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Der erste Spatenstich ist gesetztBau Zentraler Unterbringungseinrichtung des Landes NRW startet in Alfter

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Den ersten Spatenstich setzten Alfters Bürgermeister Rolf Schumacher und der Kölner Regierungspräsident Thomas Wilk gemeinsam mit Vertretern aus Politik, Verwaltung und der ausführenden Baufirma.

Den ersten Spatenstich setzten Alfters Bürgermeister Rolf Schumacher und der Kölner Regierungspräsident Thomas Wilk gemeinsam mit Vertretern aus Politik, Verwaltung und der ausführenden Baufirma.

In Alfter entsteht eine zentrale Unterbringungseinrichtung für Geflüchtete. Bis zu 360 Schutzsuchende werden hier ab Mai oder Juni nächsten Jahres wohnen können.

Verläuft alles nach Plan, könnten im kommenden Mai oder Juni die ersten Schutzsuchenden in der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) des Landes NRW für Geflüchtete zwischen Witterschlick und Volmershoven-Heidgen einziehen. Das erklärte am Mittwochnachmittag Andreas Schnee von der Hamburger Firma SSC, die für das Land NRW an der Hauptstraße zwischen den genannten Ortsteilen eine Landesunterkunft bauen wird. Bis zu 360 Geflüchtete werden hier einziehen können.

Den symbolischen ersten Spatenstich setzten Alfters Bürgermeister Rolf Schumacher und der Kölner Regierungspräsident Thomas Wilk gemeinsam mit Vertretern aus Politik, Verwaltung und der ausführenden Baufirma.

Regelmäßig tritt das Land NRW an die Kommunen heran, ob diese ein Grundstücke für Zentrale Unterkünfte anbieten können. In diesen Einrichtungen werden Schutzsuchende für etwa drei bis sechs Monate untergebracht, bevor sie dann weiter an andere Kommunen verteilt werden.

Das gemeindeeigene Baugrundstück „Kumpelsgarten“ in Alfter-Witterschlick ist rund 12 500 Quadratmeter groß.

Das gemeindeeigene Baugrundstück „Kumpelsgarten“ in Alfter-Witterschlick ist rund 12 500 Quadratmeter groß.

Diesen Appell griff die Verwaltung Ende 2023 auf und schlug für eine ZUE das gemeindeeigene rund 12 500 Quadratmeter große Baugrundstück „Kumpelsgarten“ in Witterschlick vor. Bevor der Rat entscheiden sollte, hatte die Gemeinde zunächst zu einer Bürgerversammlung ins Rathaus eingeladen, um über die Pläne zu informieren und mit den Bürgern über deren Fragen und Sorgen zu sprechen. Anschließend entschied sich der Rat im vergangenen Dezember einstimmig dafür, das Grundstück für den Bau zur Verfügung zu stellen.

Für Thomas Wilk ist solch ein Vorgehen nicht alltäglich. 99 Städte und Gemeinden und acht Kreise gehören zum Regierungsbezirk Köln: „Eine einstimmige Beschlussfassung im Gemeinderat, das ist schon etwas Besonderes. Das lässt uns hoffnungsvoll in die Zukunft blicken, dafür ein Dankeschön an alle beteiligten Akteure“, lobte Wilk.

Die Einrichtung wird mindestens sieben Jahre dort stehen, so sieht es der Kooperationsvertrag vor, den die Gemeinde Alfter im April mit der Bezirksregierung geschlossen hatte. Dieser Vertrag beinhaltet, dass die Gemeinde alle Tief- und Hochbauleistungen übernimmt. Die Bezirksregierung wird die noch aufzustellenden Wohncontainer anmieten und unterstützt von Dienstleisterin einrichten, um die Betreuung, Sicherheit und Verpflegung der Bewohner zu gewährleisten. Der Gemeinde entstehen dadurch keine Kosten. Dass sich die Flüchtlingssituation entspannen wird, glaubt Thomas Wilk angesichts der aktuellen Nachrichten nicht: „Wenn ich mir jeden Abend die Tagesschau ansehe: Es wird einem ja schlecht, was alles passiert.“

Zum Hintergrund

Die Kommunen in Nordrhein- Westfalen sind verpflichtet, ausländische Geflüchtete aufzunehmen und unterzubringen. Das Flüchtlingsaufnahmegesetz (FlüAG NRW) sieht vor, dass die Plätze der Landesunterkünfte eins zu eins auf der Aufnahmequote angerechnet werden, das heißt, seit dem 1. Dezember 2023 verringert sich für Alfter die Zahl der nach dem FlüAG NRW zugewiesenen Asylbewerber um hundert Prozent der Anzahl der in einer Landesunterkunft vorgesehenen Aufnahmeplätze.

So geht es weiter

Die Bauarbeiten durch das Hamburger Architekturunternehmen SSC, das viele Jahre lang im Hotelbereich tätig war, und sich in den vergangenen Jahren auf den Bau von Flüchtlingseinrichtungen spezialisiert hat, haben begonnen. Der erste Bagger ist bereits angerollt, weitere Bagger und Raupen kommen hinzu. Dann wird auch das komplette Areal eingezäunt. Andreas Schnee hofft, sofern es die Witterung erlaubt, dass vor dem Wintereinbruch die Entwässerungskanäle liegen. Damit die Baustellenfahrzeuge nicht auf der Hauptstraße stehen müssen und den Verkehr behindern, wurde bereits ein Schotterweg auf dem Grundstück angelegt, der als Zufahrt für die Fahrzeuge dient.

Das Gebäude

Geplant ist ein zweigeschossiger Bau aus 360 Modulen verteilt über zwei Gebäudekomplexe. Ein dritter Modulbau beinhaltet sanitäre Anlagen, Speise- und Aufenthaltsräume. Im hinteren Teil des Geländes werden ein Spielplatz und eine Freifläche angelegt.

Bedenken

Auf der Bürgerversammlung im Dezember 2023 machten sich viele Anwohner Sorgen um die Sicherheit. Bereits damals wurde versucht, diese Bedenken auszuräumen. Das Gelände ist komplett eingezäunt, das Land sorgt für ausreichend Personal sowohl für die Sicherheit der Geflüchteten als auch der Anwohner, für die Verpflegung als auch für die soziale Betreuung, betonte Thomas Wilk. So wird es für Kinder und Jugendliche auch Freizeitangebote geben. Konflikte seien jedoch nie vermeidbar, räumte Wilk ein: „Doch da in Alfter viele Akteure von den Vereinen bis zu den Kirchen mit ins Boot geholt worden sind, bin ich guter Dinge, dass Probleme vor Ort gut gelöst werden können.“

Die Lage

Das Grundstück bietet sich nicht nur wegen seiner Größe an und weil dort Baurecht besteht, es ist auch für die soziale Anbindung gesorgt, erläuterte der Regierungspräsident. Geschäfte wie der Edeka-Markt oder der Bahnhof in Witterschlick seien gut fußläufig zu erreichen.

Vorteile für die Gemeinde

Die Gemeinde profitiert nicht nur dadurch, dass ihr keine Kosten für weitere Flüchtlingsunterkünfte entstehen und sie vorerst keine neuen Schutzsuchenden mehr aufnehmen muss, sondern auch dadurch, dass weder Turnhallen noch Dorfhäuser für die Unterbringung von Schutzsuchenden belegt werden müssen, erklärte Bürgermeister Schumacher. Da die Schutzsuchenden dort nur für einige Monaten leben, werden sie auch nicht in den örtlichen Schulen und Kitas betreut.

Diese Vorteile sieht auch die Vorsitzende des Ortausschusses von Volmershoven-Heidgen, Anja Frenkel, so, wie sie der Runde gegenüber erklärte: „Müssten wir unsere Mehrzweckhalle belegen, dann wäre das Dorfleben weg, vom Karneval bis zum Seniorentag.“

Transparenz

Wichtig sei es, Falschmeldungen vorzubeugen, meinte Frenkel. Über die Kanäle des Ortsausschusses werde sie regelmäßig die Mitglieder der Vereine über aktuelle Entwicklungen informieren: „Nur wenn wir aufeinander zugehen und in den Dialog treten, können wir den Menschen ihre Ängste nehmen.“

Rolf Schumacher erklärte zudem, dass es einen Tag der offenen Tür für die Bevölkerung geben werde, sobald die Module stehen.