Kundenrückgang im Einzelhandel„Es sind kaum Leute in der Stadt“
- Der Einzelhandel ist zur Zeit stark verunsichert. Auch beim City-Outlet in Bad Münstereifel gab es einen deutlichen Kundenrückgang.
- Center-Manager Lars Wenninga zeigt sich bedrückt.
- Doch es gibt auch gute Nachrichten.
Eifelland – Die Verbotsliste der NRW-Landesregierung wird aus Gründen der Corona-Prävention täglich länger. Jetzt traf es Discos, Bars, Kinos, Theater, Museen und das Rotlicht-Gewerbe. Die „Amüsierbetriebe“, so das Land, sind ab Montag per Erlass geschlossen worden. Die Einzelhändler wissen, dass es nur eine Frage der Zeit sein dürfte, wann sie die Geschlossen-Schilder an die Eingangstür hängen müssen. Die Branche ist verunsichert.
„Viele Euskirchener Kollegen haben mich angerufen. Sie sind extrem irritiert und klagen darüber, dass kaum Leute in der Stadt sind“, berichtet Christian Lange, Ortsbeauftragter und stellvertretender Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes Bonn, Rhein-Sieg, Euskirchen.
Lange berichtet von Phänomen
In den vergangenen zwei Monaten habe das miserable Wetter dafür gesorgt, dass die Kassen nicht klingelten. „Wir haben lange Zeit geknuspert, jetzt kommt noch die Corona-Krise dazu“, so Lange, der in Euskirchen ein Schuhhaus führt.
In seinem Laden leide er im Gegensatz zu den meisten Kollegen nicht unter dem Kundenschwund. Die Leute kauften jetzt gezielter ein als zuvor. Dabei berichtet Lange von einem Phänomen, wie er es nennt: „Bei mir kaufen zurzeit 85 Prozent ältere Kunden die neuen Frühjahrsmodelle. Es sind also genau diejenigen, die zum gefährdetsten Personenkreis zählen.“ Der Sicherheitsabstand bleibe allerdings in seinem Geschäft gewährleistet.
Verunsicherung im City-Outlet
Der Euskirchener hat sich auch Gedanken über den psychologischen Aspekt der Krise gemacht. Lange weiß, dass Appelle wie der von Kanzlerin Angela Merkel, in diesen virulenten Zeiten auf soziale Kontakte zu verzichten, berechtigt sind. Doch das, was sich offenbar in den Köpfen vieler Menschen abspielt, kann er nicht verstehen: „Es ist auch keine Lösung, wenn man den ganzen Tag vorm Fernseher sitzt und darauf wartet, bald nicht mehr arbeiten zu müssen.“
Nach Kita-Schließungen: Puzzles für Kinder stehen hoch im Kurs
Es ist ja nicht so, als wäre das City-Outlet komplett ausgestorben. Diese Zeitung sprach mit einigen Mitarbeitern über die aktuelle Situation.
Am vergangenen Samstag gab es in einem Bekleidungsgeschäft Rabattangebote. „Die haben uns die Bude eingerannt“, berichtet eine Verkäuferin, die namentlich nicht genannt werden wollte. Die Kunden hätten auch nicht über die Corona-Krise gesprochen. In der vergangenen Woche sei jedoch deutlich weniger Betrieb gewesen. An Werktagen würden die Outlet-Shops ohnehin weniger frequentiert als an den Wochenenden. Am vergangenen Sonntag sei hingegen kaum etwas los gewesen, so die Verkäuferin. Der Freitag dagegen sei relativ normal gewesen und der Samstag gut besucht.
Offenbar leiden nicht alle Outlet-Geschäfte unter Kundenschwund. „Uns besuchen die Kunden wie vor der Corona-Krise“, berichtet eine Mitarbeiterin eines Haushaltswaren-Shops. Sie habe keine Veränderung bemerkt, das Geschäft sei nahezu gleichbleibend. Die Stammkunden kämen weiterhin, und auch während der Beratungsgespräche sei keine Angst bei den Kunden zu bemerken.
In einem Spielwaren-Laden läuft das vorösterliche Geschäft. Zwar seien es nicht ganz so viele Kunden wie vorher, „aber die, die kommen, kaufen mehr“, so eine Verkäuferin. Da dürften es statt einem Puzzle auch schon mal drei oder vier für die Kinder sein. Sie vermutet, dass das mit den aktuellen Schließungen der Kindergärten und Schulen zusammenhängt. Angst sei bei den Kunden jedenfalls nicht festzustellen. Zudem kämen auch nach wie vor ältere Kunden aus Belgien oder Holland.
In einem Dessous-Geschäft sagt eine Beschäftigte zur Frequenz: „Man merkt es schon.“ Sie hat auch eine Veränderung im Verhalten der Kundschaft ausgemacht. Die seien nun deutlich vorsichtiger geworden. Das hänge wohl auch damit zusammen, dass die Beschäftigten in dieser Branche den Kunden näherkommen als in anderen. (eva)
Im Bad Münstereifeler City-Outlet wird noch gearbeitet. Doch zunächst machte sich auch dort Verunsicherung breit. Die schwarz-gelbe Landesregierung hatte verfügt, dass der Zutritt zu Einrichtungshäusern und Einkaufszentren, also Shopping-Malls und Factory-Outlets, nur noch zur Deckung des dringenden Bedarfs und unter strengen Auflagen erlaubt ist. So soll unter anderem verhindert werden, dass sich dort nach den Schulschließungen größere Schülergruppen versammeln.
Keine rosigen Zeiten
Der Center-Manager des City-Outlet, Lars Wenninga, wandte sich sofort hilfesuchend an das zuständige Bad Münstereifeler Ordnungsamt. Er wollte klären, ob die Einkaufsmeile in der Kurstadt von diesem Erlass betroffen ist. Ordnungsamtschef Kurt Reidenbach verneint das: „Der Bad Münstereifeler Einzelhandel fällt nicht darunter. Das City-Outlet besteht aus kleinen Laden-Einheiten, die bau - und gewerberechtlich nichts mit einem großen Factory-Outlet mit Tausenden von Besuchern zu tun haben.“ Rosige Zeiten erleben allerdings auch die Münstereifeler zurzeit nicht.
„Wie in anderen Städten geht auch im City-Outlet die Kunden-Frequenz zurück“, berichtet Center-Manager Wenninga. Auf die Frage, wie denn die Stimmung in den Läden der 32 Pächter ist, sagt er: „Es geht so.“ Noch hätten sie ja „ein bisschen zu tun“. Er macht indes auch keinen Hehl daraus, dass die Pächter und die Betreibergesellschaft mit Einbußen klarkommen müssten.
Es gibt auch gute Nachrichten
Doch Wenninga wollte auch noch eine gute Nachricht loswerden: „Wir haben einen Vertrag mit der Marke ,Only’ geschlossen, die in einen Outlet-Shop zieht.“ In welchen, wollte er noch nicht sagen . Nur so viel, dass ein anderer Shop dafür ausgelagert werde. „Only“ vertreibe modische Kleidung wie Jeans für junge Kundinnen. Das passe gut in das Verjüngungskonzept des Outlet.
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Der Center-Manager legt Wert darauf, dass die geplante Erweiterung der Einkaufsmeile auf dem jetzigen Parkplatz des Seniorenzentrums „Zum Alten Stadttor“ wegen der Kundenflaute nicht zur Disposition stehe. Dort sollen Shops mit einer Verkaufsfläche von 1000 Quadratmetern und ein Parkdeck entstehen.