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WachtbergPS sind im Wald wieder gefragt – So arbeiten Rückepferde im Kottenforst

Lesezeit 2 Minuten
Ein Rückepferd steht mit Führer im Kottenforst
bei Villiprott

Kaltblüter „Granit “ arbeitet zurzeit im Wald bei Villiprott.

Rückepferde helfen bei der Holzernte in Wachtberg. Seit den 1960er Jahren hatten Maschinen ihren Einsatz mehr und mehr übernommen. Aber im Zuge nachhaltiger Waldbewirtschaftung sind die Kaltblüter wieder auf dem Vormarsch.

„Granit“ ist die Ruhe selbst. Der schwere, braune Kaltblüter folgt brav den Anweisungen, geht zurück, wenn der Holzstamm noch nicht richtig festgezurrt ist, oder hört auf Schnalzen, steht sofort oder geht voran. Ganz gemütlich zieht das Rückepferd die Baumstämme aus dem Dickicht bis an die nächste sogenannte Rückegasse und gönnt sich hier und da mal ein paar Blättchen vom Baum. Das Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft setzt seit fünf Jahren auf diese waldschonende Möglichkeit des Holztransports.

Im Kottenforst im Einsatz

Zurzeit sind „Granit“ und seine beiden Kollegen „Hannes“ und „Fusain“ im Kottenforst bei Villiprott im Einsatz. Gefällt wurden die Bäume, deren Stämme die drei Kaltblüter gerade aus dem Wald ziehen, bereits im Winter. Allerdings hatten es die vielen Regenfälle und der Matsch es bisher erschwert, sie aus dem Wald zum Kunden zu bekommen.

Mit Rückepferden ist man von der Witterung weitestgehend unabhängig, erklärt Wolfgang Bongardt vom Regionalforstamt, „und sie arbeiten bodenschonend“. Schwere Maschinen würden auch schwere Schäden anrichten, „die Pferde haben zwar viel Gewicht, aber sie verteilen es auf vier Hufe. Der Bodendruck ist minimal“, so Bongardt. Dennoch komme man ohne Maschinen nicht aus. Wenn die Tiere das Dünnholz, das nicht so schwer ist wie beispielsweise Eichen, bis zur Rückegasse gezogen haben, wird es dort auf Lastwagen geladen und je nach Baumart und Länge entweder zum Sägewerk, oder zum Kunden gebracht. Denn das Holz ist bereits verlauft, wie Bongardt sagt.

Diese Art tierischen Zulieferdienst bietet Elmar Stertenbrinks Fuhrhalterei aus Erkrath an. Er ist selbst ausgebildeter Forstwirt und weiß, wie wichtig der schonende Umgang mit dem Wald ist. Regelmäßig würden Walbestände gepflegt, damit die jungen Pflanzen mehr Licht erreicht, so Stertenbrink. Das Holz, das zuvor mit Motorsägen abgeschnitten wurde, wird von seinen Rückepferden herausgezogen, „damit der Waldboden so wenig wie möglich beeinträchtigt wird“. „Kölner Verfahren nennt man das“, erklärt Stertenbrink, also die sinnvolle Kombination von Tier und Maschine bei der Holzernte.

Sie ziehen auch Planwagen

Die sogenannten Rückegassen, von denen aus das Holz dann von Tragschleppern abtransportiert und zum Sammelplatz, dem Polterplatz, gebracht wird, haben im Kottenforst Abstände von 40 Metern und damit mehr als üblich. „Damit bleiben mehr als 90 Prozent des Waldbodens unbefahren“, so Stertenbrink. Der Schleswiger Kaltblüter „Hannes“ mit seiner weißen Mähne und die beiden französischen Kaltblutpferde „Granit“ und „Fusain“ – seine Strähnen haben ihm den Namen Pfaffenhütchen eingebracht – können aber noch mehr. Die gewaltigen Tiere sind vielseitig einsetzbar, sie helfen beim Mähen von Feucht- und Trockenwiesenflächen und ziehen Planwagen bei Ausflügen im Neandertal.