In Wachtberg wurde 75 Jahre Grundgesetz gefeiert: erst mit einer Kundgebung in Berkum, dann mit einer Feier in Ließem.
Kundgebung in Wachtberg120 Bürger feiern 75. Jahrestag des Grundgesetzes
„75 Jahre Grundgesetz sind ein kostbares Gut, was es zu bewahren gilt. Es ist das Fundament unseres Landes“, erklärte Wachtbergs Bürgermeister Jörg Schmidt (CDU). „Mich macht es als Bürgermeister stolz, Sie hier zu sehen“, sagte er zu den rund 120 Bürgern, die zum Geburtstag des Grundgesetzes der Einladung der Gemeinde gefolgt und auf den Schulhof der Hans-Dietrich-Genscher-Schule in Berkum gekommen waren.
Die Feierlichkeiten bestanden aus zwei Veranstaltungen, der Kundgebung am Donnerstagnachmittag und einer Feier im Köllenhof in Ließem im Anschluss daran.
In Berkum führte Moderator Hans Werner Meurer, der unter anderem das Wachtberger Kammerorchester gründete, durch den Nachmittag. Neben dem Bürgermeister kamen bei der Kundgebung auch zahlreich andere Personen aus Wachtberg zu Wort, wie der katholische Pfarrer Michael Maxeiner. „Das Jubiläum mahnt uns der Verantwortung, die wir besitzen. Eine Gesellschaft, die keinen Platz für Gott hat, der hat auch keinen Platz für den Menschen“, so Maxeiner. „Hass, Ausgrenzung und Ablehnung sind nie eine Alternative.“ Alle hätten eine Verantwortung vor Gott und den Menschen, mahnt der Pfarrer an.
Bewegende Musikbeiträge bei der Kundgebung in Wachtberg
Sein evangelischer Kollege Pfarrer Günter Schmitz-Valadier fragte, wie man denn das Grundgesetz pflegen könne. Dabei packte er seine Gitarre aus, stimmte das Lied „Einander brauchen“ an, und die Bürger vor der Hans-Dietrich-Genscher-Schule sangen mit. Musikalisch war auch der Beitrag von den Ukrainern Igor Sevchuk und Oleksandr Stepanow. Sie trugen zunächst das Lied Ukraine, dann die Ode an die Freude vor. Sehr bewegend erinnerten sie auf diese Weise nicht mit Worten, sondern mit Melodien und Gefühlen daran, wie fragil der Friede sein kann und was für ein hohes Gut er ist.
Unter den Rednern des Nachmittags war auch der CDU-Landtagsabgeordnete Jonathan Grunwald. Der Politiker forderte seine Zuhörer auf, gemeinsam gegen Hass und Hetze und für Demokratie und Vielfalt aufzustehen. „Die AfD ist der größte Feind unserer Demokratie“, betonte Grundwald. Für Nazis sei kein Platz in Wachtberg. „Ich möchte Sie motivieren, sich in unsere Demokratie einzubringen. Wir alle haben es in der Hand“, ist sich Grunwald sicher.
Von ihrer Arbeit mit dem Ökumenischen Arbeitskreis berichtete die ehemalige Bürgermeisterin von Wachtberg, Renate Offergeld. Die Arbeit mit Flüchtlingen sei eine Aufgabe für uns und für die Gesellschaft. „Die Qualität einer Demokratie zeigt sich darin, wie sie mit Minderheiten umgeht“, sagte Offergeld: „Auch das Recht auf Asyl ist ein Menschenrecht.“ Einige Engagierte des Arbeitskreises und Flüchtlinge machten bei der Kundgebung in Berkum visuell auf Artikel des Grundgesetzes aufmerksam: Auf Plakaten waren sie für alle sichtbar.
Den Abschluss des ersten Teils der Feier machte der Wachtberger Jugendchor, geleitet von Leonhard Zimmer. Die Mädchen und Jungen trugen verschiedene Stücke vor und endeten mit der Nationalhymne, die die Anwesenden kräftig mitsangen.
Zweiter Teil der Feierlichkeiten im Köllenhof in Ließem
Für den zweiten Teil der Feierlichkeiten zum 75. jährigen Bestehen des Grundgesetzes ging es von Berkum nach Ließen, und vom Schulhof zum Köllenhof. Hier gab es Raum für Austausch und Diskussion, bei einem Getränk oder einer Suppe sollten die Gäste miteinander ins Gespräch kommen.
Den offiziellen Teil der Feier mit Reden von Bürgermeister Schmidt, Friedrich Oellter (FDP), Renate Offergeld und Simon Behrens (CDU) rahmte die Sängerin Annette Briechle ein. Dabei nahm sie die Zuhörer mit auf eine musikalische Reise: durch 75 Jahr Grundgesetz. Sie entwickelte also eine Art Soundtrack unserer Verfassung. So sang sie unter anderem „Wind of Change“ von den Scorpions, eine der Hymnen des Mauerfalls und der Wiedervereinigung.
Den Jazz-Titel „My Lady is a Tramp“ widmete Briechle dem Artikel der besagt, dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind - und den Müttern des Grundgesetzes. In die Zukunft unseres Landes blickte die Sängerin mit dem Titel „Let it be“ von den Beatles und schließlich - wie sollte es anders sein - folgte die Nationalhymne.
Bürgermeister zeigte sich zufrieden mit Feier
Obwohl die Feierstunde in Ließem nicht so gut besucht war wie die Kundgebung vor der Schule, zeigte sich Bürgermeister Jörg Schmidt zufrieden: „Es war insgesamt eine gelungene Veranstaltung und ich bin froh, dass wir das als Gemeinde Wachtberg gemacht haben. Viele haben was gesagt, was ich wichtig fand. Das hat die Demokratie gestärkt und wachgerüttelt.“ Ein gutes Demokratieverständnis sei in der heutigen Zeit sehr wichtig, „unser gutes Leben hängt davon ab.“
Generell sei das Grundgesetz dem Bürgermeister sehr wichtig, wie er der Rundschau gegenüber erklärte: „Ich bin in den 60er Jahren geboren und habe es nicht anders erlebt, dass wir hier in Freiheit wohnen. Ich merke aber auch durch mein Amt, wie die Freiheit gefährdet ist, durch extremistische Kräfte.“ Das Grundgesetz sei geschaffen worden, um den Bürger vor dem Staat zu schützen. Das mache es so einzigartig. „Ich kann nur dazu aufrufen, die Freiheit sehr ernst zu nehmen und auch an die Kinder weiterzugeben“, so Schmidt. Und er betont, dass man mit jeder Wahl etwas ausrichten könne. „Das ist so wichtig für unsere Demokratie.“