Bad MünstereifelPolitik stimmt für zahlreiche Wiederherstellungen im Stadtgebiet
Bad Münstereifel – Der Münstereifeler Bauausschuss hätte am Dienstagabend durchaus in Wiederherstellungsausschuss umbenannt werden können. In gleich vier Tagesordnungspunkten war das Wort schließlich enthalten. Auffallend war: Ohne große Widerrede wird diese Wiederherstellung von der Politik mitgetragen.
Das gilt zum einen im Bereich Straßenbeleuchtung. 21 Leuchten, die in der Flutnacht von den Wassermassen umgerissen wurden sind, wurden eingesammelt. Doch ihre Instandsetzung schlägt mit rund 189 000 Euro zu Buche. „Für das Geld sollten wir neue Beleuchtung kaufen“, empfahl Sachgebietsleiter Joachim Klein dem Ausschuss, der das auch so sah. Ansonsten wurden die Wiederherstellung beschädigter Straßen innerhalb und außerhalb der Stadtmauern durchgewunken und die dringliche Baumaßnahme zum Wiederaufbau der Erftmauern, die ohne Mauerbrüstungen und Geländer 442 000 Euro kostet. Optisch soll die Ufermauer an die stehen gebliebenen Mauerreste angepasst werden.
Wirtschaftswege abgebrochen
Katastrophal ist teilweise die Lage auf den Wirtschaftswegen, wie Peter Lanzerath für die Stadt mitteilte: „Und zwar besonders im Höhengebiet, also an Ecken, wo man weit weg ist von der Erft.“ Ganze Hänge seien abgegangen und abgebrochen. Da viele Bauhofbeschäftigte persönlich betroffen sind, war eine komplette Schadenserfassung noch nicht möglich. Deshalb können auch keine Gesamtkosten ermittelt werden. Lanzerath ist aber sicher: „Die Wiederherstellung wird langwierig und kostenintensiv werden.“ Der Bauhofleiter hatte aber auch gute Nachrichten: Aus Aachen, Brüggen, Niederkrüchten und Schwalmtal wird der Bauhof mit Fahrzeugen und Mitarbeitern unterstützt.
Damit es in Zukunft nicht erneut zu einer derartigen Katastrophe wie im Juli kommt, soll sich auch bei den Gewässern im Stadtgebiet etwas tun. Dafür wurden „Die Gewässer-Experten“, so der Firmenname, aus Lohmar engagiert.
Kreis Euskirchen: Anlaufstellen und Beratung
Hotlines des Kreises Euskirchen: Bürgerfragen, Helfer
Die Hotlines des Kreises Euskirchen::
Bürgerfragen 02251 - 15 888
Helfer-Hotline 02251 - 15 910
Vermissten-Hotline 02251 – 1111
Aufräumarbeiten und Hilfe
In den Städten und Gemeinden des Kreises schreiten die Aufräumarbeiten voran. Doch es fehlt noch an vielem. Daher sind zahlreiche Angebote und Anlaufstellen eingerichtet.
Seelische Krisen
Beratung bei seelischen Krisen in der Hochwasser-KatastropheViele Menschen haben in dieser Zeit sehr belastende Erfahrungen gemacht und teilweise traumatische Situationen erlebt. Das Gesundheitsamt des Kreises Euskirchen bietet unter folgender Telefonnummer entsprechende Hilfe an:
02251/ 15 466Erreichbarkeit:Montag: 8.30 Uhr - 15.30 UhrDienstag: 8.30 Uhr - 15.30 UhrMittwoch: 13.00 Uhr - 18.00 UhrDonnerstag: 8.30 Uhr - 15.30 UhrFreitag: 8.30 Uhr - 12.30 Uhr
Medizinische Hilfe im Kreis Euskirchen
Vielerorts sind Geräte beschädigt, Gebäude unbetretbar und Zufahrtstraßen zerstört. Hier haben wir die Anlaufstellen für medizinische Versorgung im Kreis Euskirchen zusammengestellt.
Trinkwasser
Noch immer ist nicht im gesamten Kreis die Wasserversorgung gewährleistet: Vor allem Bad Münstereifel kann nicht alle Ortschaften mit Wasser, geschweige denn Trinkwasser versorgen. Wasser aus der Leitung sollte nach wie vor abgekocht werden. Für einige dieser Gebiete hat der Kreis eine Verordnung erlassen, für das restliche Kreisgebiet gilt weiterhin die Empfehlung, Leitungswasser abzukochen. Ein Überblick.
Sperrungen
Diese Straßen sind im Kreis Euskirchen aktuell gesperrt.
Strom
In Teilen des Kreises ist die Stromversorgung noch unterbrochen. Betroffen sind vor allem noch Bad Münstereifel und die Euskirchener Innenstadt.
Hotline der Bezirksregierung
Für Betroffene der Flutkatastrophe hat die Bezirksregierung Köln eine Hotline eingerichtet. Unter 0221/1472206.
Bargeld-Versorgung
Dokumente und EC-Karte von der Flut weggeschwemmt – was nun? Immer mehr Menschen im Kreis melden sich bei den Kreditinstituten, weil sie nicht wissen, wie sie an Bargeld kommen. Aber auch die Institute selbst sind in hohem Maße vom Hochwasser betroffen. Zahlreiche Geldautomaten funktionieren nicht, ganze Filialen sind aufgrund der Zerstörungen geschlossen. Was können die Betroffenen tun, um an Geld für das Lebensnotwendige zu kommen? Ein Überblick.
Newsblog zur Hochwasser-Katastrophe
Frauke Kramer und Ingo Nienhaus stellten der Politik vor, was sie vorhaben – jedoch werden sie an der Erft, die in der Verantwortung des Erftverbands liegt, aufgrund dessen Zuständigkeit nicht tätig. An den anderen Gewässern wird im ersten Schritt eine Schadenskartierung erstellt, auf der auch alle Brücken und Durchlässe verzeichnet sein sollen. Der Anspruch ist klar: „Wir wollen jedes Gewässer komplett gesehen haben.“ Alles, was wasserführend sei, werde angeschaut und erfasst. Im Anschluss sollen Schäden beseitigt, naturnahe Abschnitte aber belassen werden.
Wie verhalten sich Gewässer bei Hochwasser?
Anhand der Daten können Modelle aufgestellt werden: Wie verhalten sich die Gewässer bei einem Hochwasserereignis? Das Ziel der Experten, die laut Frauke Kramer „Gewässerschutz aus Leidenschaft“ betreiben: Ein 100-jährliches Hochwasser soll, wenn möglich, keine Schäden verursachen. „Wir müssen aber gucken, ob das ausreicht“, sagte Nienhaus und stimmte da einer Forderung von Dr. Kerstin Oerter (Grüne) zu. Denn, das machte die Verwaltung deutlich: Einige Dörfer, allen voran Gilsdorf, werden alle paar Jahre überschwemmt.
Weil die Gewässer, in Bad Münstereifel erstrecken sie sich über 172 Kilometer, nicht an Stadtgrenzen Halt machen, sollen Nachbarkommunen mit ins Boot genommen werden. Genau wie die Bürger. „Das Vor-Ort-Wissen ist wichtig“, sagte Frauke Kramer. Ebenfalls mit am Tisch sitzen soll der Erftverband. Denn der ist für den Fluss verantwortlich, der die schlimmsten Schäden im Stadtgebiet verursacht hat: die Erft. „Die ist für uns ebenfalls außen vor wie der Unterlauf des Eschweiler Bachs“, sagt Nienhaus. „Ohne Erftverband wird das nicht klappen“, war sich Thomas Bell (Die Linke) sichern, auch Martin Mehrens (CDU) sah das so.
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Doch so gut Wasserschutzkonzepte am Ende auch sein mögen. Frauke Kramer war schonungslos ehrlich, als Günter Kirchner (FDP) fragte, ob ein Ereignis wie am 14. Juli hätte verhindert werden können. „Nein, ein Schutz vor diesen Mengen ist nicht möglich“, sagte die Gewässer-Expertin.