Jahren etablierten Eifelexpeditionen. Dazu sollen neue Themen entwickelt, aber auch die Zertifizierungssysteme für Landschaftsführer vereinheitlicht werden.
Logo und Co.
Mit einer grenzüberschreitenden Kommunikationsstrategie sollen die Gebiete besser vernetzt werden. Ein grenzübergreifendes Logo, neue Imagetexte und Kernbotschaften sowie eine Wanderausstellung sollen 2022 umgesetzt werden.
Weitere Projekte
Darüber hinaus wurden acht Projekte definiert, die ab dem nächsten Jahr angegangen werden, zum Beispiel die naturparkweite Ausweitung der Sternenregion.