Der Wachtberger Bürgermeister Jörg Schmidt hat sich entschieden. Seine Amtszeit wird er trotz der körperlichen Beeinträchtigungen nach einem Schlaganfall zu Ende führen, doch eine neuerliche Kandidatur schließt Schmidt nun aus.
Nächste Absage kommt aus WachtbergAuch Bürgermeister Jörg Schmidt steht nicht mehr zur Wahl
Mit Jörg Schmidt aus Wachtberg hat nun der fünfte der sechs Kommunal-Chefs im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis erklärt, sich nicht mehr der Wahl zu stellen. Am Montagabend informierte der Christdemokrat aus Adendorf den Parteivorstand. Außer Petra Kalkbrenner (CDU) in Swisttal werden also alle Bürgermeister ihr Amt verlassen: das sind die beiden parteilosen Christoph Becker (Bornheim) und Ludger Banken (Rheinbach) sowie von der CDU Rolf Schumacher (Alfter), Holger Jung (Meckenheim) und nun auch Jörg Schmidt.
Bei Schmidt war eine Entscheidung zu erwarten. Eigentlich hatte er sie für Dezember angekündigt, doch die Monate nach seinem Schlaganfall in der Reha haben ihn vorzeitig überzeugt, sein künftiges Leben für sich und die Familie aufzusparen. „Bürgermeister sein ist ein sehr schöner Job, aber auch sehr stressbeladen“, sagt der gesundheitlich angeschlagene Amtsinhaber. Neurologen hätten ihm erklärt, dass es ein ernst zu nehmendes Risiko gebe, einen weiteren Schlaganfall zu bekommen.
„Es hat meine rechte Körperseite getroffen, und sehr oft ist in diesem Fall dann auch das Sprachzentrum mit den kognitiven Fähigkeiten betroffen. Bei mir sind jedoch nur die Gliedmaßen betroffen“, erklärte Schmidt der Rundschau.
Probleme im Alltag
Immer wieder ist Schmidt derzeit auf einen Rollstuhl angewiesen, und so spürt er noch intensiver als früher den Mangel eines Aufzugs im Rathaus. „In mein Amtszimmer komme ich nicht. Die Treppe rauf schaffe er es vielleicht ganz langsam, aber runter auf keinen Fall.“
Eine weitere Hürde sei Unterschreiben. Als geborener Linkshänder habe er früher in Spiegelschrift schreiben können, aber dies habe er längst verlernt.
Die Entscheidung, auf das Amt zu verzichten, sei ihm „überhaupt nicht leicht gefallen“. Aber nun werde er sich den schöngeistigen Dingen widmen.
Kürzlich hat sich Schmidt erstmals wieder in der Öffentlichkeit gezeigt, dabei aber auf Strohballen gesessen. „Meine Hand brennt und zuckt“, sagt Schmidt. Inzwischen sei immerhin der Fußheber wieder in Bewegung. „Jetzt könnte ich eigentlich wieder Auto fahren“, scherzt Schmidt. Tatsächlich kämpft er sich die Treppe an einem Stock entlang hoch und fühlt sich dabei klapprig.
Hoffnung auf Besserung ist ihm geblieben. Die Pflegestufe habe ich befristet auf ein Jahr erhalten, weil die Neurologin überzeugt ist, dass ich sie danach nicht mehr brauchen werde. Die in Sekundenbruchteilen abgestorbenen Nerven wachsen über Jahre wieder nach.
Mögliche Bewerber
Wer denn nun der Nachfolger werden könnte, ob vielleicht der Beigeordnete Swen Christian den Hut in den Ring werfen wird? „Er kann sich bewerben“, sagt Schmidt: „Es wird sich nach vorne tun, wer dafür geeignet ist. Dann müssen die Mitglieder das entscheiden.“ Der Vorstand hat dafür auch bereits einen Terminwunsch. Die parteiinterne Wahl könnte am 20. Januar erfolgen. Doch noch ist es zu früh, den Termin genau festzulegen.