Lange BlutspurEuskirchener soll Bruder mit Küchenmesser attackiert haben
Bonn/Euskirchen – Hähnchenkeulen brutzelten bereits in der Pfanne, dazu sollte es noch ein Gemüse mit Zwiebeln geben. Aber zum Abendbrot kamen die beiden syrischen Brüder am 2. September 2021 nicht mehr. Denn als der Ältere gegen 19 Uhr abends von der Arbeit nach Hause kam, ärgerte er sich über seinen jüngeren Bruder, der wieder mal gekifft hatte.
Dem 20-Jährigen, der gerade dabei war, Zwiebeln zu schneiden, hielt er vor, sein gesamtes Geld für Drogen und Alkohol auszugeben. Der Streit eskalierte, dabei wollte der Ältere dem Jüngeren vorsichtshalber das Küchenmesser abnehmen. Aber der Jüngere wehrte sich – und stach schließlich wahllos auf den Bruder ein.
Unterbringung in der Psychiatrie beantragt
Vor der Jugendschutzkammer des Bonner Landgerichts muss sich seit dieser Woche der 20-jährige Syrer aus Euskirchen wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten, die er laut Antragsschrift im Zustand der Schuldunfähigkeit begangen haben soll. Wegen einer psychotischen Erkrankung, die bereits vor Jahren durch den Drogenkonsum ausgelöst worden sein soll, hat die Bonner Staatsanwaltschaft seine endgültige Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik beantragt, da er für die Allgemeinheit zu gefährlich sei. Seit dem Messerangriff gegen seinen Bruder befindet er sich in den Rheinischen Kliniken in Bonn.
Der 29-Jährige hatte Glück: Nachdem es ihm nicht gelungen war, den wahnhaften Angriff seines Bruders zu stoppen, flüchtete er zu einer Nachbarin, die die Polizei alarmierte. Die lange Blutspur in Wohnung und Flur stammte von den Stichwunden in Schulter und Beinen sowie von Abwehrverletzungen an den Händen. Der 29-Jährige wurde ins Krankenhaus gefahren, der Jüngere auch, da er sich im Gerangel ebenfalls mit dem Messer an den Fingern verletzt hatte.
Fremde Stimmen gehört
Der Ältere wusste um die schwere psychische Erkrankung seines Bruders, der länger schon unter Betreuung steht. Dennoch hatte er den Jüngeren nach einer Gefängnisstrafe erneut bei sich aufgenommen. Dass der 20-Jährige manchmal komisch sei, auch fremde Stimmen höre, das habe er gewusst. Allerdings habe er mit einem Angriff auf sein Leben nicht gerechnet, so der Bruder im Zeugenstand.
Der 20-Jährige konnte sich noch gut an die Küchenszene erinnern. Er erklärte aber auch, dass er nicht nur vor seinem großen Bruder Angst habe, sondern auch vor einer Gruppe von Männern, die ihn in seinen Gedanken verfolgten und nach seinem Leben trachteten. Deswegen habe er sich zwei Tage vor der Attacke mit dem Küchenmesser bewaffnet. Er habe es nachts unter dem Kopfkissen versteckt und darauf geschlafen.
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Die Erkrankung des 20-Jährigen ist lange bekannt. Seine Betreuerin hatte wiederholt gewarnt, dass er gefährlich, nicht steuerbar und unberechenbar sei – und dass er dringend weggesperrt gehöre. Diese Messerattacke gegen den Bruder, so einer seiner Verteidiger, hätte vermieden werden können.