Der Kronenburger Künstler Wolfgang Martens stellt in seiner Galerie, dem Kunststall, „800 kleine spontane Zeichnungen“ aus.
Im KunststallKronenburger zeigt 800 kleine Skizzen
„800 kleine spontane Zeichnungen“ zeigt Wolfgang Martens in seiner neuen Halbjahresausstellung im Kronenburger Kunststall. Zu sehen sind Skizzen aus den Jahren 2010 bis 2023. Eigentlich seien es ja sogar an die 8000 Zeichnungen, allesamt im Format DIN A6, 10 mal 14 Zentimeter, das Viertel eines DIN-A4-Blattes, sagt Wolfgang Martens. Skizzen, schnell aufs Blatt geworfen mit dem Bleistift, doch in überwiegender Zahl mit blauem Kugelschreiber.
800 hat der 88-Jährige am Ende ausgewählt. Aufgehängt sind die Arbeiten meist in Zwölferblöcken im weißen Wechselrahmen. Diese formale Serialität verleiht dem Kunststall auf den ersten schnellen Blick vor allem im Obergeschoss, wo die Hängung besonders dicht ist, überraschend eine Art Delfter-Kachel-Optik. 800 von 8000 Skizzen aus 13 Jahren.
Was für andere Kunstschaffende das Hauptthema ihrer Arbeit sein könnte, ist für Wolfgang Martens nur das Bannen des Augenblicks: das Gesehene im Café, bei einem Restaurantbesuch, mal in Kronenburg, mal auf einer der vielen Reisen, die er vor allem mit seiner 2022 verstorbenen Frau Gisela unternommen hat. Tatsächlich aber begann das kreative Festhalten des Moments schon zu seiner Schul- und Studentenzeit, so Martens. „Wenn ich zum Beispiel im Restaurant sitze, dann komme ich da nicht ohne vier, fünf neue Skizzen raus“, meint er zum Tempo der grafischen Kurzarbeit.
In der Ausstellung über beide Ebenen seiner Galerie und in der Stube des angrenzenden alten Bauernhauses ist auf zerschnittenen weißen Rückseiten von DIN-A4-großem, vorderseitig bedrucktem oder beschriebenem Papier allerdings keine Art von Tagebuch zu sehen, obwohl alle Arbeiten nicht nur signiert, sondern auch datiert sind. Das ist eher ein Nebeneffekt.
Es geht nicht um Abbildung, sondern um Ausdruck
Vielmehr katalogisiert Martens so die Motive, die ihn beschäftigt haben, die ab und an zu Bildideen wurden, in aller Regel aber für sich stehen: Paare im Gespräch, Menschengruppen, Naturstudien und Architekturen, entdeckt vielleicht beim Blick aus dem Fenster.
Es seien immer Einzelstücke, nie Teile einer Bilderserie, betont Künstler und Galerist Wolfgang Martens. Sind Personen, Paare oder Passanten zu sehen, sind sie nie individualisiert. Es gehe ihm nicht um Abbildung, sondern um Ausdruck, so Martens. Gesichter werden so eher zu Masken.
Wolfgang Martens hat auch Bücher und Dokumente gesammelt
„800 kleine spontane Zeichnungen“ sind Teil der enzyklopädischen Kunstsammlung, bestehend aus Hunderten eigener Werke von Gisela und Wolfgang Martens, aus Ankäufen und Schenkungen, die das Ehepaar seit dem Kauf seines Kunststalls in Kronenburg 1987 aufgebaut hat. Dazu gehören auch Dokumente, Bücher und Veröffentlichungen von Autorengruppen, die sich im idyllischen Kronenburg trafen oder auch bei Autorenlesungen zu Gast waren.
Wolfgang Martens hat mit den Archivalien Vitrinen im Obergeschoss bestückt: zum „Kronenburger Literaturkreis“ mit unter anderem Heinrich Böll in den 1970er-Jahren, dem Literaturkreis des Kölner Verlags Kiepenheuer & Witsch oder auch zu den „Kelkheimer Literaten“ um Uta Franck, die nach Martens' Angaben zuletzt 2023 in Kronenburg tagten.
Am Sonntag wird diese Tradition im Kunststall fortgeführt – mit der Lesung von Rolf Lano und Herbert Pelzer im Rahmen der Krimitage„Nordeifel – Mordeifel“. Zuvor bietet Wolfgang Martens Führungen durch die Ausstellung an.
Die Ausstellung „800 kleine spontane Zeichnungen“ im Kunststall, Burgstraße 10, ist vom 6. September bis zum 21. April 2025 zu sehen. Öffnungszeiten: freitags 15 bis 18 Uhr, samstags 10 bis 13 und 15 bis 18 Uhr sowie sonntags 11 bis 13 und 15 bis 17 Uhr. Für die Krimilesung „Zwei Herren lesen im Kunststall“ mit Ralf Lano und Herbert Pelzer am Sonntag, 8. September, 19 Uhr, können noch Tickets im Internet geordert werden.