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Ortstermin im KottenforstWie Müll das Ökosystem Wald gefährdet

Lesezeit 3 Minuten
Eine Badewanne voller Müll im Kottenforst, dahinter Ministerin Silke Gorißen

Ministerin Silke Gorißen traf Forstleute, Vertreter von Vereinen und Verbänden und Politiker im Kottenforst.

Ortstermin im Kottenforst: Ministerin Silke Gorißen informierte sich beim Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft über Ausmaß und Folgen von achtlos weggeworfenem Müll im Wald.

Die Menge Müll, die ein Bundesbürger pro Jahr im Wald hinterlässt, füllt eine Badewanne. Altreifen, Babyschnuller, Picknickreste, Zigarettenkippen, Hundekotbeutel, Elektroschrott oder gar Sperrmüll – all das und mehr finden Stephan Schütte, Forstdirektor im Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft, und sein Team auch im Kottenforst. Dass Müll im Waldfatale Folgen für die Naturschutzgebiete haben kann und die Entsorgung viel Geld kostet, das zeigte Schütte gestern auch Forstministerin Silke Gorißen und Dirk Teegelbekkers, Geschäftsführer von PEFC Deutschland, im Kottenforst bei Villiprott. Seine Institution zertifiziert nachhaltige Waldbewirtschaftung. Dieses unabhängige Zertifizierungssystem will sicherstellen, dass Holz und Holzprodukte nachweislich aus ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiger Forstwirtschaft stammen.

Von Lösungsmittel bis Fernseher

„Auf drei Viertel der deutschen Waldfläche finden die Vorgaben Anwendung“, erklärte Teegelbekkers. In zertifizierte Wälder gehört kein Müll, es gelte, deutlich zu machen, wie wichtig der Wald auch als Erholungsraum ist und „dass er jemandem gehört“. Gerade während der Pandemie sei der Forst von vielen Menschen als Freizeitgebiet wiederentdeckt worden. Ziel sei jetzt, die Menschen für den Schutz des Waldes zu sensibilisieren und deutlich zu machen, welch eine Ressourcenverschwendung es ist, den Müll entsorge zu müssen.

Wanderweg im Kottenforst in Villiprott,
Wachtberg

Ein beliebtes Naherholungsgebiet ist der Kottenforst.

Dabei sind es nicht nur „harmlose“ Babyschnuller, die im Wald gefunden werden. Stephan Schütte hatte eine kleine Galerie einzelner Fundstücke aufgebaut, darunter hochgiftige Lösungsmittel, Fernseher, Reste aus Wohnungsrenovierungen. „Draht im Wald, das geht gar nicht“, unterstrich Schütte, daran können sich auch noch Tiere verletzen. Vorrangig nachts würden an Waldparkplätzen gerne Altmöbel abgestellt, oder schlimmer noch Altöle.

Auch Grünabfälle einfach abzukippen sei kein Kavaliersdelikt: „Gras zum Beispiel wird matschig und verdrängt alles, was darunter ist. Zudem gibt es Pflanzen, die invasiv im Wald weiterleben, wo sie eigentlich gar nichts zu suchen haben.“ Das könne mit Bußgeldern belegt werden, schrecke aber offenbar nicht genügend ab. Oft sei es Bequemlichkeit, warum Gartenabfälle im Wald landen: „Das ist die Schubkarre aus dem Gartentörchen“, aus Hausgärten direkt am Waldrand. Es gebe kaum Unrechtsbewusstsein, weil man denkt, Natur zu Natur – aber weit gefehlt.

Für all das hat auch die Ministerin wenig Verständnis: „Wenn Menschen einfach ihren Mist entsorgen, an dem Tiere sich verletzten und elend zugrunde gehen und mit dem die Wälder belastet werden, das sind keine Kavaliersdelikte. Abfallentsorgung im Ökosystem Wald, der auch unser wichtigster Klimaschützer ist, bedroht die Natur und letztlich den Menschen.“ Alle seien aufgerufen, besonders sorgfältig und umsichtig mit diesem wertvollen Schatz umzugehen.

Dabei gebe es auch im Rhein-Sieg-Kreis sehr gute und oft kostenlose Entsorgungsangebote, wie Landrat Sebastian Schuster unterstrich: „Die Rhein-Sieg-Anfallbeseitigungsgesellschaft bietet eine Menge Abfuhrtermine an.“ Außerdem gibt es Sammelstellen im Kreis wie die Entsorgungsanlage in Swisttal-Miel. Aber oftmals seien die Leute nicht gewillt, die kostenlosen Angebote anzunehmen. Ob man die vier Sammelstellen rund um die Uhr sieben Tage die Woche öffnen könne, wurde aus der Runde gefragt. Schuster dazu: „Sie haben von 8 bis 18 Uhr geöffnet und auch noch samstags“, das sollte reichen.

„Soziale Ächtung“

„Es muss in die Köpfe hinein, dass es eine soziale Ächtung für Müllentsorgung im Wald oder auch rings um Altglascontainer gibt“, erklärte Jonathan Grunwald (CDU), Landtagsabgeordneter auch für Wachtberg. Was sich Dirk Teegelbekkers wünscht, ist eine „Themenallianz auf breiter Ebene“. Um deutlich zu machen, dass der Wald mehr Respekt verdient. So sieht es auch Ministerin Gorißen: „Wir alle sind aufgerufen, besonders umsichtig und sorgfältig mit diesem wertvollen Schatz umzugehen. Es ist unsere gesamtgesellschaftliche Aufgabe, den Wald für zukünftige Generationen zu erhalten.“