AboAbonnieren

Entscheidung gefallenRathaus in Wachtberg wird an anderer Stelle neu gebaut

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Eine Rampe führt ins Rathaus in Berkum, drinnen gibt es aber keinen Aufzug.

Wachtberg – Die Gemeinde Wachtberg will ihr fünf Jahrzehnte altes Rathaus neu bauen – und das neue soll dann nicht mehr an der Rathausstraße stehen. CDU und Grüne haben dies mit ihrer Mehrheit bei der Sondersitzung des Haupt- und Finanzausschusses durchgesetzt, bei der als einziger Punkt die Vorstellung der Machbarkeitsstudie durch das Kölner Büro DKC auf der Tagesordnung stand.

Diese „Richtungsentscheidung“ soll auch Thema bei der nächsten Ratssitzung sein. Bürgermeister Jörg Schmidt (CDU) erwartet nicht, dass dabei dann etwas anderes herauskommen wird. Denn „Variante 3“ – der Neubau auf einem neuem Grundstück – hat CDU und Grüne vor allem wegen der Kosten und der Möglichkeiten, weitere Räume für die Verwaltung zu schaffen, überzeugt. Unser Wachtberg (UW), die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG) waren bei der Abstimmung gegen den Beschlussvorschlag, SPD und FDP enthielten sich – vor allem weil noch viele Fragen offen seien. Ihnen ging es um Stellplätze und die Zahl der Arbeitsplätze in der Zukunft. Bürgermeister Schmidt war bemüht, andere Fraktionen auf die Seite der Mehrheit zu ziehen und fragte: „Was können wir als Verwaltung anders machen, um später zur Abstimmung Ihre Zustimmung zu erhalten?“ Doch zu einer Annäherung kam es nicht.

Platzbedarf des größeren Neubaus angezweifelt

Gegner des um 37 Räume größeren Neubaus zweifeln den zusätzlichen Platzbedarf an und argumentierten mit der angestrebten Digitalisierung, weil sie sich von ihr gerade auch Einsparungen im Rathaus erhoffen. Auch die in der Studie genannte Zahl der Parkplätze wurde angezweifelt. Laut Schmidt stehen am jetzigen Rathaus etwa 70 bis 80 Stellplätze zur Verfügung – inklusive der Plätze für Besucher und der Stromladestationen. Am Kreisverkehrsplatz mit dem Wachtberger Drachen auf dem Wachtbergring, in dessen Nähe das Rathaus womöglich gebaut werden könnte (Schmidt: „Die Gemeinde besitzt aber dort kein Grundstück“), sind viele Stellplätze ungenutzt.

Schmidt geht aber auch davon aus, dass ein Grundstück erworben werden kann, das Raum für Parkplätze bieten würde. „Am jetzigen Standort kann jedenfalls nur erweitert werden, wo die Stellplätze sind, oder so neugebaut werden, dass dabei eine Tiefgarage entsteht.“ Für einen Neubau, so Schmidt, müsse die Gemeinde bloß etwa 70 Stellplätze nachweisen. Stimmt der Gemeinderat gleichlautend wie der Ausschuss, soll laut Schmidt ein Büro mit ersten Planungen beauftragt und die Grundstückssuche gestartet werden: Ein Baubeginn ist zum jetzigen Zeitpunkt völlig offen. Es gibt noch viele, viele Dinge, die gemacht werden müssen, bevor wir anfangen können, zu bauen.“

Raumbedarf der Verwaltung

124 Räume braucht die Gemeinde Wachtberg laut Machbarkeitsstudie. Das sind 37 mehr als sie bislang hat.

Die Bedarfsrechnung geht davon aus, dass Wachtberg innerhalb der Haltbarkeit eines neuen Rathauses von derzeit etwas mehr als 20 000 Einwohnern auf über 25 000 Einwohner anwächst und dadurch automatisch zu einer Stadt wird, also auch zusätzliche Aufgaben bekommt. Nicht von der Verwaltung genutzte Räume könnten – bis es soweit ist – zwischenzeitlich vermietet werden.

Bürgermeister Schmidt erklärte der Rundschau, warum die angestrebte Digitalisierung keine Räume überflüssig macht: „Anfang der 90er Jahre bei der Einführung der PCs haben auch viele geglaubt, Computer würden vor allem Arbeitsplätze entfallen lassen. Aber tatsächlich ist der Bedarf an Betreuung und für den Betrieb der Technik gewachsen.“ So werde es auch mit der Digitalisierung gehen. „Das, was wir dem Bürger online zur Verfügung stellen, muss im laufenden Betrieb immer mit Ansprechpartner und Technikern unterfüttert sein und auf dem aktuellen Stand gehalten werden.“

Laut Schmidt setzt auch zunehmendes Arbeiten im Homeoffice keine Räume frei. „Das Gesetz zwingt uns dazu, für jeden Mitarbeiter einen Arbeitsplatz im Rathaus vorzuhalten. Selbst wenn sich Mitarbeiter einen Schreibtisch teilen sollen, geht das nur mit einer förmlichen Vereinbarung.“ (mfr)