Nach der FlutTafel an Ahrdorfer Brücke erinnert an die Katastrophe im Ahrtal
Blankenheim-Ahrdorf – „Hier, in Ahrdorf, teilen wir den Schmerz all jener, die in den Fluten so viel verloren haben.“ So steht es auf der neuen Gedenktafel an die mehr als 130 Toten, die die Flut entlang der Ahr am 14. und 15. Juli forderte. Auf der oberen Ahrbrücke am Ortseingang wurde die Tafel im DIN-A3-Format vorgestellt.
„Wenn es die Gemeinde Blankenheim nicht gemacht hätte, hätten wir es getan“, sagt Ralf Ruland, Ortsvorsteher des 200-Einwohner-Ortes Ahrdorf. Er wirkt entschlossen. Doch wenn er von seinen Erinnerungen an die Flutnacht berichtet, ist ihm der Schrecken noch anzumerken. „Der Ort wurde von einem Hochwasser getroffen, das keiner von den Lebenden im Dorf bis dahin erlebt hatte“, so Ruland.
Wassermassen aus zulaufenden Bächen verschärften die Lage
Dass die Ahr immer mal wieder aus ihrem Bett springt, das sind die Anrainer in Ahrdorf und Ahrhütte gewohnt. Doch dieses Mal wurde nicht nur die ganze Brücke einfach überschwemmt. Häuser etwas oberhalb wurden zusätzlich von den Wassermassen aus zulaufenden Bächen geflutet.
An der Bücke stand allein das ufernahe Bürgerhaus eineinhalb Meter unter Wasser. Die Schäden sind noch nicht behoben. „Die Leute mussten sich einfach erst mal um ihre eigenen Häuser kümmern“, so Ruland verständnisvoll.
Dass er aufgrund all dessen dafür sorgen wolle, dass die Erinnerung an die Katastrophe nicht verblasst, sei ihm schnell klar gewesen, so Ruland: „1910 gab es ebenfalls ein extremes Ahrhochwasser, doch von damals gibt es keinerlei Fotos oder anderes mehr. Das wollen wir jetzt verhindern.“
Gemeinde lässt zweite Tafel an der Ahrquelle in Blankenheim anbringen
Bei der Gemeinde Blankenheim traf er mit dem Vorschlag, an der Ahrdorfer Ahrbrücke eine Gedenktafel anbringenzu lassen, auf offene Ohren. „Wir werden eine zweite an der Ahrquelle in Blankenheim anbringen lassen“, so Bürgermeisterin Jennifer Meuren. Symbolisch werde so an die Folgen des Hochwassers im gesamten Gemeindegebiet zwischen Quelle und Gemeindegrenze, die unterhalb von Ahrdorf mit der Landesgrenze verläuft, erinnert.
In Ahrhütte, Ahrdorf, durch weitere überlaufende Bäche auch in Lommersdorf und Rohr sowie an der Infrastruktur – Wege, Straßen, Kläranlagen – entstanden Schäden in Höhe von rund zehn Millionen Euro. Sieben Menschen starben auf dem unweit jenseits der Gemeindegrenze liegenden Campingplatz Stahlhütte unmittelbar am Ahrufer.
Kein falsches Pathos
Ein Fest für die Helfer
Ein Helferfest plant die Gemeinde Blankenheim für den 17. Juli. Das teilte jetzt Bürgermeisterin Jennifer Meuren mit. Zwischen 11 und 17 Uhr sind an der Lommersdorfer Mühle unterhalb von Ahrhütte alle vom Hochwasser Betroffenen aus dem Gemeindegebiet und alle Helferinnen und Helfer eingeladen. Essen und Getränke werden kostenlos sein. „Wir haben Bands für Live-Musik angefragt“, so Meuren. (sli)
Der Text auf der Tafel
Im Text auf der Tafel zum Gedenken an das Julihochwasser an der Ahr wird auf die Schönheit der Region, die am 14. Juli eine zerstörerische Kraft entwickelt hat, eingegangen. Dort heißt es:
„Hier, in Ahrdorf, teilen wir den Schmerz all jener, die in den Fluten so viel verloren haben. Auch unser Ort stand meterweise unter Wasser. (...)
Wir in der Gemeinde Blankenheim haben der Ahr viel zu verdanken. Sie schenkt Leben und verbindet uns miteinander. Die Quelle ist weit über unsere Grenzen hinaus berühmt. So wie der Wein, der weiter unten im Tal, dem Fluss und seinen Winzern alle Ehre macht. Die Ahr prägt unsere Gemeinden und die vielen historischen Ortskerne an ihren Ufern.
Sie wird weitersprudeln, als Geschenk der Natur. Aber sie mahnt uns zu verstehen, dass die Kraft des Wassers zerstörerisch sein kann. Und wir wissen: Das liegt auch an uns! An unserer Art zu leben und unserem Umgang mit der Natur. So wie wir mit diesem meist harmlosen Flüsschen verknüpft sind, tragen wir Verantwortung für das Wohl aller – der Menschen, der Tiere, der Pflanzen und ihrer bedrohten Lebensräume. Die Gemeinde dankt den vielen, die nach der Flut uneigennützig geholfen haben. Wir haben nicht nur eine schreckliche Welle der Verwüstung erlebt, sondern auch eine uns alle bewegende Welle der Solidarität und Nächstenliebe.
Das eine wie das andere soll unvergessen bleiben. Unser Blick auf die Ahr hat sich verändert. Unsere Freude aber bleibt, dass sie uns begleitet. Wasser ist Leben. Eine Quelle ist Hoffnung. Die Ahr bleibt unsere Heimat.“ (sli)
Die verwitterungsfeste Aluminiumplatte, die nun auf der Ahrbücke aufgestellt wird, enthält kein falsches Pathos. WDR-Autor Matthias Wegener und Michelle Karschat von der Gemeindeverwaltung haben sich um behutsame, aber klare Worte bemüht, die in der Schlussredaktion von Ortsvorsteher Ralf Ruland und Bürgermeisterin Jennifer Meuren freigegeben wurden.
So wurde – außer dem Gemeindelogo – auf jede Illustration verzichtet, obwohl es sicher genügend dramatische Motive gegeben hätte. Wer den Text lesen will, der muss vielmehr bewusst innehalten. Ob Ahrdorfer oder Wanderer: Sie werden über das Geschehen entlang der Ahr informiert. Sie lesen von der Anteilnahme, aber auch von der Bedeutung des kleinen Flusses als identitätsstiftend für die Anliegergemeinden, die Teil der Ahreifel sind. Und dass es zur Hochwasserkatastrophe vermutlich auch durch den menschengemachten Klimawandel gekommen ist.
Bürgermeisterin Meuren: „Müssen den Hochwasserschutz verbessern.“
„Diese beiden Tafeln gemahnen uns auch, dass wir dranbleiben müssen, den Hochwasserschutz zu verbessern“, so Meuren, die die rund 100 Euro für die Anfertigung aus dem Gemeindehaushalt absegnete.
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Apropos Hochwasserschutz: Schlimmeres verhinderte in Ahrdorf am 14. Juli die Brücke, die überflutet wurde und jetzt Ort des Gedenkens wird. In den 1980er Jahren war das einbogige Bauwerk um einen weiteren Bogen vergrößert worden. „Ich vermute, dass sie nur deshalb gehalten hat“, so Ortsvorsteher Ralf Ruland.
Dann nimmt er ein längliches Messingplättchen zur Hand. Darauf steht: „Hochwasser 14. Juli 2021.“ Er wird es direkt unter der Gedenktafel anbringen lassen. Es zeigt an, was damals geschah. Dann dreht er sich um: „Wir haben die Ahr bisher immer als unsere Heimat gesehen. Und das wird sie auch bleiben.“