Vorwürfe gegen den verstorbenen katholischen Pfarrer Michael E. sind schon lange bekannt – vor allem ein Fall am ehemaligen Collegium Josephinum in Bad Münstereifel. Nun sucht das Erzbistum Köln per Aufruf mögliche weitere Betroffene.
Fall Michael E.Erzbistum sucht nach möglichen Opfern eines verstorbenen Pfarrers
Mit Aufrufen an früheren Einsatzorten eines verstorbenen Pfarrers will das Erzbistum Köln mögliche Betroffene von Missbrauchsdelikten des Geistlichen erreichen, die sich bisher noch nicht gemeldet haben. Der vor einem Jahr verstorbene Geistliche Michael E. werde „in mehreren Fällen beschuldigt, Minderjährige sexuell missbraucht und sich ihnen gegenüber sexuell grenzverletzend verhalten zu haben", so die Diözese unter voller Namensnennung. E. habe die Vorwürfe noch zu Lebzeiten teilweise eingeräumt. Sein Fall sei im Gutachten der Kölner Anwaltskanzlei Gercke Wollschläger ausführlich dokumentiert.
Das Erzbistum erwähnt in seinem Aufruf lediglich Wohn- und Einsatzorte des Verstorbenen, greift die Angaben des Gercke-Gutachtens (Aktenvorgang 14) aber nicht auf. Zu einer gerichtlichen Verurteilung des Pfarrers war es nie gekommen. Nach dem Gutachten wurden E. Vergehen am damaligen Collegium Josephinum in Bad Münstereifel Anfang der 1980er Jahre sowie Übergriffe gegen Jugendliche Anfang der 200oer Jahre zur Last gelegt. Das Gercke-Gutachten legt dem verstorbenen früheren Erzbischof Joachim Kardinal Meisner zur Last, 2002 einen damals bestehenden Verdacht gegen Pfarrer E. pflichtwidrig nicht an die Glaubenskongregation in Rom gemeldet zu haben.
Zeitweise sogar Dekanatsjugendseelsorger
Meisners Vorgänger Joseph Kardinal Höffner hatte E. 1982 von seinen Aufgaben im Collegium Josephinum entpflichtet und suspendiert. Später durfte er jedoch in der Pfarr- und Krankenhausseelsorge tätig sein, zeitweise – während seiner Tätigkeit in Bergheim an der Erft – sogar als Dekanatsjugendseelsorger. Von 1987 bis 2002 arbeitete er im Seelsorgebereich Stadt Bedburg. Auf seine dortigen Ämter verzichtete er laut Gercke-Gutachten nach Vorwürfen grenzüberschreitenden Verhaltens gegenüber einer Firmkandidatin und einer Kindergarten-Praktikantin. Er wurde nach Zülpich versetzt, lebte später in Swisttal und übte von 2006 bis 2017 eine Tätigkeit als Krankenhausseelsorger in Wuppertal aus. Als weitere Orte nennt das Erzbistum Elsdorf und Wesseling, ferner eine Tätigkeit für die Katholische Landvolkbewegung im Erzbistum (1997 bis 2012). Bei dieser Organisation war er Diözesanpräses.
E., der auch als Buchautor bekannt wurde, war am 26. Juli 2022 im Alter von 69 Jahren verstorben.