PotenzialflächenBürgerinitiative geht von bis zu 95 Windrädern in Bad Münstereifel aus

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Ein Windrad dreht sich im Sonnenuntergang im Wald.

Auch in Bad Münstereifeler Waldgebieten dürfen nun Windräder entstehen.

Die Bürgerinitiative Gegenwind in Bad Münstereifel protestiert und rechnet. Die Stadt relativiert diese Darstellung und spricht von Theorie.

Mit einer Stellungnahme hat die Bürgerinitiative „Gegenwind in Bad Münstereifel“ gegen den Entwurf der Änderung des Landesentwicklungsplans NRW protestiert. In dem Schreiben, das die Bürgerinitiative an das Landesministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie geschickt hat, hat sie errechnet, dass auf Bad Münstereifeler Stadtgebiet bis zu 54, und bezieht man die naturschutzrechtlich nicht streng geschützten Bereiche ein, sogar bis zu 95 Windräder entstehen könnten.

Diese Rechnung basiert auf der Annahme, dass ein Windrad eine Grundfläche von neun Hektar hat. Diese Zahl hat die Bürgerinitiative dann mit der vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) ermittelten Potenzialfläche von 482 Hektar, die sich inklusive der naturschutzrechtlich nicht streng geschützten Bereiche auf 851 Hektar erweitert, verrechnet. Bei dieser Fläche handelt es sich um die Bereiche im Stadtgebiet, in der Windräder errichtet werden können.

Bürgerinitiative will Windenergie in Wäldern verbieten lassen

Es werde durch Windräder nicht nur das Landschaftsbild der Eifel zerstört. Die Belange des Natur- und Umweltschutzes würden auf der Strecke bleiben. Es sei zu befürchten, dass große Waldflächen planiert, versiegelt und geschottert werden. „Wir befürchten, dass durch den Bau der Windindustrieanlagen zusammenhängende Waldgebiete zerstört werden“, schreibt die Initiative. Der geplante Ausbau der Windenergie sei ein „fataler Irrweg“. „Wir fordern die Landesregierung auf, Windindustrieanlagen in Wäldern generell zu verbieten.“

Eine Karte zeigt Windkraftpotenzialflächen im Stadtgebiet von Bad Münstereifel.

Die Windkraftpotenzialflächen in Bad Münstereifel sind blau dargestellt, wobei es sich bei den dunkelblauen Bereichen um nicht streng geschützte Flächen handelt. Die roten Kreise sind die Siedlungsgebiete, rot-weiß-schraffierte Flächen sind Naturschutzgebiete. In beiden dürfen, wie in den weißen Flächen, keine Windräder errichtet werden.

Kurt Reidenbach, Allgemeiner Vertreter der Bürgermeisterin der Stadt Bad Münstereifel, spricht, bezogen auf die Anzahl der Windräder, von einer rein rechnerischen Herleitung, die aber nicht zu dem passe, was umsetzbar sei. Viele der vom Lanuv ermittelten Flächen seien Splitterbereiche. „Auf diesen kleinen Flächen ist der Bau von Windrädern nicht möglich“, ergänzt Ann-Kathrin Seeboth, stellvertretende Amtsleiterin für Stadtentwicklung.

Radioteleskop und Astropeiler sind kein Hinderungsgrundmehr

Wie viele Anlagen theoretisch im Stadtgebiet errichtet werden könnten, sei nicht absehbar, eine Berechnung sei aufgrund der unterschiedlichen Grundflächen auch nicht sinnvoll. Klar ist: Das Radioteleskop in Effelsberg und der Astropeiler Stockert sind kein Hinderungsgrund mehr. Moderne Windräder seien in der Lage, bestimmte Frequenzbereiche nicht zu stören, erklärt Seeboth.

Besonders im Münstereifeler Wald südlich der Ahrstraße, wo auf einem Streifen Windräder möglich seien, als auch zwischen Decke Tönnes und Mahlberg hat das Lanuv Potenzialflächen ermittelt. Diese werden aber immer wieder durch Straßen und Ähnliches durchbrochen, wodurch die erwähnten Splitterflächen entstehen. Reidenbach ergänzte außerdem, dass Windräder die 600 Meter nicht überschreiten dürfen. Dadurch fielen im Münstereifeler Wald, der teilweise über 400 Meter hoch liegt, noch einmal einige Flächen weg. „Und es ist nicht wirtschaftlich, für nur ein Windrad eine Stromtrasse zu legen“, so Reidenbach. Aktuell gebe es keine Anfragen von Projektierern.

Wie zwiegespalten die Stadt selbst mit dem Thema umgeht, macht Reidenbach deutlich. Einerseits begrüße man es als Stadt, dass es nun mehr Möglichkeiten für Windräder gebe. Gleichzeitig sei es „nicht schön, wenn es zu viele Windräder gibt, weil diese das Landschaftsbild verändern“.

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