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Von „Harzi“ und „Ösi“So lief das erste Traktorentreffen in Wachtberg

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Die beiden Organisatoren Helmut Hartzheim, und Helmut Paterno posieren mit Siegfried Bungardt auf einem ‚Güldner‘ von 1954.

Die beiden Organisatoren Helmut Hartzheim, und Helmut Paterno posieren mit Siegfried Bungardt neben dessen Unimog auf einem 'Güldner' von 1954.

Fast 500 Besucher bekamen bei der Premiere eines Traktortreffens in Wachtberg etwa 100 teils sehr alte Zugmaschinen zu sehen.

Elf PS holt der Deutz-Traktor immer noch aus seinem Motor heraus. Luftgekühlt ist das Gefährt, das Nicolai Onitu, Julian Jarca und sein Sohn Anton stolz beim „1. Wachtberger Traktoren Treffen“ präsentierten. Noch ein wenig Landwirtschaft klebte an der markentypisch grünen Lackierung, die auf den ersten Blick kaum ahnen lässt, hier eine der ältesten der bis zu 100 Zugmaschinen auf dem Gelände vor Augen zu haben. Lediglich ein alter Lanz und ein Hanomag aus den 30er Jahren waren deutlich älter als der Lanz, Baujahr 1945. Ein Traktorbesitzer war zweieinhalb Stunden aus der Eifel auf eigener Achse angereist, ein anderer brachte sein Schaustück per Anhänger von der südlichen Weinstraße nach Wachtberg.

„Hartzi“, der eigentlich Helmut Hartzheim heißt und im Ort einen Parkettverlegebetrieb hat, sowie „Ösi“ alias Helmut Paterno, der aus Vorarlberg in Österreich stammt und so zu seinem Spitznamen kam, hatten sich nicht viel Zeit gelassen, ihre Idee von einem Traktorentreffen im Drachenfelser Ländchen zu etablieren: In nur vier Wochen stampften die beiden Traktoren-Enthusiasten die Veranstaltung aus dem Boden.

Fahrbereit: Ein Deutz von 1945 mit 11 PS. Von links: Nicolai Onitu, Julian Jarca mit Sohn Anton

Fahrbereit: Ein Deutz von 1945 mit 11 PS. Von links: Nicolai Onitu, Julian Jarca mit Sohn Anton

Und das „1. Wachtberger Traktoren Treffen“ kam gleich super an. Obwohl der Samstag durch leichten Regen begleitet wurde, tat das Wetter der Veranstaltung keinen Abbruch. Die Zelte, mit denen die Organisatoren einen Festplatz geformt hatten, fingen das meiste Nass vom Himmel auf. Und Hartzheim war froh, dass auch seine Wiese, die er als Parkplatz ausgewiesen hatte, trotz des Regens keine Probleme bereitete. Sie sei „schnell wieder abgetrocknet“. Die eigentliche Veranstaltung fand auf einer Wiese statt, die er gepachtet hat.

Bereits am ersten Tag der Traktorenschau waren mehr als 100 Gäste zur Veranstaltungswiese an der Landstraße 123 bei Kürrighoven gekommen. Die Besucher konnten hier 80 bis 100 (es war ein ständiges Kommen und Gehen) historische Schätzchen, aber auch neuzeitliche Traktoren sowie Oldtimer-Fahrzeuge verschiedener Epochen anschauen. Die Besitzer gaben gern die technischen Erklärungen zu ihren Gefährten ab oder berichteten von Erlebnissen mit dem Gerät.

Das soll bei der zweiten Auflage des Wachtberger Traktoren Treffens im nächsten Jahr („Wegen des Schaltjahrs wird es exakt dasselbe Datum haben, sagt Hartzheim“) perfektioniert werden. „Dann muss jeder Teilnehmer einen Zettel mit Fahrzeuginformationen ausfüllen, und es wir eine moderierte Vorführung geben“, kündigte der Veranstalter an. Alles werde nächstes Jahr größer.

Der Veranstalter fand mit seinen 60 Jahren „zwei Traktoren von meinem Jahrgang“an, die meisten waren aber älter. Doch selbst die jüngeren waren den Besuch Wert. Etwa der Unimog von Siegfried Bungardt, der in Villip einen Hausmeisterservice betreibt. Das „Universalmotorgerät “stammt aus dem Jahr 1974. „Mit seinen 125 PS erreicht er heute noch gut 80 Stundenkilometer und ist bei uns noch im Einsatz. Und das nach über 50 Jahren“, erklärte Bungardt.

Für das leibliche Wohl hatten Freunde und Unterstützer eine Grillstation aufgebaut, die reichlich besucht wurde. Chef-Organisator Helmut Hartzheim stand in seinem eigenen Getränkewagen hinter der Theke. „Immer, wenn ich ein Getränkewagen leihen wollte, war keiner zu bekommen. Da habe mir dann einfach einen eigenen gekauft“, erzählt Hartzheim.

Milo und Leon messen sich beim Nägel einschlagen

Milo und Leon messen sich beim Nägel einschlagen

Eine Hüpfburg und ein Spielplatz aus Strohballen beschäftigten die Kinder. Auch ein dircker Baustamm war meist umringt, an dem um die Wette Nägel zu versenken waren.

Hartzheim war für das Fest in Vorlage getreten. Eine Summe im unteren vierstelligen Bereich hatte er aus eigener Tasche vorgestreckt. Die Einnahmen aus der Bewirtung machten das wieder wett. „Der Erlös der Veranstaltung werden wir dem Förderkreis Bonn e.V. spenden, einem Verein für leukämie- und krebskranke Kinder, bei dem ich Mitglied bin“ erklärt Hartzheim.

Die Vorarbeit war umfangreich. So hatte im Vorfeld beim Kreis eine Geschwindigkeitsbegrenzung von Tempo 70 auf 50 erwirkte werden müssen, um das Veranstaltungsgelände zu sichern. Auch ein Toilettenwagen mit fachgerechter Entsorgung musste her, zumal das Festareal im Landschaftsschutzgebiet liege, wie Mitorganisator Helmut Paterno sagte, dessen Frau an der Grillstation mithalf.

Paterno hat als Vorsitzender des Ortsvereins Züllighoven Veranstaltungserfahrung mitgebracht: „Wir organisieren die Kirmes, den St.-Martins-Umzug oder auch das Maibaum-Aufstellen und pflegen das Brauchtum.“

Einen Traktor der Marke „Güldner“ aus dem Jahre 1954 kann Paterno sein Eigen nennen. Mit Stolz präsentierte er sich am Steuer des Fahrzeuges.

Die meisten Traktorenbesitzer, die zu der Veranstaltung gekommen waren, kennen sich durch die „Lichterfahrten“ die nach der verheerenden Flut 2021 veranstaltet wurden . Damals rolten auch mit Tausenden Lichtern beleuchtete Gefährte durch Wachtberg, von wo aus Helfer an die Ahr gefahren waren, aber auch wo obdachlos gewordene Ahrbewohner Unterkunft gefunden hatten.

„Dabei hatten sich Freundschaften ergeben, die uns bei der Organisation zugutekamen“, berichtete Hartzheim: Der eine habe dann den anderen informiert. Eigentlich sei auch ein Umzug mit den Traktoren durch Teile von Wachtberg vorgesehen gewesen, doch die Ausfahrt sei „an den Auflagen von Amtsseite“ gescheitert.