Makrofotografie, Architektur, Akt oder Infrarot? Es ist die Vielfalt, die das Hobby Fotografie so spannend macht. Die Mitglieder des Fotoclubs Wachtberg eint die Neugierde auf Motive.
Welt im SucherFotoclub Wachtberg verjüngt sich und wächst stetig
Der eine mag die Makrofotografie, der andere lieber Architektur, wieder eine andere fotografiert Akte, eine weitere arbeitet mit einer Infrarotkamera. Es ist die Vielfalt, die das Hobby Fotografie so spannend macht. Fast alle Mitglieder des Fotoclubs Wachtberg haben einmal analog begonnen und sind dann auf Digitalkameras umgestiegen. Keiner geht mehr in die Dunkelkammer. Und so kommt auch schnell ein Dutzend USB-Sticks mit neuen Fotos zusammen, die die Mitglieder zum monatlichen Clubabend im Berkumer Haus Helvetia mitbringen.
Fotoclub Wachtberg seit mehr als 50 Jahren
Mit seinen mehr als 50 Jahren ist der Club fast so alt wie die Gemeinde selbst und eine weitere Facette im überaus lebendigen Kulturleben des Drachenfelser Ländchens. Es ist so Usus bei den Monatstreffen, dass Marcus Westen, seit Januar neuer Vorsitzender, die mitgebrachten Fotos auf dem großen Bildschirm präsentiert und zur Diskussion stellt. „Wir sind offen und ehrlich zueinander, aber niemals verletzend“, betont Rainer Krämer. „Es gehe extrem gemeinschaftlich zu“, ergänzt Dieter Mehlhaff, Marcus Westens Vorgänger im Amt. Änderungsvorschläge würden sofort am Rechner ausprobiert. Bildkritik sei auch wichtig, um sich weiterzuentwickeln – eine Voraussetzung, wenn man Mitglied im Club sein möchte.
Diese Neugierde war es auch, die 1971 zur Gründung des Clubs führte. Kurt Hilberath, der regelmäßig Fotokurse an der Volkshochschule Bad Godesberg angeboten hatte, folgte damit dem Wunsch einiger Kursteilnehmer, ihr Wissen um die Fotografie noch zu vertiefen. Sie lernten bei ihm, Filme zu entwickeln und Abzüge in der Dunkelkammer anzufertigen. Immer vor dem Hintergrund, dass es bis in die späten 1990er Jahre nur die analoge Fotografie gab. Ihre Arbeiten zeigten die Fotoclubber damals schon bei Ausstellungen und mit Dia-Reportagen in der Aula der heutigen Hans-Dietrich-Genscher-Schule.
Fotoclub Wachtberg sucht neue Räume
Kurt Hilberath blieb Vorsitzender des Clubs bis zu seinem Tode im Jahr 2016. Fotofreund Dieter Mehlhaff folgte im Amt. Seit den 2000er Jahren sind die Arbeiten der Gruppe im Ratssaal in Berkum zu sehen. Dort ist aber kein Platz mehr, seit der Sitzungssaal mit Monitoren ausgestattet wurde. Corona brachte das endgültige Aus. Eine Ausstellung wurde noch im Kulturraum Auerberg gezeigt, aber die Kunstschaffenden sind immer auf der Suche nach Ausstellungsräumen.
Landschaftsfotos und viele andere mehr hängen auch dort, wo sie sich treffen: im Haus Helvetia, sozusagen im Clubraum. Daneben gibt es Schauen im Altenstift Limbach in Berkum, bei der VHS Bad Godesberg oder bei der Volksbank in Niederbachem. Verdient haben es die außergewöhnlichen Arbeiten allemal. Eins betont Marcus Westen, der auch neuer Administrator der mehr als 7000 Mitglieder starken Bonner Instagram-Gruppe ist: „Entgegen dem allgemeinen Trend hat es der Fotoclub in den vergangenen Jahren geschafft, sich zu verjüngen und zu wachsen.“ Jeden Monat könne man bei den Clubabenden neue Gäste begrüßen, von denen manche auch Mitglieder werden. So wie Jochen Röder. Er habe schon in der Schule in der Foto-AG mitgemacht, aber so richtig gepackt habe ihn die Fotografie erst mit dem Einzug der Digitalkameras. „Die wurden immer größer“, schmunzelt Röder, seine Motive hingegen immer kleiner. Makrofotografie sei seine Passion, sagt Röder, „und schön bunt soll es sein“. Seit Mittwochabend ist er Mitglied im Fotoclub.
In der Makro-Welt ist auch Elke Dahl zu Hause. Auf Insekten und Schleimpilze hat sie sich spezialisiert, ihre spektakulären Aufnahmen zeigen eine winzige Welt ganz groß. Ihre Objekte, die man erstmal finden und erkennen muss, nimmt sie aus dem Wald mit nach Hause. „Es sind jedes Mal 70 bis 80 Aufnahmen, das braucht Zeit und eine gute Ausleuchtung.“ Dahl betreut auch die Internetpräsenz des Clubs, die schon einige neue Mitglieder gebracht habe, die auch im Zeitalter der Smartphone-Fotografie ihre Fähigkeiten an einer Kamera ausbauen und verbessern möchten.
Während Corona die Naturfotografie entdeckt
Das spannende Feld der Infrarotfotografie hat sich Ronja Linßen ausgesucht und sich eine Kamera umbauen lassen. So erscheinen Landschaften buchstäblich in einem anderen Licht. Andreas Zydek aus Oedingen im Nachbarkreis Ahrweiler hat seit Corona die Naturfotografie entdeckt und ist auch schon mal mit dem Tarnanzug auf der Spur von Basstölpel oder Seehunden. Yvonne und Michael Herzog haben gleichermaßen ihr Herz an die Fotografie verloren. Beide sind vorzugsweise Wildlife-Fotografen, halten gerne fest, was sie auf Reisen nach Afrika, Australien oder Asien vor die Linse bekommen.
Seit seinem zehnten Lebensjahr habe er schon alles an Kameras gehabt, was man sich vorstellen kann, sagt Norbert Kustermann. Aktuell hat er die 360-Grad-Fotografie für sich entdeckt. Der Biologe Nico Klapkarek ist auch beim Hobby seiner Richtung treu. Seit 20 Jahren fotografiert er in der Natur, seit acht Jahren intensiv. Und der Vorsitzende selbst? „Ich bin von Architektur sehr angetan“, so Marcus Westen, um schmunzelnd zu ergänzen: „Makro war mir zu anstrengend.“ Mittlerweile arbeite er auch mit Apps, die Fotografen anzeigen, wann wo welches Licht zu erwarten ist – für ein optimales Shooting.
Die Ergebnisse sprechen für sich: Allein seine Aufnahmen von der Rotterdamer Skyline oder aus Kölner Stadtbahn-Haltestellen sind perfekt. „Mystische Landschaften“ sind das Thema des Clubtreffens im August, um „Strukturen und Abstraktionen“ geht es im Oktober, um „Herbstzauber“ im Dezember. Noch hat sich der Club nicht an den „Wachtberger Kulturwochen“ beteiligt, es wäre eine Überlegung wert.
Wer sich ein Bild vom Club machen möchte, kann zu den Clubtreffen kommen an jedem 2. Mittwoch im Monat im Cafe Haus Helvetia, Am Bollwerk 10, in Wachtberg Berkum.