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Baulücken schließenArchitekturstudenten entwickeln Ideen für Blankenheimer Ortskern

Lesezeit 3 Minuten
Die Studentinnen und Prof. Georg A. Poensgenstehen hinter und neben dem Modell des Ortskerns.

Ein maßstabgetreues Modell des historischen Ortskerns haben die Studentinnen unter der Leitung von Prof. Georg A. Poensgen (r.) entwickelt. Die farbig gekennzeichneten Bauten sind mögliche Lückenschlüsse..

Wo man in Blankenheim Baulücken schließen kann, haben sich Architekturstudierende angeschaut. Die Ergebnisse sind im Eifelmuseum zu sehen.

Wie kann man Leerflächen, Baulücken oder nicht genutzte Gebäude in Blankenheim für neuen Wohnraum nutzen? Sechs Architekturstudierende an der Hochschule Koblenz haben sich die Frage gestellt und Lösungen gefunden. „Mut zur Lücke“ heißt die Ausstellung ihrer Semesterarbeiten. Ihre Pläne und Modelle sind nun im Eifelmuseum an der Ahrstraße zu sehen.

Bei der gut besuchten Vernissage fasste Prof. Georg A. Poensgen, der in Marmagen auch ein Architekturbüro leitet, den Hintergrund der Arbeit zusammen: Es fehlen bekanntlich in Deutschland jährlich bis zu 250.000 Wohneinheiten, nur rund 150.000 werden neu geschaffen. Doch eine Studie unter anderem der renommierten TU Darmstadt zeige: Nutzt man die bundesweit vorhandenen Reserveflächen, könnten bis zu 1,33 Millionen Wohneinheiten geschaffen werden, ohne nur einen Quadratmeter Land neu zu versiegeln.

30 Baulücken könnten in Blankenheim geschlossen werden

Was im Großen gilt, gilt auch im Kleinen. Baulücken, Flächen, die nachverdichtet werden könnten, oder ungenutzte Nichtwohngebäude gibt es auch im historischen Ortskern zwischen Georgs- und Hirtentor, unterhalb der Burg und die Ahrstraße entlang bis zum heutigen Rathaus. Hangflächen des Lühbergs oberhalb der derzeitigen Bebauung oder in Richtung Tiergarten sind dabei noch unberücksichtigt. Sechs Studierende hatten sich nach einem Ortstermin in Blankenheim zu Semesterbeginn an die Arbeit gemacht und 30 maßstabgetreue Modelle von möglichen Lückenschlüssen entwickelt.

Das Foto zeigt ein Modell mit verschieden gestalteten Gebäudeteilen.

Mit einer fantasievollen Reihenbebauung aus Wohneinheiten könnte der Platz vor dem „Haus der Bodenordnung“ genutzt werden.

Blick auf das „Haus der Bodenordnung“.

So sieht der Blick auf das „Haus der Bodenordnung“ heute aus.

Am auffälligsten: Es gibt einige größere Plätze, die sich für eine Nachverdichtung eignen. Zum einen der Platz hinter dem Rathaus, auf dem eine neue Zeile mit Wohnhäusern entstehen könnte, ohne den Platz zur anschließenden Blockbebauung unterhalb des Curtius-Schulten-Platzes über Gebühr zu verkleinern.

Wohnhäuser sind samt Mittellücke an der Ahrstraße vorgesehen

Ähnliches gilt auch für die „Gute Stube“. Hinter dem Eifelmuseum – das Gelände ist derzeit eine Terrasse mit Abgang zum eigentlichen Platz – wäre ebenfalls eine Zeile mit neuen Wohnhäusern denkbar. Möglich ist auch eine Lückenschließung am Platzrand. Ganz neu wären diese Pläne für den Curtius-Schulten-Platz mit dem bestimmenden Gildehaus nicht. Ortshistoriker Markus Schmitz: „Hier standen einmal einige landwirtschaftlich genutzte Gebäude, die allesamt abgerissen worden sind.“ Auch Wohnbebauung könnte auf dem Areal gestanden haben.

Wie ihre Kommilitoninnen haben sich Lea Zimmer und Gabriela Malyschko den Ortskern angesehen. Sie haben sich die derzeit als Parkplatz genutzte Fläche vor dem „Haus der Bodenordnung“ an der Ahrstraße ausgeguckt. Eine Reihe fantasievoller zwei- bis dreigeschossiger Wohnhäuser samt Mittellücke würde die vordere Reihenbebauung an der Ahrstraße komplettieren. Im Erdgeschoss blieben Durchfahrtmöglichkeiten zur Parkebene dahinter erhalten.

Neuer Wohnraum entsteht auch durch Nutzung vorhandener Reserven

Die Ideen folgen den Richtlinien, die Poensgen vorgegeben hatte: Öffentliche Nutzung im Erdgeschoss mit Gastronomie, Einzelhandel, Dienstleistern. Darüber Raum für „das Wohnen mit Arbeiten, das Wohnen in Gemeinschaft, Wohneinheiten für junge Familien“. Zimmer und Malyschko haben zudem einen Dachgarten oder einen kleinen begrünten Innenhof in Obergeschosshöhe eingeplant.

Neuer Wohnraum im Ortskern – allein durch die geschickte Nutzung von vorhandenen Raumreserven – das begeisterte auch Bürgermeisterin Jennifer Meuren: „Da sieht man, welches Potenzial Blankenheim hat.“ Wohl wissend, dass die Bauleitplanung der Gemeinde nach wie vor auf die Ausweisung von Neubauflächen um gerade diesen Ortskern herum setzt. Bleibt die Frage, ob der Umbau des jetzigen Rathauses zu Wohnzwecken nach dem Umzug der Verwaltung in den einstigen Konsum eine der Ausnahmen bleibt.


„Mut zur Lücke“ im Eifelmuseum Blankenheim, Ahrstraße 53-55, ist bis Ende September zu sehen, montags bis freitags von 10 bis 16, samstags und sonntags von 9.30 bis 15 Uhr.