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Bad MünstereifelKreis-SPD-Chef Thilo Waasem greift Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian an

Lesezeit 5 Minuten
Die Bad Münstereifeler Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian.

Will Landrätin werden, sieht sich aktuell aber mit Vorwürfen zur Personalsituation in der Kurstadt konfrontiert: Sabine Preiser-Marian.

Thilo Waasem moniert die hohe Personalfluktuation bei der Stadt Bad Münstereifel und gibt der Bürgermeisterin die Schuld. Die widerspricht.

Die Vorwürfe sind heftig. Kreis-SPD-Chef Thilo Waasem, der in seiner Heimatstadt Bad Münstereifel Ratsherr ist, hat in einem Video Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian (CDU) scharf angegriffen. Die ist seit Dienstag offiziell Gegnerin von Landrat Markus Ramers (SPD), dessen Posten sie gerne hätte.

Hintergrund für das Video ist ein SPD-Antrag für den Haupt- und Finanzausschuss kommenden Dienstag. Aufgeschlüsselt haben möchten die Genossen die Personalsituation im Jahr 2024 bei der Stadt Bad Münstereifel. Die Entwicklung in der Verwaltung bereite ihm Sorge, sagte Thilo Waasem im Gespräch mit dieser Zeitung.

Für Waasem ist Personalsituation im Rathaus ein „riesiges Alarmsignal“

Im Video wird er deutlich. Jeder fünfte Beschäftigte habe das Rathaus verlassen. Fast das gesamte Ordnungsamt sei ausgetauscht worden. Die SPD habe mit einigen Betroffenen gesprochen, wie er dieser Zeitung gegenüber ausführt. Anhand dieser Schilderungen kommt Waasem zu dem Schluss, den er in dem Video äußert: „Die Bürgermeisterin treibt die Mitarbeitenden in die Flucht.“ Es herrsche ein „nicht förderliches Arbeitsklima, viele pfeifen aus dem letzten Loch“. Die „schlechte Führung wird zum Problem für die Stadt“, so Waasem.

Thilo Waasem spricht beim Kreisparteitag und hält ein Mikrofon in der Hand.

Erhebt massive Vorwürfe gegen die Bürgermeisterin: Thilo Waasem.

Als Beleg nennt er Themen, die nicht gut gehandhabt worden seien: die Situation am Kindergarten Houverath, der Grundschulneubau, die Arbeit des Ordnungsamtes und der Wiederaufbau der Erftmauern. Hinzu komme, dass die Bürgermeisterin in Sitzungen ihre Mitarbeiter bei kritischen Nachfragen vorführe und in die Pfanne haue. „Für uns ist das ein riesiges Alarmsignal, das kann so nicht weitergehen“, sagt Waasem.

Konfrontiert mit den Vorwürfen, zeigte sich Sabine Preiser-Marian geschockt und nimmt auch das Wort Verleumdung in den Mund. Die Ursache ist für sie klar: der Wahlkampf. „Ich hatte geahnt, dass er so wird, begrüße das aber nicht. Ich habe Sebastian Glatzel zu seiner Kandidatur beglückwünscht“, kommt sie auf den SPD-Bürgermeisterkandidaten für Bad Münstereifel zu sprechen. Unterstützt wird sie vom Fraktionschef der Kurstadt-CDU, Martin Mehrens, der sagt: „Das Video hatte nur das Ziel, die Landratskandidatin schon im Vorfeld zu beschädigen.“

Im Bürgerbüro kommt es derzeit vereinzelt zu Engpässen

Die Faktenlage laut Personalbericht widerspricht Waasems Behauptungen. Nicht 20 Prozent, sondern 12,34 Prozent der Belegschaft hat das Rathaus 2024 verlassen. Das ist laut Stadt eine akzeptable Quote. 26 Abgängen stehen 33 Einstellungen gegenüber. Dass das Ordnungsamt komplett ausgetauscht wurde, stimme auch nicht. Gleichwohl gebe es einen kompletten Wechsel im Bürgerbüro, der momentan auch dazu führt, dass es vereinzelt zu Schließungen kommt und Bürger ihre Angelegenheiten in Rathäusern umliegender Kommunen erledigen müssten. „Wir arbeiten an Lösungen“, sagt Sabine Rößler, Amtsleiterin Zentrale Dienste.

Was die Bürgermeisterin nicht verhehlt: Die Arbeitsbelastung in Bad Münstereifel ist seit Jahren hoch. Im ersten Haushaltssicherungskonzept habe man Personal abgebaut. Auch die Dezernatsebene wurde abgeschafft. Dadurch sind die Amtsleiter mehr in der Verantwortung. Diese und die Betriebsleiter sind die einzigen Mitarbeiter, die Preiser-Marian direkt unterstellt sind. „Mit den Führungskräften bin ich in einem guten Austausch“, sagt sie. Die Amtsleiter selbst hätten die Personalverantwortung für ihre Ämter. Dadurch sei die Hierarchie flach.

Den Vorwurf, die Bürgermeisterin habe Mitarbeiter in die Flucht getrieben, weist Preiser-Marian entschieden zurück: „Dem Personalrat liegt diesbezüglich nichts vor.“ Auch bei Kündigungen sei sie als Grund nicht genannt worden. Stattdessen habe das Video etwas anderes erreicht: Es habe zu extremer Verunsicherung geführt. „Das macht mir Sorgen. Eine kluge Politik bespricht solche Themen zum Wohle der Verwaltung intern und macht dies nicht zum Wahlkampfthema zulasten der Verwaltung“, so Preiser-Marian, die eines nicht will: einen schmutzigen Wahlkampf.


Personalbericht: 199 Beschäftigte sind bei der Stadt Bad Münstereifel

Seit Freitag ist der auf Antrag der SPD erstellte Personalbericht für das Jahr 2024 im Ratsinformationssystem der Stadt Bad Münstereifel einsehbar. Er umfasst 23 Seiten.

199 Menschen sind bei der Stadt Bad Münstereifel auf 167 Stellen beschäftigt: 104 Frauen und 95 Männer beziehungsweise 27 Beamte, 167 tariflich Beschäftigte und fünf Auszubildende oder Anwärter. 66 Frauen und zehn Männer arbeiten in Teilzeit. Insgesamt gab es 2024 23 befristete Arbeitsverhältnisse.

26 Beschäftigte haben 2024 das Rathaus verlassen, 33 sind gekommen

Die Zahl der Stellen ist in den vergangenen Jahren gestiegen. 2020 gab es im Rathaus noch 127 Stellen, mittlerweile sind es 167. Das liegt laut Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian an Arbeitsbereichen, für die nun die Stadt zuständig ist.

26 Beschäftigte haben das Rathaus verlassen. Dem gegenüber stehen 33 Neueinstellungen. Die Gründe für die Abgänge sind unterschiedlich: Sieben sind in den Ruhestand oder in Rente gegangen, drei Zeitarbeitsverträge liefen aus. Weitere sechs haben sich zu anderen Dienstherren versetzen lassen. Neun Beschäftigte haben von sich aus gekündigt oder einen Auflösungsvertrag unterzeichnet, eine weitere Kündigung wurde durch die Stadt ausgesprochen. Gründe für Kündigungen durch Arbeitnehmer seien vielfältig, beispielsweise wohnortbedingt, Entwicklungsperspektiven, Vereinbarkeit mit Familie/Pflege oder durch die Belastung am Arbeitsplatz.

Krankentage sind seit 2022 rückläufig, Fluktuationsrate beträgt 12,34 Prozent

Die Fluktuationsrate beträgt 12,34 Prozent. Wie die Stadt ausführt, wird eine Fluktuationsrate von unter 15 Prozent als akzeptabel angesehen. Als gesund gilt eine Fluktuationsrate zwischen acht und zwölf Prozent.

3913 Krankentage verzeichnete die Stadt Bad Münstereifel im Jahr 2024. Das macht 17,9 Krankheitstage pro Beschäftigtem. Die Zahl ist seit 2022, dem Höchstwert der vergangenen fünf Jahre, rückläufig. 2022 gab es 5353 Krankheitstage (26,6 Krankheitstage pro Beschäftigtem), 2023 waren es 4383 (21,2). Wie die Stadt ausführt, liegt der Durchschnitt laut Erhebungen von Krankenkassen bei 18 bis 20 Krankheitstagen pro Person. Als Hauptgrund für die hohen Krankheitszahlen 2022 nennt die Stadt eine Kombination aus Covid-19-Erkrankungen sowie direkte oder indirekte Auswirkungen der Flutkatastrophe, beispielsweise durch psychische Belastungen. Leicht gestiegen ist in den vergangenen Jahren die Zahl der schwerbehinderten Beschäftigten im Rathaus. Sie liegt aktuell bei zehn (2021 noch sechs).

Ein Problem wird auch deutlich: die Altersstruktur. Aktuell sind 39 Beschäftigte 60 Jahre oder älter, 77 Mitarbeiter sind zwischen 50 und 59 Jahre alt. In fünf Jahren sind 67 Menschen 60 Jahre oder älter und 48 liegen im Bereich zwischen 50 und 59 Jahren. Laut Personalbericht zeichnet sich aber langsam eine positive Entwicklung des Personalbestands in der Gruppe bis 40 Jahre ab. 2024 sind das 46 Menschen, 2029 momentan nur 29. Allerdings sind in der Prognose für 2029 keine Neueinstellungen oder neue Auszubildende berücksichtigt, sondern nur die Entwicklung der aktuellen Belegschaft im Rathaus.