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Nacht der Technik in WachtbergTira ist 34 Meter hoch und wiegt 240 Tonnen

Lesezeit 3 Minuten
Wachtberg-Berkum, Blick auf Radar Tira in der Wachtberger Kugel

Ein Koloss: Weltraumbeobachtungsradar Tira ist 34 Meter hoch und wiegt 240 Tonnen.

49 Stationen gab es zu entdecken bei der 3. „Nacht der Technik Bonn/Rhein-Sieg“.

Es zieht ganz heftig in der Schleuse zum Innenraum der Wachtberger Kugel. Es ist mucksmäuschenstill, die ganze Gruppe ist gespannt, wie die Riesenantenne denn wohl aus der Nähe aussieht. Man staunt nicht schlecht, wenn man das 34 Meter große und 240 Tonnen schwere Weltraumbeobachtungsradar Tira zum ersten Mal aus nächster Nähe sieht.

Das Riesen-Radar wirkt bombastisch, fast einschüchternd, und war zweifelsohne der Star beim Besuch des Fraunhofer-Instituts für Hochfrequenzphysik und Radartechnik FHR im Rahmen der „Nacht der Technik“. Gut 200 Besucher nutzen die Gelegenheit, sich den weithin sichtbaren „Golfball“ von innen anzuschauen.

Besucher sind auf dem Weg zum Weltraumradar.

Die Wachtberger Kugel zur blauen Stunde.

Sehr viele Fragen zur Außenhülle

Jens Fiege, Leiter Kommunikation im Hause, erklärte auch, warum der Luftzug in der Schleuse so heftig ist: „Hier herrscht Unterdruck, sonst würde die Hülle flattern.“ Was denn die aus Dreiecken bestehende Hülle wiegt? Aus welchem Material sie besteht? Wie schnell sich Superspiegel Tira denn drehen kann? Alle Fragen wurden ausführlich beantwortet, während sich die Kinder in der Gruppe schon mit einem Modell beschäftigten, das die Bewegung des Radars deutlich machte. Da wurden alle Knöpfe gedrückt und der Mini-Spiegel sauste in jedwede Position, auch waagerecht. „Jetzt sieht er aus wie ein Wok“, schmunzelte eine Besucherin.

Was genau es mit dem größten Experimentalsystem des Instituts und mit Fraunhofer insgesamt auf sich hat, das europaweit seinesgleichen sucht, hatten Fiege und seine Kollegin Michelle Brandenburg zuvor im großen Konferenzraum erläutert. Die Fraunhofer Gesellschaft mit Hauptsitz in München betreibt Forschung in 76 Instituten. „Man kann forschen, woran man möchte“, sagte Fiege, „solange es genug Geld einbringt.“ Denn die Institute sind nur zu einem gewissen Anteil steuerfinanziert, die Wachtberger müssen beispielsweise 70 Prozent der Kosten selbst über Aufträge erwirtschaften.

Fraunhofer-Institut hatte großen Anteil an Entwicklung von mp3

Bei der Erfindung von mp3-Files in den 90er Jahren beispielsweise hatte Fraunhofer einen großen Anteil und generierte Lizenzeinnahmen, die wieder in die Forschung gesteckt wurden. Das Wachtberger Institut sei Ende der 1950er Jahre für den Bau der Großradaranlage gegründet worden, erklärte Fiege. Die sollte im Kalten Krieg für das Bundesverteidigungsministerium Interkontinentalraketen aus Russland erkennen. Der Standort in der Nähe der Hardthöhe war also nicht zufällig gewählt.

Ein beleuchtetes Modell des Radars zog die Aufmerksamkeit auf sich,.

Am Modell des Radars ließ sich darstellen, wie sich der große Spiegel bewegen kann.

Bei dem Einsatz wurde klar, das Radar kann auch andere Weltraumobjekte beobachten. Seinerzeit gehörte die Anlage noch zur Gesellschaft FGAN (Forschungsgesellschaft für Angewandte Naturwissenschaften), die 2009 in die Fraunhofer-Gesellschaft überging. Drei Kerngeschäfte hat das Institut: Verteidigung, Weltraum und zivile Anwendungen. Ein Partner ist die Bundeswehr, sie nutzt das Radarsystem zur weiträumigen Überwachung und Aufklärung. Wer denn die anderen Partner seien? „Nun, das ist geheim“, lächelte Michelle Brandenburg.

Praktika für Studenten

Für junge Technik-Fans hatte Jens Fiege noch einen Tipp: Studierende können bei Fraunhofer in Werthhoven Praktika absolvieren und sogar in Projekten mitarbeiten, „man sollte nur frühzeitig Kontakt aufnehmen“. Zugänglich ist die Anlage üblicherweise nicht, die „Nacht der Technik Bonn/Rhein-Sieg“ ist eine Ausnahme. Das Interesse an der Kugel sei immens groß, weiß die Eventmanagerin Brandenburg. Die 200 Plätze für zwei kostenpflichtige Führungen waren ratzfatz ausgebucht. Im kommenden Jahr ist übrigens wieder ein Tag der offenen Tür geplant.

Für viele war es am Freitagabend die erste Station in der Technik-Nacht, um dann mit Shuttlebussen weiterzufahren nach Meckenheim, Rheinbach, Bornheim, Bad Godesberg, Bonn und weiter bis Sankt Augustin. Insgesamt 49 Stationen galt es zu entdecken, drei Exkursionen wurden ab Bonn, Rheinbach und Sankt Augustin angeboten.