AboAbonnieren

„Bestmöglich vorbereitet sein“Feuerwehr Wachtberg übt die Einsatzleitung im Katastrophenfall

Lesezeit 3 Minuten
Lagebesprechung mit einem Update zum Wetter.

Lagebesprechung mit einem Update zum Wetter.

Wenn die Gemeinde von der Außenwelt abgeschnitten ist, muss die Feuerwehr funktionsfähig bleiben. Genau das übte der Führungsstab am Freitagabend.

Erfahrene Feuerwehrleute, die aus ihren Schläuchen Buchstaben formen oder sie zu Zöpfen flechten: Wer am Freitagabend zufällig an einem der Übungsorte der Wachtberger Feuerwehr im Gemeindegebiet vorbeikam, dürfte sich arg gewundert haben.

Und doch handelte es sich um eine wichtige Übung für den Katastrophenschutz. Denn den Ernstfall probten nicht etwa die vielen Freiwilligen auf ihren Fahrzeugen, sondern der Führungsstab im Feuerwehrhaus in Berkum. Er muss im Ernstfall sicherstellen, dass weiterhin Hilfe zu den Menschen kommt.

Feuerwehr Wachtberg übt Katastrophenfall

Im Feuerwehrhaus sitzen mehrere ranghohe Kräfte an Tischen, per Beamer wird eine Karte auf eine Leinwand projiziert, auf der die Position der Löschfahrzeuge im Gemeindegebiet zu sehen ist. Der angenommene Katastrophenfall ist eine Gewitterzelle über Wachtberg. Kleinere Brände, Überflutungen und Menschen in Gefahr beschäftigen die Einsatzkräfte. Hilfe aus anderen Gemeinden kommt nicht – die sind selber voll ausgelastet. Wachtberg ist auf sich alleine gestellt.

Auch der Strom kann ausfallen - analoge Karten sind daher wichtig.

Auch der Strom kann ausfallen - analoge Karten sind daher wichtig.

„Wir üben hier die Koordinierung der Einsatzkräfte. Die fahren auch tatsächlich raus, bekommen aber eher spielerische Aufgaben“, erklärt Pressesprecher Michael Ruck. Und so kämen auch die geflochtenen Schläuche zustande. „Wichtig ist, dass die einzelnen Funktionen im Führungsstab zusammenarbeiten, miteinander sprechen und sich abstimmen.“ Außerdem sollten sie Einsatzschwerpunkte erkennen und daraus weitere Maßnahmen ableiten.

Feuerwehr koordiniert Einsätze selber, um Leitstelle zu entlasten

Damit die Leitstelle bei einer solchen Vielzahl von Einsätzen erreichbar bleibt, sieht die Alarmordnung eine Aufteilung der Alarmdepeschen auf die einzelnen Feuerwachen vor. Diese koordinieren ihre Einheiten dann vor Ort selbst. Wer in Wachtberg die 112 wählt, kommt weiterhin in der Leitstelle an. Doch diese leitet alle Einsätze, auch Brände, per Fax an den Führungsstab im Feuerwehrhaus weiter. Dieser entscheidet selbstständig, welche Einsätze zuerst bearbeitet werden müssen. So wird die Leitstelle entlastet und bleibt für andere Notrufe, etwa den Rettungsdienst betreffend, erreichbar.

Einsatzleiter André Hahnenberg fragt nun nach dem Stand der Dinge in den einzelnen Aufgabenbereichen. Sein Kollege steht in Kontakt mit dem Wetterdienst und beobachtet die Entwicklung des Unwetters. Verstärkung ist notwendig: Der Führungsstab soll beim Innenministerium überörtlich zusätzliche Kräfte anfordern. „Ob die aus Bonn, Köln, Gelsenkirchen oder Hamburg kommen, ist mir egal“, sagt Hahnenberg unwirsch, während der die Erkenntnisse auf einem Whiteboard notiert – er ist voll in seiner Rolle.

Auch Verpflegung von Einsatzkräften ist wichtig

Auch Verpflegung für die 500 Einsatzkräfte ist wichtig. „Wir müssen sehen, dass wir irgendeinen Getränkemarkt finden, der uns aufschließt – und dann einen Kostenvoranschlag machen“, sagt er. In Wirklichkeit sind ist der Getränkevorrat der Feuerwehr gut gefüllt, jemand muss für das gemeinsame Beisammensein nach der Übung nur die Kästen aus dem Keller holen. Grinsend weist Hahnenberg darauf hin.

Wie wichtig die Vorbereitung auf solche Szenarien ist, zeigt das Unwetter vom 4. Juni 2016, als Wachtberg in Wassermassen und braunem Schlamm versankt. Die Feuerwehr war im Großeinsatz, bekam Hilfe aus anderen Kommunen. „Wenn es uns wieder trifft, wollen wir bestmöglich vorbereitet sein“, sagt Michael Ruck.