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Dem Abend fehlte der „Wumm“

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Pädagogen auf der Bühne: das „Posse Brunner Projekt“.

Die nach langer Zeit erste Veranstaltung in der Stadtbibliothek am Freitagabend war ausverkauft – mit 30 Plätzen, die etwas vereinsamt auf Abstand zwischen den Buchregalen stehen. Vor vier Wochen startete der Vorverkauf, geplant für den Liedermacher-Abend wurde jedoch schon im Februar. Der Auftritt des „Posse Brunner Projekts“ sollte eigentlich Teil eines ganzen Veranstaltungsreigens sein. Nun sind die Bibliothekarinnen froh, überhaupt wieder etwas Derartiges bieten zu können. Tanja Dietrich übernimmt die Einleitung am Mikro: „Wir haben auf jeden Fall mehr Gäste als die Lanxess-Arena!“

Das „Posse Brunner Projekt“ betritt die Bühne: Zuerst Diplompädagoge und „Pianeur“ Stefan Brunner, dann Musik- und Medienpädagogin Stefanie Posse. Ihr erstes abendfüllendes Programm heißt „Was wäre, wenn“. Und schon nach wenigen Sekunden fragt man sich, was wäre, wenn Lehrer sich dazu entscheiden würden, nicht auf die Bühne zu gehen. Das erste Stück heißt „Es wird schon gut gehen“ und führt mit arhythmischem Fußstampfen, schiefer Trompete und mit Rückkopplung kämpfendem Gesang Posses in den Abend ein. Brunners Piano-Arbeit am Keyboard ist immerhin handwerklich angenehm. Im Publikum gibt es durchaus Fans. Dass Stefanie Posse mit den Erstreihen-Begeisterten von Zeit zu Zeit in Kontakt tritt, lässt hier eine freundschaftliche Motivation vermuten. Die Pädagogin erzählt davon, dass der Song noch nicht ganz fertig sei, dass sie noch nach einem richtigen „Wumm“-Instrument dafür suche. Der ganze Abend wirkt selbstgemacht, riecht nach ambitionierter Selbstverwirklichung – das fühlt sich bestimmt gut an, und Posse und Brunner ziehen die Selbstdarstellung auch mit Selbstbewusstsein durch. Für die Zuschauenden ist das Erlebnis: so na ja.

Das nächste Stück ist über Schuhe, und „aus irgendeinem Grund muss ich dazu die Schuhe ausziehen“, verkündet Posse. Die Socken müssen auch gleich aus, beide Darstellenden wurschteln geschäftig auf ihren Seiten der Bühne; Ächzen und Rascheln erfüllen die Mikros.

Wirklich witzig ist Brunners kurzes Zwischenstück – eine Liebeserklärung an die näselnde Flöte „Kazoo“. Ernsthafte Pianoriffs kombiniert mit kindlich-verspielten Trötentönen. Und wieder hüpft Posse – nun barfuß – über die Bühne. „Time 2 Chill“ steht in Großbuchstaben über dem Aufbau. Vielleicht bedeutet das auch, dass man sich mit der Kritik etwas zurücknehmen, das Ganze etwas entspannter angehen sollte. Wenn Brunner zu Posses einfachen Melodien die zweite Stimme singt, kommt sogar tatsächlich etwas Liedermacher-Stimmung auf. Nur nach dem „Schuss Kabarett“ sucht man vergeblich.