Holzem ist nun Großbaustelle. In anderthalb Jahren soll die neue Straße mit neuen Versorgungsleitungen und einer Deckschicht in Trichterform fertig sein. Die neue Bushaltestelle soll den Verkehr bremsen.
Auf Starkregen vorbereitetAusbau in Wachtberg-Holzem hat begonnen
Autofahrer müssen sich wohl noch daran gewöhnen, dass Holzem jetzt für längere Zeit eine Sackgasse ist. An diesem Dienstag war jedenfalls am dritten Sperrschild für etliche Fahrer noch Wenden angesagt. Die Bauarbeiten zum Ausbau der Durchgangsstraße haben begonnen. In anderthalb Jahren könnte alles fertig sein. Dabei wird die noch aus den 60er Jahren stammende Straße komplett umgestaltet. Nachdem Kanal, Glasfaser, Wasserleitung und Strom sowie die Gasleitung und die Beleuchtung erneuert sein werden, wird es keine aufgewölbte Asphaltdecke mehr geben, sondern einen trichterartigen Straßenaufbau, der selbst bei starkem Regen das Oberflächenwasser von den Häusern abhalten soll. Auch der Dorfplatz am Anton-Raaff-Platz soll ausgebaut werden.
Der Wachtberger Beigeordnete Swen Christian nahm zum Auftakt mit Tiefbau-Chef Henry Horn, Reinhold Ebben von Ingenieurbau Becker aus Heimersheim und einigen Arbeitern der Firma Strabag symbolisch einen Spaten in die Hand, und zwar dort, wo derzeit das meiste Wasser aus dem Feld über die Straße läuft. Das ist die erste Kurve am Ortseingang. Nach Erfahrung des Wachtberger Bauhofs die kälteste Stelle im ganzen Drachenfelser Ländchen, so also zuerst der Frost tückisch wird. Ein „Einlaufbauwerk“ soll das auch vom Feld her kommende Wasser künftig fassen und in den Kanal leiten, damit es nicht, wie schon bei manchem Starkregen, in breitem Schwall durch den Ort und in Keller strömt.
Swen Christian zeigte sich gestern sehr zufrieden über die Finanzierung Das umfangreiche Projekt wird zwar etwa zwei Millionen Euro kosten, doch die Bezirksregierung gibt 1,1 Millionen Euro dazu, und auch wegen der neuen Haltestelle, die gleich am Ortseingang gebaut werden soll, gibt es noch etwas Geld von „Go.Rheinland“, dem Nahverkehrszweckverband. Die Bushaltestelle wird gleich am kurvigen und wenig übersichtlichen Ortseingang liegen und nicht mehr zwischen den Häusern in der engen Ortsmitte. Das soll auch zur Verkehrsberuhigung beitragen, wie Christian erklärte. „Wenn hier der Bus hält, müssen alle warten, denn zwischen den beiden Wartebereichen mit taktilen Leitelementen wird es nur eine Fahrspur geben.“ Barrierefreiheit an der Haltestelle ist also auch ein Ziel.
Der Beigeordnete zeigte sich zum Baustart „dankbar für den Input aus der Bevölkerung“. Bei der Bürgerversammlung im vorigen Jahr habe es noch einmal wichtige Anregungen gegeben. „Die Holzemer wissen ja selbst am besten, wie sie laufen.“ Entsprechend werden Gehwege in die Umfeldgestaltung der Kapelle einbezogen.
Die Gehwege werden auch Teil der Wasserführung bei Starkregen, wie Henry Horn erklärte. Sie werden dieselbe Neigung wie die Fahrbahnen haben, etwa 2,5 Prozent, und damit das Fassungsvermögen, der Straße deutlich erhöhen. Ohne Gehweg ist die Fahrbahn drei bis vier Meter breit. Eine etwa 30 Zentimeter breite Mittelrinne soll den normalen Regen einsammeln und in den Kanal führen. Das gewohnte Mischwasser-Kanal-System wird bleiben, wie Reinhold Ebben versicherte.
„Wir achten wegen der Erfahrung mit Starkregen verstärkt auf Notwasserwege. Das Wasser aus den Feldern wird in der Regel um den Ort herumgeführt“, sagte Christian. In Fritzdorf sei zu sehen, wie die Wiederherstellung der Feldgräben wirke.
Hausbesitzer können sich übrigens immer noch von den Gemeindewerken beraten lassen. Die Baufirma bietet Begehungen an, wenn jemand Rat braucht, ob sein Haus gut genug gegen Starkregen geschützt ist. Dabei geht es auch um Rückschlagklappen und deren Wartung.
Das alte Stromhäuschen am Ortsrand, wo die Kahnhofstraße in die Felder abzweigt, ist zwar schon durch eine Trafo-Station ersetzt. Es gehört aber immer noch dem Energieversorger enewa. Mit dem, so der Ortsausschussvorsitzende Tobias Teichner, werde schon wegen einer neuen Nutzung verhandelt. Sperber seien bereits am Dach eingezogen. Und wenn die alten Isolatoren ausgebaut sind könnten die dann freien Maueröffnungen Nistplätze für Falken und Eulen bieten. Auch Fledermäuse könnten an dem seit Jahrzehnten vertrauten Turm eine Heimat finden.