Auf den Weihern und Teichen im Quellgebiet der Urft bei Schmidtheim fühlen Kanadagänse sich wohl. Ihre Population steigt dort seit Jahren.
KanadagänseDie geflügelten Neubürger fühlen sich in der Eifel wohl
Der Urftweiher bei Schmidtheim im Quellgebiet der Urft an einem Sonntagnachmittag: Majestätisch ziehen in mehreren Gruppen 28 ausgewachsene Kanadagänse ihre Bahnen auf dem See. Weitere wachen auf einer kleinen Insel über ihre Küken, die damit begonnen haben, ihr Umfeld zu erforschen.
Plötzlich beginnt ein Ganter damit, kurze Trompetenstöße abzugeben. Immer mehr der Gänse versammeln sich um ihn herum in einer Ecke des Weihers. Dann, plötzlich, ein erneuter Trompetenstoß. Das ist das Signal für die ganze Schar.
Im Formationsflug startet die Gänseschar auf dem Urftweiher
Flügel schwingend und mit einem beachtlichen Trompetenkonzert laufen die Gänse dicht an dicht über den See, heben sich langsam in die Luft und fliegen im Tiefflug über die gesamte Länge des Weihers, bevor sie an dessen Ende abdrehen wie ein Flugzeuggeschwader nach dem Start und davonfliegen. Ihr Ziel: Felder und Wiesen in der Umgebung, auf denen sie ihren Speiseplan durch Gräser und Kräuter, gerne aber auch durch Getreide ergänzen.
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Mit offenen Mündern stehen Wanderer und Spaziergänger am Ufer des Weihers und beobachten das beeindruckende Naturschauspiel.
Noch vor zehn Jahren war der Anblick einer Kanadagans in der Eifel eine Seltenheit. Das hat sich in den vergangenen Jahren geändert. So sind die Großvögel etwa im Bereich des Urftweihers bei Schmidtheim und den Teichen im Bereich des Rotbachs mittlerweile so zahlreich geworden, dass sie zu einer echten Attraktion für Einheimische und Wandergäste geworden sind – vor allem in den Wochen, in denen sie ihre Brut großziehen.
Die Gänse lassen sich durch die Zuschauer kaum stören. Lediglich dann, wenn man ihnen zu nahe kommt, macht ein Ganter mit ausgebreiteten Flügeln und unmissverständlichen Lauten deutlich, dass er gewillt ist, seinen Nachwuchs energisch zu verteidigen. Die Kanadagänse fühlen sich auf den kleinen Gewässern zwischen Schmidtheim und Dalmerscheid offenbar wohl und brüten dort seit einigen Jahren sehr erfolgreich.
Diese Beobachtung hat auch Damian Graf Beissel, der Eigentümer des Urftweihers und der umliegenden Wälder, gemacht. Er bestätigt, dass die Zahl der Kanadagänse zugenommen hat. Eine exakte Zählung habe er nicht vorgenommen, aber um die 30 seien es gewiss. Wobei es in den Wintermonaten deutlich weniger seien.
Aus seiner Sicht ist das zunächst mal kein Problem, zumal es im Umfeld ja nicht die großen Ackerflächen gebe, durch die es Konflikte mit den Gänsen geben könne. Auch ob – und wenn ja, welche – Folgen die Zunahme der Kanadagänse für die Ökologie der Teiche haben kann, kann er nicht bewerten. „Ich kann ja nicht vorhersagen, wie sich das entwickelt.“
In früheren Jahren seien die Kanadagänse ein- oder zweimal bejagt worden. Doch im Moment habe er andere Sorgen. Die große Rotwild-Population in den Dahlemer Wäldern bereitet ihm deutlich mehr Kummer, erschwert sie doch den Waldumbau im Hinblick auf den Klimawandel. Daher sei es vor allem Rotwild, das vorrangig bejagt werde.
Wobei die Kanadagänse nicht die einzigen Zuwanderer in diesem Bereich sind. Immer wieder beobachtet Damian Graf Beissel auch Nilgänse (leicht zu erkennen am dunklen Augenfleck), die sich gerne mal am Schloss in Schmidtheim niederlassen.
Die Kanadagans ist ein Neozoon
Die Kanadagans ist ursprünglich im Norden Nordamerikas zu Hause und wurde in Europa durch den Menschen eingeführt. Damit zählt sie zu den Neozoen (gebietsfremde Arten), da sie Europa mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht aus eigener Kraft erreicht hätte.
Die ersten Exemplare wurden im 17. Jahrhundert in Großbritannien eingeführt, im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde die Art in Skandinavien eingebürgert. Sie brütet seit 1970 auch in Deutschland und hat seitdem ihr Vorkommen stark ausgedehnt. Laut Naturschutzbund gibt es in Deutschland zwischen 1700 und 2600 Brutpaaren.
Sie wird vom Bundesamt für Naturschutz als potenziell invasive Art eingestuft, da sie heimische Arten möglicherweise gefährdet. Sie zählt nach Bundesjagdgesetz zu den jagdbaren Arten. Der Nabu setzt sich dafür ein, dass sie wie andere Gänse- und Entenarten aus dem Jagdrecht entlassen und ins Naturschutzrecht übernommen wird.
Sie ist größer als die heimische Graugans, wird bis zu fünf Kilogramm schwer und ist damit die größte europäische Gänseart. Der Kopf ist schwarz, mit weißem Kehlfleck. Der Hals ist ebenfalls schwarz, Brust und Körper sind weißgrau bis leicht bräunlich. Sie hat eine Lebenserwartung von bis zu 20 Jahren. (ch/Quelle Nabu)