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Erstes Elektroauto in 100 JahrenWarum Mazda seinen MX-30 in Leverkusen zeigte

Lesezeit 3 Minuten

Die Umgebung ist an der Hitdorfer Rheinfront nicht ganz so schick, aber die Teststrecke besser für Mazdas Elektroauto.

Leverkusen – Eigentlich sollte es Amsterdam sein. Aber dann wurde die tolle Metropole zur roten Zone – und Mazda musste umdisponieren: Das erste vollelektrische Auto, das die Deutschland-Zentrale anbieten kann, wurde Corona-bedingt in Hitdorf vorgestellt, im früheren Lager. Dort untermalte die voll aufgedrehte Lüftung die Vorträge mit leisem Geklapper. Dem Produkt tat das keinen Abbruch.

Vor dem Haus war eine Reihe Testfahrzeuge in dynamisch schräger Anordnung geparkt, und auch sonst war wohl alles so, wie es sein muss, wenn ein neues Auto präsentiert wird. Und mindestens eine Sache war sogar besser als sie in den Niederlanden jemals sein könnte: Der Rundkurs, auf den die Testfahrer von den Zeitungen geschickt wurden, führte ins Bergische und hielt diverse Steigungen und Gefälle bereit nebst spannenden Kurven. „Das wäre in Holland ein bisschen schwierig geworden“, so Joachim Kunz aus Mazdas Entwicklungsabteilung. Also hatte der Einsatz in der Hitdorfer Heimat auch sein Gutes, so ungeplant er auch gewesen sein mochte. Ging es doch darum, ein Auto vorzuführen, das sich ganz besonders dynamisch fahren soll.

Immer ein bisschen besonders

Dass Mazda im hundertsten Jahr seines Bestehens mit einer neuen Antriebstechnologie auf den Markt kommt, ist weniger das Ergebnis langfristiger Planung als akuter Zwänge, die sich aus dem Klimawandel ergeben und der Diskussion darüber, welchen Anteil der Verbrennungsmotor daran hat. Was die Autobauer aus Hiroshima nicht daran hindert, auch im Elektro-Segment ein bisschen besonders sein zu wollen. Der Mazda MX-30 hat nur einen moderat großen Akku mit einer Kapazität von 35,5 Kilowattstunden, die dem 145 PS starken Elektromotor eine Reichweite von laut Testzyklus 200 Autobahn- oder 265 Stadt-Kilometern bescheren sollen. Dafür wiegt die Batterie mit 310 Kilogramm vergleichsweise wenig.

Mazdas Deutschland-Chef Bernhard Kaplan

Maximale Reichweite sei nicht die Philosophie, kommentierte Deutschland-Chef Bernhard Kaplan dieses Prinzip. Wer weiter kommen will, hat keinen größeren Akku als Option, sondern einen Benzinmotor, der aber nicht dem Vortrieb dient, sondern nur den Akku auflädt. Dass der kein Otto-, sondern ein Wankelmotor ist, gehört zu Mazdas Bemühen um Besonderheit. Außerdem sei die Konstruktion kleiner und leichter. Den besonderen Durst, für den der Kreiskolbenmotor eher berüchtigt als berühmt ist, müsse man aber nicht fürchten, versicherte Entwickler Kunz am Donnerstag: „Der Motor läuft immer im mittleren Lastbereich, der Verbrauch ist moderat.“

Bisher ein schlimmes Jahr

Mit einem mittelmäßigen Geschäftsgang wäre Bernhard Kaplan zuletzt mehr als glücklich gewesen. Das Corona-Jahr sieht für Mazda noch mal ein bisschen schlimmer aus, weil es auf das beste des vergangenen Jahrzehnts folgt. Auch wegen vorgezogener Verkäufe konnte Mazda Ende 2019 fast 72.000 Autos absetzen. In diesem waren es bis Ende August lediglich etwas über 24.000. Der Gesamtmarkt ist in dieser Zeitspanne um knapp 29 Prozent eingebrochen.

Mit einem Sonderangebot versuchen die Hitdorfer gerade, den Verkauf des elektrischen MX-30 noch ein bisschen anzukurbeln. Das scheint zu gelingen: Obwohl das Auto erst ab diesem Wochenende bei den Händlern steht, seien schon 1000 Kaufverträge abgeschlossen. Bis Ende Dezember sollen es 3000 sein – „die Verfügbarkeit ist gut“, betonte Kaplan mit Blick auf Elektroautos, die man nur angucken, aber nicht kaufen kann.

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So könnte es sein, dass der Anbruch des Elektro-Zeitalters den Leuten in der Deutschland-Zentrale doch noch ein halbwegs versöhnliches Ende des Corona-Jahres beschert. Auch wenn das Virus die Präsentation aus dem schicken Amsterdam ins weniger glamouröse Hitdorf gezwungen hat.