Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Coronavirus in LeverkusenTäglich neue Regeln für die Apotheke

Lesezeit 3 Minuten
leverkusen-corona-apotheke-ALF_9290

Frank Riedel in der Germania Apotheke in Wiesdorf hat sicherheitshalber eine Glaswand zwischen sich und die Kunden gezogen.

Leverkusen – Ärmel hochkrempeln und wir schaffen das. Nach dieser Devise arbeitet in diesen Tagen das Team der Hubertus-Apotheke in Opladen. Die Kunden in ihrer Apotheke seien angespannt und besorgt, aber einsichtig, sagt Inhaberin Heike Beenen.

„Nach und nach kommt das Verständnis, dass das Verhalten angepasst werden muss“, so die Apothekerin. Die Mitarbeiter müssen sich täglich auf neue Regeln und Maßnahmen einstellen. Bisher funktioniere das und die Stimmung sei gut, so Beenen. Als größte Herausforderung sieht sie momentan die Aufstockung der Lager.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Für mich hat das alles etwas von Bananenrepublik“, sagt Frank Riedel. Der Inhaber der Germania-Apotheke am Wiesdorfer Platz und sein Team schultern die aktuelle Situation alleine. Staatliche Unterstützung? Fehlanzeige. Es gebe Aussagen, an wenn man sich wenden könne. „Aus diesen Richtungen kam aber bisher nichts“, so Riedel.

Haben Sie schon unseren kostenlosen Newsletter abonniert? Hier geht es zur Anmeldung.

Hinter Plexiglas versorgen er und seine Kollegen weiter Kunden. Eine Linie auf dem Boden zeigt an, wie viel Distanz gewahrt werden soll. Die Rohstoffe um Desinfektionsmittel selbst herzustellen, seien gerade wieder reingekommen. Aber: „Man kriegt es nicht zu verlässig. Die Lieferkette ist lückenhaft“, so Riedel. Ein Problem, das nicht erst mit Corona seinen Anfang genommen hat.

Produktionsstopp in China

Etwa 80 Prozent der Medikamente in deutschen Apotheken kommen aus China und Indien. Mittel aus diesen Ländern fallen aber bei Tests in Deutschland immer wieder durch. Dazu kommt aktuell der Produktionsstopp in China. Medikamente hängen in Häfen fest. Exportverbote verzögern Lieferungen nach Europa.

In unserem Newsblog halten wir Sie zu allen Corona-Entwicklungen in Leverkusen auf dem Laufenden.

Auch Silke Bock, Inhaberin der Opladener Apotheke, sagt, die Engpässe habe es schon vorher gegeben. Bisher sieht sie nicht, dass die Corona-Epidemie das Problem noch verstärkt.

Seit etwa zwei Wochen kommen mehr Kunden in die Apotheke in der Kölner Straße. Die Menschen seien verunsichert: „Wir sehen, dass verstärkt gehamstert wird. Was wir gerade ganz schleppend bekommen, ist Desinfektionsmittel. Wir haben derzeit auch keine Rohstoffe, um es selbst herzustellen“, so Bock. Auch die Nachfrage nach Schutzmasken ist unverändert groß. Der Großhändler, über den die Apotheke normalerweise die Masken bezieht, ist aber ausverkauft.

Reine Glücksache

„Es ist gerade Glückssache, ob wir etwas bekommen. Der Großhandel schränkt die Lieferungen ein. Wir müssen immer wieder die Wellen abpassen, wenn die Lager gerade voll sind und dann bestellen“, so Heike Beenen. Sie beobachte auch, dass viele Menschen die auf Alltagsmedikation angewiesen sind, versuchen diese aufzustocken. Sie hätten Angst, dass die Mittel bald nicht mehr zu bekommen sind. Dafür hat Beenen Verständnis.

Doch Hamstern führe dazu, dass einer ganz viel habe – und die anderen gar nichts. Die Germania-Apotheke kann momentan wieder selbst Desinfektionsmittel herstellen. Der Händler hat neue Rohstoffe geliefert. Aber Inhaber Frank Riedel warnt: „Die Unterbrechungen der Lieferketten werden zunehmen, weil Indien seine Rohstoffe aus China bezieht und dann die Medikamente herstellt. Und Indien beliefert jetzt erst einmal den eigenen Markt“.

Schutz für die Mitarbeiter

Er kritisiert, dass Deutschland bei der Beschaffung seiner Medikamente auf andere Länder angewiesen ist. „Die Produktion von Medikamenten in Europa wäre teurer, ja. Aber dafür hätten wir dann in Situationen wie jetzt zuverlässige Mittel“, sagt er. „Wir zahlen jetzt den Preis für unsere Abhängigkeit von Billig-Produktionen“, kritisiert auch Heike Beenen.

Für Frank Riedel hat der Schutz der Mitarbeiter oberste Priorität. Denn wenn sein Personal krank wird, muss die Apotheke zumachen und dann liegt das Problem bei den Bürgern. Er mahnt darum, die Distanz zu wahren. In seiner Apotheke und im Alltag.