SchneetouristenDas große Chaos in Bad Münstereifel ist diesmal ausgeblieben
Bad Münstereifel-Mahlberg – Die kluge Frau reist früher an. „Wir sind extra jetzt schon hier. Wenn die Welle kommt, fahren wir wieder nach Hause.“ Melanie Kriegel aus Rheinbach steht kurz nach 11 Uhr am Samstagvormittag unterhalb der Kuppe des Michelsbergs an einem der Rodelhänge und blickt ins Nichts.
In dichtem Nebel ist ihr 13-jähriger Sohn gerade auf seinem Schlitten den Hang hinuntergesaust – und jetzt beim besten Willen nicht mehr zu sehen. Kurze Zeit später stapft er den Hang wieder hinauf. Mutter Melanie hofft nur, dass nicht viele andere so denken wie sie.
Überwiegend Ortsansässige auf den Pisten
Doch sie irrt. Im Nebel tauchen immer mehr Familien mit ihren Kindern auf – Schlitten, Rodel, Reifen, Sitzpappen im Schlepptau. Die meisten kommen, wie sich zeigen wird, wie Melanie Kriegel aus der näheren Umgebung. „Als Ortsansässiger will man ja schließlich auch was von der Eifel haben“, macht Thilo Lenhard aus Euskirchen gewisse Rechte scherzhaft geltend. Die Söhne Janic und Johann werden derweil ebenfalls, talwärts auf ihren Untersätzen sausend, von der Nebelwand verschluckt.
Doch von Besuchermassen ist noch nichts zu sehen. Dem stimmen die vier martialisch in dicke Schutzkleidung gepackten Beamten der Bereitschaftspolizei Köln zu, die gerade vom sich füllenden Parkplatz „Im Lindchen“ den Weg zum Rodelhang hinaufstapfen.
Sie gehören zum 40-köpfigen Trupp, den Landrat Markus Ramers für das Wochenende zur Unterstützung von 30 eigenen Polizeikräften und den Mitarbeitern von Ordnungsämtern und Bauhöfen sowie den Aktiven der Feuerwehr, wie in der Gemeinde Blankenheim, angefordert hatte. Man werde Corona-Schutzabstände, vor allem aber die Parkplätze kontrollieren, meint einer der Beamten nur wortkarg. Präsenz zeigen also.
Das wirkt hier am späten Vormittag noch übertrieben. Kein Vergleich zum vorausgegangen Wochenende, als wild parkende, die Vorgärten der Anwohner zerfahrende Tagesausflugsgäste in der Winterlandschaft zwischen Bad Münstereifel, Blankenheim und Dahlem aufliefen.
Ein paar Ecken weiter, unterhalb des größten der Rodelhänge am Michelsberg, ist da schon eher unklar, wie der Tag noch werden wird. Schnell hat sich an der Landesstraße, die wegen der Erreichbarkeit von Orten im Höhengebiet von Bad Münstereifel durch die Rettungsdienste nicht für den Verkehr gesperrt werden kann, der Wanderparkplatz „Bleielsnück“ gefüllt.
Vier Mitarbeiter des städtischen Ordnungsamtes müssen zusehen, wie sich die anreisenden Rodel- und Winterwanderfreunde eine Alternative suchen und kurzerhand in zwei Reihen links und rechts eines Wirtschaftsweges, der in den Hang hineinführt, einen neuen Parkplatz definieren. An die 120 Fahrzeuge sind es schon kurz nach 12 Uhr.
Das sagt die Polizei
„Man kann das, was am Samstag los war, bei weitem nicht mit dem von vor einer Woche vergleichen“, stellte Franz Küpper, Sprecher der Kreispolizeibehörde in Euskirchen, am späten Samstagnachmittag zufrieden fest.
Am Sonntag, so ergänzte Küppers Kollege Lothar Willems, habe am Autobahnende bei Blankenheim und am Michelsberg in Bad Münstereifel ein ähnlich starker Betrieb wie am Samstag geherrscht, sodass die Parkplätze voll gewesen seien. Augenzeugen sprachen von überfüllten Parkplätzen auch nahe des Radioteleskops Effelsberg.
In der Regel hätten sich die Besucher an die Corona-Verordnung gehalten. Von den Ordnungsämtern seien Parkverstöße geahndet worden, so Willems. (sli/sev/dpa)
„Jetzt ist das Kind schon in den Brunnen gefallen“, bedauert Thomas Lippertz vom Ordnungsamt der Stadt Bad Münstereifel. Er und sein Kollege Andreas Lanzerath beratschlagen die Lage mit der Polizei – Ergebnis: offen lassen!
Erst am frühen Nachmittag wird der Parkplatz mit Hilfe der Bereitschaftspolizei abgesperrt. Zu viele Autofahrer hatten sich im Matsch der Wiesen festgefahren. Der Grund und Boden gehört zwei Landwirten, die für die entstandenen Schäden Ausgleichszahlungen von der Stadt bekommen sollen, heißt es.
„Das Wochenende ist doch nicht das ganze Problem“, relativiert Marco Schnitzler, nach eigenen Angaben „Mitjäger im Gemeinschaftsjagdbezirk“, mit aufmerksamem Blick auf das Geschehen auf dem Rodelhang gegenüber. „Ich habe Videos, wie Leute in ihren Allradjeeps hier nachts den Hang hoch- und runterfahren.“ Die habe er auch der Stadtverwaltung gezeigt, nun warte er auf eine Reaktion zum dokumentierten illegalen Rodeo-Ride.
Apropos Regeln: „Klar halten wir die Regeln ein. Aber andere machen, was sie wollen. Das müssen die Eltern ihren Kindern erst mal erklären“, meint Malte von Spreckelsen, dessen Kinder Moritz und Andrea gerade auf ihren Schlitten über ein kleine, aus Schnee gebaute Rampe auf dem Rodelhang hopsen. Während er beispielsweise einen ordnungsgemäßen Parkplatz gesucht habe, hätten andere schon wild in fremden Vorgärten geparkt.