Wiederaufbau Bad MünstereifelHochwasserschutz im Geländer
Bad Münstereifel – Permanenter oder temporärer Schutz? Das war die Frage, mit der sich der Bad Münstereifeler Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung beschäftigen musste. Gemeint ist das Geländer an der Werther Straße, das vom Printenhaus Portz bis zum Camel-Store dafür sorgt, das niemand in die Erft plumpst.
Schutzplatten, denkbar ist eine Höhe von 50 Zentimetern, sollen in Zukunft dafür Sorgen, dass das Wasser in der Erft bleibt und nicht auf die Werther Straße schwappt. Doch sollen diese Platten in das Geländer eingebaut werden oder bei Hochwasser nur in ein Profil gesteckt werden? Das waren die beiden Varianten, die Ingenieur Christian Lorenz den Politikern vorstellte.
Neue Extrem-Hochwasser-Werte
Nötig wird die Schutzmaßnahme, weil es neue Grenzwerte für ein extremes Hochwasserereignis, kurz HQ extrem, geben wird. „Das alte HQ extrem ist nicht das neue HQ extrem“, sagte Lorenz. Nach bisherigen Richtlinien war das Geländer ausreichend, weil die Erft auch bei einem HQ extrem nicht über die Begrenzung getreten wäre. Das wird in Zukunft anders sein. Klar ist aber auch: Das Hochwasser, das Bad Münstereifel im Juli heimgesucht hat, liegt weit über den Werten eines extremen Ereignisses. Da würden auch Schutzplatten nichts nützen.
Eine Erftmauer wie in der restlichen Stadt oder auch gegenüber am Entenmarkt kann nicht gezogen werden: Die Werther Straße wurde in dem Bereich teils bis über der Erft gezogen, das Geländer wird deshalb auf einem Vorsprung befestigt. Eine Natursteinmauer wäre schlichtweg zu schwer.
Geländer muss erneuert werden
Würden die Schutzplatten in das Geländer eingeschweißt, müsste es erneuert werden. „Das alte ist dafür nicht stark genug“, erklärt Lorenz. Die bereits ins Geländer integrierte Hochwasserschutzmaßnahme habe zwar den Nachteil, dass Wasser gegebenenfalls nicht in die Erft abfließen könne und die optische Wirkung nicht mehr so luftig und transparent sei. Im Gegensatz zu einer temporären Maßnahme, in der Schutzplatten von Hand in ein noch zu errichtendes Profil gesteckt werden, müsse man sich aber auch nicht die Frage stellen, wo die Platten gelagert werden und wer sie einsetzt.
Der Stadtrat war geteilter Meinung – und machte durch Frank Terschanski (SPD) noch einen weiteren Vorschlag. Die „Stahlkiste“ (O-Ton Lorenz), auf der das neue Geländer befestigt wird, könnte höher gezogen werden. Weil die aber nicht hohl sein darf, sondern gefüllt werden müsste, rechnete Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian (CDU) bei diesem Vorschlag mit Statikproblemen. Carmen Haltenhof vom Bauamt gab zu bedenken, dass auch der Denkmalschutz zu betrachten sei. Der Landschaftsverband Rheinland habe unmissverständlich klargemacht: je weniger Änderungen, desto besser.
Schutz vor den Häusern
Bernhard Ohlert (CDU) teilte noch eine Beobachtung vom Abend des 14. Juli mit. „Um 18 Uhr stand das Wasser bereits auf der Werther Straße, die Erft befand sich aber noch in ihrem Bett. Deshalb frage ich mich, ob wir mit Platten im Geländer nicht eher verhindern, dass das Wasser in die Erft zurückfließen kann.“ Er schlug als zusätzliche Schutzmaßnahme die Errichtung von Profilen vor den Häusern vor, in die die Bewohner bei einem Hochwasser Platten einstecken können.
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Sowohl Karl Michalowski (SPD) als auch Ludger Müller (CDU) sprachen die Situation an, dass der eigentliche Hochwasserschutz schon außerhalb der Stadtmauer stattfinden müsse. „Die Bedrohung ist die Erft vor der Stadt, nicht die Erft in der Stadt“, sagte Müller. Er forderte deshalb eine Analyse, ob die Schutzplatten nicht eher hinderlich seien, weil durch sie kein Wasser in die Erft fließen kann. Sein Parteifreund Wilfried Schumacher sah das pragmatischer: „Wenn es wieder so regnet, können wir machen, was wir wollen. Da hilft auch keine Analyse.“
Placebo-Maßnahme
Thomas Bell (Linke) fasste die Beiträge noch einmal zusammen und sprach von einer Placebo-Maßnahme, weil die Platten auf den Hochwasserschutz offenbar keinen Effekt haben oder sogar die Lage verschlimmbessern. „Dass da was gemacht wird, hat dann eher eine Beruhigungsfunktion“, so Bell. Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian widersprach dem aber: Eine geschlossene Wand sei auf jeden Fall eine Verbesserung.
Am Ende entschied sich der Stadtrat mehrheitlich für eine fest installierte Schutzmaßnahme in Stahloptik. Zur Auswahl hätte auch eine Bruchsteinoptik gestanden.