Neben der L123 in Wachtberg gibt es einen illegalen Kiesweg, den Straßen NRW seit Monaten sperrt. Schilder und Markierungen sollen ihn vorläufig legalisieren. Die eigentliche Lösung würde jedoch 250.000 Euro kosten.
Kiestrampelpfad reicht nichtWachtberg müsste 250.000 Euro für Weg neben L123 ausgeben
Mit ein bisschen Schotter hat die Gemeinde Wachtberg versucht, Fußgängern auf dem Weg durch die Felder in Richtung Klein Villip ein wenig mehr Sicherheit beim Kreuzen der viel befahrenen Landstraße 123 zu verschaffen. Doch aus Sicht von Straßen NRW ist genau das Gegenteil erreicht worden, und darum ist der Weg derzeit gesperrt. Zur Korrektur durch ein Provisorium sind kleine Baumaßnahmen vereinbart, aber ein richtiger Überweg für eine Viertel Million Euro, wie die Gemeinde schätzt, müsste dann diskutiert werden.
Straßenarbeiter hatten den schmalen Kiesweg zwischen Straßengraben und Feldern entlang der Straße von Adendorf nach Arzdorf im Frühjahr zufällig bemerkt und bei der Gemeinde nachgefragt. Die hatte ihn mit wenig Aufwand, wie Bürgermeister Jörg Schmidt erklärte, „für 300 Euro“ (wohl die Materialkosten), selbst angelegt. Das Ziel: Spaziergängern, etwa mit Hunden, dort in der Nähe des Abzweigs nach Klein Villip das Queren der Straße einfacher zu machen.
„Wir haben den Weg sofort gesperrt, denn in dieser Form ist er nicht sicher. Er hört mitten im Grün auf“, erklärte Torsten Gaber, Sprecher von Straßen NRW auf Anfrage der Rundschau: „Die Menschen laufen seit Jahrzehnten dort auf der Straße lang und sind dabei besonders vorsichtig. So ein Gehweg simuliert Sicherheit.“ Und darin bestehe die Gefahr.
Außerdem befindet sich der etwa 60 Meter lange Weg auf Gelände von Straßen NRW. Die Gemeinde sei wohl irrtümlich der Annahme gewesen, sie dürfe das, weil sie dort den Grünschnitt erledige, so Gaber. Straßen NRW hegt auch Bedenken wegen der Qualität des Kiesweges. „Die Ausstattung fehlt“, sagte Gaber: „Es ist ein reiner verdichteter Kiesweg. Er wird im Sommer verstauben und Löcher bekommen. Bei Regen steht das Wasser drauf. Winterdienst bei solch einem Weg würde die Deckschicht wegfegen.“ Straßen NRW sieht sich durch die Existenz des Weges in der Unterhaltungspflicht sowie in der Verantwortung um die Sicherheit der Benutzer, zumal Bürger geradewegs zum Überqueren der Straße gezwungen würden, wie Gaber erklärte.
Provisorium in Wachtberg mit Schildern und Markierungen
Straßen NRW besteht auf „einen ordnungsgemäßen Gehweg, nicht einen Kiestrampelpfad“, wie Gaber betont. Gleich nach Karneval haben Straßen NRW und Gemeinde eine mögliche Lösung gefunden, die es ermöglichen soll, die Sperrung aufzuheben. Und die sieht so aus: Die Gemeinde verlängert den Weg um die fehlenden knapp 15 Meter bis zur Einmündung nach Klein Villip. Damit Fußgänger und Radfahrer die sechseinhalb Meter breite Straße einigermaßen sicher überqueren können, sollen einige Verkehrsschilder aufgestellt werden: Warnschilder für Autofahrer „Achtung Fußgänger!“, ein Überholverbot sowie eine Geschwindigkeitsbeschränkung, wobei sich Straßen NRW für Tempo 70 aussprach.
Die Abstimmung wegen des Tempolimits und der Anordnung von Schildern durch die Straßenverkehrsbehörde des Rhein-Sieg-Kreises läuft noch und ist auch der Grund, warum die Gemeinde trotz des nun schönen Wetters noch nicht mit der Verlängerung des Weges begonnen hat. Denn auf die Anordnung aus Siegburg soll gewartet werden, wie Gemeindesprecherin Marlies Märtens der Rundschau erklärte.
„Wir wollen verhindern, dass jemand mit Tempo 100 an jemandem vorbei prescht, der wegen eines Fußgängers dort hält“, erläuterte Gaber der Rundschau. Zur Lösung gehört außerdem eine Markierung auf der Straße, womöglich durch eine gestrichelte Linie oder Streifen.
Das Provisorium kann so aber nicht bleiben, und Straßen NRW findet die Idee eines Gehwegs an dieser Stelle „grundsätzlich gut“. Allerdings müsste dafür eine auch aus Sicht von Straßen NRW „ordnungsgemäße Lösung“ gefunden werden. Für den Unterhalt eines Kiesweges, auch im Winterdienst, sei kein Gerät und Geld da.
Vorentwurf für einen Umbau für geschätzte 250.000 Euro vorgelegt
Die Gemeinde Wachtberg hat bereits einen groben Entwurf vorgelegt, doch der würde kosten. „Wegen der Überquerungshilfe müsste die Straße verbreitert werden, weil sonst keine Mittelinseln Platz haben“, sagte Gaber. Zu den Kosten hat sich der Beigeordnete Swen Christian bereits geäußert: „Da müssen wir mit erheblichen Kosten im sechsstelligen Bereich rechnen, erste Schätzungen gehen von rund einer Viertel Million Euro aus.“ Die Größenordnung ist laut Straßen NRW nicht verkehrt.