Im Kellertheater Chateau Pech in Wachtberg laufen aktuell die Proben für das Jubiläumsstück „Antigone“. Diesen Herbst feiert das Theater sein 25-jähriges Bestehen.
„Wussten nicht, ob überhaupt Leute kommen“Kellertheater Chateau Pech feiert 25-jähriges Bestehen
25 Jahre ist es her, dass Gundula Schroeder und ihr Mann Traugott Scholz zum ersten Mal die Türen ihres Kellertheaters Chateau Pech in Wachtberg öffneten. Scholz ist zwar 2021 gestorben, aber Schroeder führt das Theater in seinem Sinne fort. Das Jubiläumsstück, „Antigone“ von Jean Anouilh, weckt für die Witwe sogar noch andere Erinnerungen.
Die gelernte Schauspielerin Gundula Schroeder, die unter anderem am Hamburger Schauspielhaus ausgebildet wurde, hatte damals in Flensburg ihr ersten Engagement bekommen: „Da durfte ich die Antigone spielen.“ Später habe sie die Antigone im gleichnamigen Stück auch nochmal in Bonn gespielt. „Ich liebe die Rolle sehr“, erklärt Schroeder. Im Jahr 2000, also vor 23 Jahren, habe sie die Inszenierung auch auf die eigene Bühne nach Pech gebracht. So schließt sich also jetzt ein Kreis, wenn eben jene Geschichte am Mittwoch, 25. Oktober, mit neuer Besetzung im Kellertheater Premiere feiert.
Von den USA über Improvisationstheater bis zum Chateau Pech
Bevor es für Schroeder, ihren Mann Traugott Scholz und die Kinder nach Wachtberg ging, hat die junge Familie einige Jahre in den USA gelebt. Scholz hat dort als Physiker gearbeitet. „Da habe ich auch gespielt, auf Englisch“, so Schroeder. Zurück in Deutschland sei sie durch das Kindertheater am Amos-Comenius-Gymnasium in Bonn zur Regie gekommen. „Das war sehr interessant. Ich habe die Kinder improvisieren lassen und wir haben im Laufe der Zeit eine Geschichte entwickelt. Jeder sollte die Szenen in seiner eigenen Sprache spielen.“
Das Tolle daran sei gewesen, dass die Kinder nicht anfingen zu leiern, sondern alle gut zuhören mussten. „Dadurch war es sehr lebendig.“ 17 Stücke habe sie damals mit den Kindern eingeübt. Parallel dazu führte sie Regie bei einer Gruppe aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen, organisiert von der Jungen Theatergemeinde Bonn. „Das habe ich zehn Jahre lang gemacht. Nicht mit Improvisationen, sondern mit richtigen, auch klassischen Stücken.“
Daraus habe sich schließlich das Kellertheater entwickelt: „Wir hatten hier im Haus unten einen großen Raum, der eigentlich als Garage gedacht war, aber so haben wir ihn gar nicht genutzt“, erzählt Schroeder. So hatten sie und ihr Mann eines Tages die Idee, dort ein Theater einzurichten. „Einige von meiner Bonner Gruppe sind damals auch mit eingestiegen - das ist jetzt 25 Jahre her.“ 1998 präsentierten sie ihre erste Aufführung mit „Die Physiker“ von Dürrenmatt. Ihr Mann sei kein Schauspieler gewesen, war aber immer sehr Theaterbegeistert. „Er sagte gleich, dass er die Hauptrolle, den Möbius, spielen wollte.“ Es sei ein großer Erfolg gewesen. „Wir wussten überhaupt nicht, ob hier auf dem Land überhaupt Leute kommen. Aber das ist so eingeschlagen, das lief einfach“, so Schroeder weiter.
Geschichte über streitbare Person
Jedes Jahr führten sie seitdem mindestens ein bis zwei Stücke auf, 35 sind es bis dato. Eines davon war „Antigone“: „Ich kann mich noch gut erinnern an die Inszenierung, die ich damals gemacht habe.“ Es sei vor 23 Jahren sehr gut angekommen. Das Werk für das Jubiläum des Theaters zu wählen, sei eine bewusste Entscheidung gewesen: „Ich wollte für das Jubiläum ein wichtiges Stück nehmen. Und das ist es, mit faszinierenden Figuren.“
In der Geschichte geht es um die durchaus mutige und streitbare Tochter des Ödipus, die sich gegen eine Staatsmacht stellt, die in ihren Augen unmenschlich handelt. „Antigone tut alles, um ihre eigene Vorstellung vom Leben zu leben. Das Zentrum dieser ganzen Geschichte ist eigentlich das Gespräch zwischen Antigone und Kreon, mit diesen völlig gegensätzlichen Einstellungen.“ Es gehe auch um die Kompromisslosigkeit beider Seiten. „Ich denke, hier sind das Wort und die Dialoge so wichtig, dass es nicht auf allerlei Brimborium ankommt, was sonst so gemacht wird“, erklärt Schroeder. Es sei daher nicht viel auf der Bühne und alles eher schlicht gehalten.
Die Geschichte der Antigone lasse sich durchaus in die heutige Zeit übertragen. Schon die Aufführung von 2000 habe die Zuschauer sehr bewegt: „Sie haben auch diskutiert, es ist viel darüber geredet worden.“ Es habe vor kurzem eine Besucherin bei Schroeder angerufen, die vor 23 Jahren schon einmal „Antigone“ im Chateau Pech gesehen hat. „‚Wir kommen sofort wieder‘, hat sie gesagt.“
Große Lücke nach dem Tod von Scholz
Als sie damals mit dem Theater angefangen haben, bestand das Ensemble vor allem aus Freunden von Schroeder und Scholz. Bereits seit 2004 Mitglied des Ensembles ist Ursula Rocke: „Gundula hat mich irgendwann gefragt, ob ich Lust habe, mitzuspielen.“ Die Berufspilotin und Fluglehrerin hatte bis zu diesem Zeitpunkt keine schauspielerischen Erfahrungen. „Sie hat sich richtig freigespielt“, schildert Schroeder die Entwicklung von Rocke. „Mir macht daran am meisten Spaß, verschiedene Personen zu spielen“, so Rocke. Sie seien wie eine große Familie, schwärmt die Wachtbergerin weiter. In „Antigone“ spielt sie zwei Rollen: die des Sprechers und die der Amme.
Vor zwei Jahren ist Schroeders Mann gestorben. „Ich habe lange gebraucht. Anderthalb Jahre hat es gedauert, bis ich mich wieder dem Theater widmen konnte“, beschreibt Schroeder die vergangen Jahre. Das Ensemble habe ihr dabei viel Mut gemacht. „Mein Mann hat sehr an dem Theater gehangen, es wirklich geliebt, sodass ich sicher war: Er würde das wollen.“
Früher hätten sie zu Premieren immer einen Empfang oben im Haus veranstaltet: „Aber irgendwie kann ich das nicht mehr, seit mein Mann nicht mehr ist. Wahrscheinlich werden wir stattdessen die Leute zu einem Sekt auf die Bühne bitten“, erklärt die Gastgeberin, was die Besucher von der Jubiläumspremiere am Mittwoch, 25. Oktober, erwarten können.
Premiere: Mittwoch, 25. Oktober, 19 Uhr, im Kellertheater Chateau Pech, Nachtigallenweg 22, Wachtberg.
Weitere Termine: Donnerstag, 26. Oktober, Mittwoch, 1. November, Freitag, 3. November, Sonntag, 5. November, Mittwoch, 8. November, Freitag, 10. November, Samstag, 11. November, Sonntag, 12. November, Mittwoch, 15. November, Freitag, 17. November, Samstag, 18. November, Sonntag, 19. November, Mittwoch, 22. November, Freitag, 24. November,Samstag, 25. November. Beginn ist jeweils um 19 Uhr. Kartenreservierungen unter Telefon (0228) 325951. Karten kosten 20 Euro, ermäßigt 10 Euro.
Weitere Informationen und Karten unter: chateau-pech.de