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InterviewCordelia Loosen-Sarr feiert Weltmusik mit fetziger Flöte

Lesezeit 5 Minuten
Cordelia Loosen-Sarr aus Niederbachem an einer ihrer Querflöten

Cordelia Loosen-Sarr aus Niederbachem an einer ihrer Querflöten

Rundschau-Redakteur Manfred Reinnarth sprach mit Cordelia Loosen-Sarr über Flöten und das nächste Konzert in Wachtberg.

Cordelia Loosen-Sarr (63) lebt seit 2007 in Niederbachem. Gerade hat die Weltmusikerin als beste Instrumentalsolistin 2023 einen ersten Platz beim Deutschen Rock & Pop Preis belegt - nicht ihr erster.

Wie lange leben Sie eigentlich schon in Niederbachem?

Seit 2007. Ich bin in Düsseldorf geboren, und die Familie mütterlicherseits war aus Bonn. Ich habe monatelang Hunderte Häuser angeschaut, bis ich dieses hier über dem Mehlemer Bach gefunden habe, in „Bachem“, so wie die Vorfahren hießen. Ich habe mich sofort so gefühlt, als ob ich hier hergehöre und auch, also ob alles mir gehören würde.

Und wie sind Sie zur Flöte gekommen?

Mein Vater war Flötensammler. Er hat auch im Konservatorium gespielt, aber nur nebenbei. Ich sollte mir als Kind ein Instrument aussuchen und bekam für diesen Zweck Schallplatten vorgespielt. Harfe und Flöte habe ich mir ausgesucht, und mein Vater hatte eine Querflöte da, die ich gleich ausprobiert habe. Ich konnte direkt darauf spielen, und es ist mir ganz leicht gefallen. Diese Fähigkeit habe ich wohl in dieses Leben mitgebracht.

Sie haben aber nicht nur zu Hause gespielt ...

Ich war ganz aktiv in Meerbusch an der Musikschule, habe im Orchester gespielt, Kammermusik, und in einer Folkloregruppe. Mit 16 Jahren gehörte ich zu einer Band: „Hallimasch“. Früher hat man das Folk, Latin, gemischten Blues und so weiter genannt, heute Weltmusik. Die Band hatte auch Irisches im Repertoire, also bekam ich eine Tin Wistle in die Hand gedrückt. Wir haben auch viel Brasilianisches gespielt, damals habe ich angefangen, zu improvisieren. Notgedrungen, denn ich habe ja das klassische Instrument studiert, und die Flöte ist ein zartes, braves Instrument. Ich bin also nie mit dem Klang durchgekommen. Doch mit perkussiven Blasgeräuschen und Reinsingen, war ich so laut wie ein Baß oder ein Saxophon, ich habe sogar mal in einem Studio mit meiner Flöte eine E-Gitarre ersetzt.

Ihr Stil mit Reinsingen ins Instrument während des Spielens ist ja auch besonders ausdrucksstark und einzigartig!

Das hat Ian Anderson schon so gemacht, aber es sind nur wenige beim Improvisieren so bekannt geworden wie Herbie Mann. Es ist auch gar nicht so einfach, sich umzustellen, wenn man das Instrument klassisch erlernt hat, aber die Band wollte, dass ich so fetzig improvisiere.

Nachspielen kann das dann aber niemand ...

Meine Lieder sind alle Eigenkompositionen. Für die Konzerte mit der aktuellen Band ist alles mühsam mit einem Notenschreibprogramm bearbeitet worden, ich habe aber noch viele ausschließlich handschriftliche Stücke, die gar nicht weiter ausgearbeitet sind.

Hier stehen zehn Flöten, dort noch welche. Wie viele haben Sie eigentlich?

Ich habe keine Ahnung, die gesamte Klangfamilie. Vielleicht 40 oder 50? Beim Konzert spiele ich jedenfalls zehn verschiedene. Zuerst kam die Alt-Querflöte dazu. Sie hat einen sehr weichen Klang. Ich kann damit flüstern und hauchen. Sie kann alle Stimmungen von mir, meiner Seele, meines Herzens wiedergeben, die Höhen und Tiefen des Menschseins ausdrücken.

Und die asiatischen Flöten?

Ich habe mir einige mitbringen lassen, andere bestellt und ausgesucht. Als die Hullusi aus China kam, hat sie fürchterlich gestunken, vermutlich vom Leim, und ich habe vom Spielen Halsschmerzen bekommen. Es war auch mit intensivem Lüften nicht wegzubekommen, außer mit Schafwolle. Die hat die Chemikalien aufgenommen. Diese Flöte hat übrigens eine Metallzunge wie eine Maultrommel, so klingt sie mehrstimmig - fast wie ein Dudelsack oder eine Klarinette. Diese Dizi hier (zeigt eine davon) hat normalerweise ein Reispapier über diesem Schallloch, so klingt sie etwas quäkig, typisch chinesisch.

Diese Bassquerflöte ist handgefertigt und stammt von Christian Jäger. Ich habe sie schon seit den 80ern, glaube ich. Sie ist recht selten, so tief wie ein Kontrabass. Aber sie ist nicht laut genug, und darum muss da noch ein Mikrofon dran.

Beim nun bald dritten Konzert in Wachtberg soll Geld für ein Projekt in Guinea zusammenkommen?

Ja, ich habe recht neu einen kleinen Verein kennengelernt, mit einem Mann aus Guinea, dessen Frau denselben seltenen Vornamen hat wie ich. Er betreibt eine Rollstuhlwerkstatt, deren Teilnehmer dann mit ihrem Rollstuhl losziehen können, um andere Rollstühle zu reparieren. Das finde ich toll. Ich war mit einem Afrikaner verheiratet - früher - und habe so auch Zugang zur schwarzen Musik gefunden.

Ein Element, das auch die aktuelle Band prägt ... Wie lange kennen Sie sich untereinander?

Ach, einen seit 42 Jahren, als ich in Köln Jazz studiert habe, Pape seit 2001, Robert seit 2014. Seit 2023 spielen wir in dieser Besetzung zusammen. Es braucht dafür interaktive, flexible Spieler, die nicht nur einen gleichbleibenden Musikteppich auslegen. Es ist ziemlich schwierig, solche Musiker zu finden, und darum habe ich auch noch keinen Gitarristen gefunden.


Der Deutsche Rock & Pop Preis

Die Deutschen Rock & Pop Preise (2024) werden in mehr als 127 verschiedenen musikstilistischen Bereichen verliehen. Weitere Preise können an herausragende etablierte Musik­gruppen, Musiker sowie in Unterkategorien wie „Bester Gitarrist“, „Bester Keyboarder“, „Bester Schlagzeuger“, „Bester Bassist“ oder „Beste Komposition“ verliehen werden. Eine Bundesjury entscheidet, ob besondere Leistungen in diesen Bereichen vorliegen.

Cordelia Loosen-Sarr hat mehrere dieser Preise bereits erhalten. 2022 zum Beispiel als „bester Instrumentalsolist“ mit einer 1er Jury-Bewertung, 2023 als „beste Instrumentalsolistin“ mit einer 1er Bewertung sowie für das beste Weltmusikalbum mit einer Jurybewertung 3.


Konzert am 20. April in Niederbachem

Bei den ersten beiden Konzerten war es viel zu eng. 100 Besucher passten zur Premiere in den Köllenhof in Ließem, 130 knapp in den Saal der evangelischen Kirche in Niederbachem. Nun, am Samstag, 20. April, stehen für die dritte Auflage im Henseler Hof, Konrad-Adenauer-Straße 38, 300 Plätze zur Verfügung, und noch eine Tanzfläche, so dass niemand mehr abgewiesen werden muss.

„Brücken schlagen“ durch Musik, von Herz zu Herz, Toleranz und Verständigung, das ist die Botschaft dieses Konzertes, bei dem der Reingewinn sowie der Erlös aus dem Getränkeverkauf an den Verein „Hilfe für Guinea“ geht. Konzertbeginn ist um 19.30 Uhr, Einlass ab 19 Uhr.

Cordelia Loosen-Sarr

Cordelia Loosen-Sarr

Die weitere Besetzung neben Cordelia Loose-Sarr: Pape Samory Seck (African drums), Georg Berhausen-Land (Bass, Gitarre), Klaus Mages (Schlagzeug, Percussion) und Robert Niegl (Keyboard).

Georg Berhausen-Land

Georg Berhausen-Land

Sie sind dafür bekannt, sich mit Spielfreude anzustecken und gegenseitig hochzuschaukeln.

Pape Samroy Seck

Pape Samroy Seck

Cordelia Loosen-Sarr verspricht einige Überraschungen im afrikanischen Stil. Ihr ganzes Musikschaffen ist auf ihrer Internetseite unter dem Titel Flutepower nachzulesen. Die Gemeinde Wachtberg unterstützt das Konzert.

Robert Niegl

Robert Niegl