Euskirchen30. Wollmarkt lockt Tausende Besucher nach Kuchenheim
Euskirchen-Kuchenheim – Das laute Blöken der Schafe übertönte am Sonntag sogar den üblichen Verkehrslärm. Zum mittlerweile 30. Mal hatten die Mitarbeiter des Kuchenheimer LVR-Industriemuseums zu einem Wollmarkt geladen, und die tierischen Hauptdarsteller bewiesen ein weiteres Mal vollen Einsatz, um möglichst viele Besucher anzulocken. Neugierig beobachteten die Vierbeiner die Menschen, die zu Hunderten über das Gelände der Tuchfabrik schlenderten, und hießen sie lautstark willkommen.
Frisches Gras als Lockmittel benutzt
„Guck mal Mama, der hat gerade Hallo gesagt“, meinte die siebenjährige Nicole und rannte ihrem neuen, wolligen Freund entgegen. Gerne ließ dieser die Streicheleinheiten über sich ergehen, denn Nicole hatte mit einer Handvoll frischem Gras genau das richtige Lockmittel mitgebracht. „Die sind alle so süß“, schwärmte die Siebenjährige, die am liebsten wohl alle Schafe als Haustiere adoptiert hätte.
Rund 100 Aussteller luden am Sonntag mit ihren Ständen zum Stöbern und Shoppen ein. Mit Produkten aus Materialien von Schaf, Ziege, Kamel, Alpaka und Angorakaninchen schien ihr Angebot für die warme Jahreszeit zwar wenig passend gewählt, aber dennoch trugen zahlreiche Marktbesucher dicke Felle auf den Schultern, die sie soeben erworben hatten.
Kuschelige Leseecke mit flauschigen Schaffellen
„Ich richte zu Hause eine Leseecke ein, und mit diesen Fellen wird es richtig kuschelig“, erklärte Silke Braun. „Wenn man jetzt in der warmen Sonne steht, kann man sich das nicht vorstellen, aber gerade im Winter wird das richtig gemütlich.“
Beim Kuchenheimer Wollmarkt konnte man die tierischen Produkte aber nicht nur erwerben, sondern teils auch ihre Entstehung beobachten. Zahlreiche Handwerksleute ließen sich bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen und gaben hilfreiche Tipps an die Besucher weiter.
„Man kann heute die Verarbeitung der Wolle vom Scheren der Schafe bis zum Spinnen am Rad nachverfolgen“, berichtete Museumsmitarbeiterin Dr. Christiane Lamberty. „Besucht man im Anschluss die Ausstellung im Industriemuseum, kann man auch die weiteren Arbeitsschritte bis zum fertigen Tuch beobachten.“
Bälle filzen und Upcycling-Kunstwerke erschaffen
Nach dieser Informationsflut durften die kleinen und großen Besucher bei zahlreichen Mitmachaktionen auch selbst aktiv werden. Beim Filzen von Bällen und Bildern konnten sie passende Souvenirs basteln oder beim Upcycling aus auf den ersten Blick unbrauchbaren Materialien schöne Kunstwerke erschaffen. Stolz reckten die Jungen und Mädchen den Eltern die Ergebnisse ihrer Arbeit entgegen, während Mama und Papa die Bemühungen mit begeistertem Lächeln auf Fotos und Videos festhielten.
Ein Höhepunkt des Tages bildete die Wahl der „Miss Kuchenheim“. Anders als bei der Fernsehserie „Germany’s Next Topmodel“ waren dabei jedoch keine langen Beine und eine schlanke Figur, sondern vielmehr ein möglichst flauschiges Fell gefragt. Mit der Mehrheit der Stimmen konnte sich schließlich die fünfjährige Schafsdame „Schmusi“ gegen ihre Konkurrenz durchsetzen, die als Museumsschaf ein Heimspiel feierte.
Während der Siegerehrung genüsslich gegrast
„Das ist ein schönes Kompliment für das Museum, aber natürlich hatten alle Besucher die freie Wahl, welchem Schaf sie ihre Stimme geben“, betonte Christiane Lamberty. „Schmusi“, die kurz darauf einen ungeplanten Ausflug aus ihrem Gehege auf die benachbarte Wiese unternahm, nahm diese Auszeichnung gelassen entgegen und kaute während der Siegerehrung genüsslich eine Portion Gras.
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Die umstehenden Besucher hingegen jubelten der Schafsdame begeistert zu, bevor sie ihren Rundgang über das Museumsgelände fortsetzten.