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Comedian Alain Frei in LeverkusenVerschmitzter Pinguin

Lesezeit 3 Minuten

Alain Frei hat seinen 34. Geburtstag auf der Bühne im Scala verbracht. Spontan weiß er auf sein Publikum zu reagieren.

Leverkusen – Ins kalte Wasser schmeißen kann man Alain Frei vermutlich nicht. Er ist der Typ, der immer eine charismatische Reaktion auf Lager hat, sich an jede Situation anpassen kann. „Die Bühne ist mein Wasser“, verkündete er Mittwochabend im Scala in Opladen. Damit spielte er nicht etwa auf Nervosität an, sondern verglich sich mit Gefährten aus der Tierwelt: Den Pinguinen.

So filigran sie sich im Wasser auch bewegen könnten, an Land watschelten sie bloß unbeholfen. Dass nun die Bühne das Lieblings-Territorium des Stand-Up-Comedians ist, bezweifelt niemand. Doch ihn sich ansonsten tollpatschig wie einen Pinguin vorzustellen, fällt schon schwerer. Denn die verschmitzte Sicherheit, mit der er vor sein Publikum tritt, kann nicht nur gespielt sein.

Routine hat er genügend und so passt es zu ihm, dass er den Abend seines 34. Geburtstags am Mittwoch auf der Bühne verbrachte. Nicht nur bei dem Comedy-Format „Nightwash“ hat er bewiesen, dass er ein waschechter Stand-Up-Künstler ist. Spontan weiß er auf sein Publikum zu reagieren, schreibt seine Texte selbst und durchleidet die Fettnäpfchen, von denen er erzählt, tatsächlich.

Auch Opfer von Shitstorms im Netz war er bereits: „Ich hasse seine Haare“, schrieb einmal ein vermutlich neidischer User. Das habe ihn am meisten getroffen und lässt auch ein wenig Eitelkeit durchscheinen. Aber ihm sei verziehen, beschreibt sich der Comedian doch souverän selbst als metrosexuell.

Auf die richtige Aussprache seines Namens legt er allerdings wert. Erst nach längerer Zeit habe er verstanden, wieso er mit einem Freund, der der französischen Nasale nicht mächtig ist, immer alleine im Kino saß. „Allah“ habe er ihn stets in voller Lautstärke gerufen. Zurzeit ist Alain Frei mit seinem dritten Programm „Mach Dich Frei“ zu sehen – nie um eine Morallehre verlegen. Auch nicht, wenn es um Pinguine geht. Denken die etwa „Ich bin schwarz und weiß. Die anderen sind weiß und schwarz“? Sicherlich nicht.

Ausländer und wie man mit ihnen umgeht sind sein zentrales Thema: „Muss man die füttern? Kann man die anfassen?“ Der Schweizer lebt zwar schon seit einigen Jahren in Köln, machte zuvor eine Schauspielausbildung in Hamburg. Doch seinen Blick auf die Gesellschaft als Immigrant möchte er nicht ablegen. Und ganz den Schweizer zu verstecken, schafft er sowieso nicht.

Beim Fluchen und Erschrecken rutscht ihm immer noch eine Reihe an Wörtern raus, die auf dem schweizerdeutschem – „li“ enden. Dass die Schweizer dadurch häufig als „süß“ abgestempelt anstatt ernst genommen werden, sieht er selbstkritisch ein. Eigentlich aber versucht Alain Frei Klischees abzubauen.

Bekannt wurde er durch das Ensemble „Rebell Comedy“, deren Mitglieder alle Migrationshintergrund haben und deren Shows seit 2014 im WDR ausgestrahlt werden. Über die Schweizer erklärte er: „Wir beschmeißen so lange Sachen mit Geld, bis sie glänzen“. Zu den Deutschen stellte er fest, sie mögen Bier und Schinken – Bierschinken ist die Krönung.

Da half es nicht gerade, dass ihm die Opladener bei seinem Auftritt im Scala als Top-Sehenswürdigkeit ihres Viertels den Wurstmaxen empfahlen.