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Spektakel ohne MotorengeheulMit 70 Sachen düsen die Seifenkisten in Ahrdorf den Berg hinab

Lesezeit 4 Minuten
Seifenkisten werden am Seil gezogen und bilden eine lange Kette am Start. Im Hintergrund sind Zuschauer zu sehen.

Eine Seifenkistenkette: Mit dem Traktor werden die Boliden wieder bis zum Start gezogen.

650 Meter lang ist die Strecke des Seifenkistenrennens in Ahrdorf, sie hat elf Prozent Gefälle. Da braucht es Mut, Geschick und WD 40.

Der Rausch der Geschwindigkeit ist auch in der Eifel immer wieder bei verschiedenen Veranstaltungen zu erleben. Eine sehr umweltfreundliche Variante haben dabei die Ahrdorfer gewählt. Ohne Motorengeheul und quietschende Reifen stürzen sie sich mit ihren Seifenkisten den Berg hinunter. Was nicht minder spektakulär ist. Auch wenn die Piloten kein Gaspedal haben, haben sie nicht weniger Ehrgeiz als ihre motorisierten Kollegen.

Mut, Erfahrung und fahrerisches Geschick, ein stabiler und schneller fahrbarer Untersatz – und nicht zuletzt das Allround-Schmiermittel WD 40: Das sind einige der Komponenten, die beim Ahrdorfer Seifenkistenrennen zum Erfolg führen. Wobei eine gewisse Portion Risikobereitschaft nicht fehlen darf, denn auf der rund 650 Meter langen Strecke mit einem durchschnittlichen Gefälle von fast elf Prozent erreichen die Gefährte eine Geschwindigkeit von bis zu 70 km/h.

Auch beim Seifenkistenrennen hat die Digitalisierung Einzug gehalten

Seit den Anfängen in den 1980er-Jahren hat sich das Seifenkistenrennen professionalisiert. Ein Beispiel ist die digitale Zeitnahme, die auf die Hundertstelsekunde genau misst, in welcher Zeit die Piloten den Berg hinunterrasen. „Das ist bei den Besten auch notwendig“, betonte Hans-Josef Keul. So trennten in diesem Jahr den zweitplatzierten Ralf Ruland und Dietmar Schlecht auf dem dritten Platz gerade einmal vier Hundertstelsekunden. Den Tagessieg konnte sich Tim Schlecht sichern. Er löste Seriensieger Michael Keul ab, der sich mit Platz vier begnügen musste – aber die zweitbeste Zeit des Tages erzielte.

Die Seifenkiste der Rennmöhrchen steht auf der Startrampe.

Zahlreiche Seifenkisten waren liebevoll gestaltet.

Gegenüber dem vergangenen Jahr hatten sich die Organisatoren eine Neuerung einfallen lassen. „Wir haben ja schon das Rennen vom Mai in den August verlegt, aber auch da waren wir noch nicht sicher“, sagte Bernd Zimmer. Deshalb wurde am Samstag, als die Kinder ihre Rennläufe absolvierten, auch den Erwachsenen die Möglichkeit gegeben, zwei Wertungsläufe zu fahren. „Dann haben die, wenn das Wetter am Sonntag nicht mitspielen sollte, wenigstens zwei Läufe gefahren“, so Zimmer. Doch in diesem Jahr meinte es der Wettergott gut mit den Ahrdorfern. Lediglich der Samstagabend, als die Live-Band „Black Pearl“ für Stimmung sorgte, gab es einen heftigen Regenguss.

Bereits ab sechs Jahren dürfen Kinder auf einer eigenen Strecke mitfahren

Während die Erwachsenen wagemutig durch zwei Schikanen rasten, war die Strecke für die Kinder nur halb so lang. Das hatte eine deutlich verminderte Geschwindigkeit zur Folge, sodass bereits Kinder ab sechs Jahren auf Kettcars an dem Rennen teilnehmen konnten.

Eine Seifenkiste wird an der Startrampe festgehalten, damit sie nicht losrollt.

Der Fahrernachwuchs wurde über die selbstgebaute Startrampe auf die Piste geschickt.

Manfred Jehnen und Hans-Josef Keul schickten die Kinder über die selbstgebaute Startrampe auf die Piste. Beide sind selbst erfahrene Fahrer, und gerade Keul ist nicht wirklich unschuldig am Event. „Bernd Zimmer und ich waren im letzten Schuljahr. Wir haben uns in der Garage, wie man das damals so machte, eine zweisitzige Seifenkiste gebaut und sind durch das Dorf gefahren. Einer lenkte, einer bremste“, erinnerte sich Keul. Da habe sein Schwager Helmut Kracht vorgeschlagen, man könne doch um die Wette fahren. „So haben wir noch im Oktober 1975 zum ersten Mal das Rennen durchgeführt.“ Er selbst sei nicht mehr aktiv, aber seine Söhne fahren immer noch mit seiner ersten Seifenkiste.

Einmal im Jahr veranstalteten die Ahrdorfer ihr Rennen. Doch nach dem Rennen im Jahr 1982 gab es eine 20-jährige Pause. Erst 2002 ging es wieder los, seitdem ist das Seifenkistenrennen eine feste Größe im Veranstaltungskalender. 32 Erwachsene gingen dieses Mal an den Start, zudem 17 Kinder. Auch im Orga-Team können die Ahrdorfer sich über Nachwuchskräfte freuen.


Das sind die Sieger der Seifenkistenrennen in Ahrdorf

Beim Kinderrennen war Enrico Brandt mit einer Bestzeit von 31,64 Sekunden Tagesschnellster. Er konnte auch die Klasse bis 18 Jahre vor Moritz Bongart für sich entscheiden. In der Klasse bis 15 Jahre siegte Felix Kirstgen vor Leano Brück. In der Klasse bis zehn Jahre kam Lian Klein vor Julian Laville auf den ersten Platz.

Bei den Erwachsenen erzielte Tim Schlecht mit 51,47 Sekunden die schnellste Laufzeit und gewann auch die Klasse von 40 bis 101 Jahre vor Ralf Ruland und Dietmar Schlecht. Die Klasse bis 40 Jahre gewann Simon Kirstgen vor Jan Hulshof und Simon Jehnen. Als Mannschaft siegten Michael Keul, Ralf Ruland, David Brandt und Johann Thelen.