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Rhein-Sieg-KreisElf Millionen Euro fördern Glasfaser fürs Gewerbe

Lesezeit 3 Minuten
Vertreter der beteiligten Kommunen und Landrat Sebastian Schuster in Wachtberg-Villip mit einem Stück Glasfaserkabel.

Vertreter der beteiligten Kommunen und Landrat Sebastian Schuster in Wachtberg-Villip mit einem Stück Glasfaserkabel.

Elf Millionen Euro haben Bund, Land und Kommunen aus dem Rhein-Sieg-Kreis zusammengelegt. Bis Ende 2025 werden nun 514 Gewerbeadressen an das Glasfasernetz angeschlossen, die ansonsten abgehängt geblieben wären.

Drei Versorgungsunternehmen sind an diesem Mittwoch im Rhein-Sieg-Kreis angetreten, um bis Ende nächsten Jahres 514 Gewerbebetrieben Zugang zu schnellem Internet zu verschaffen. In Villip, am Sitz von Gemeindewerken und Energieversorger der Gemeinde Wachtberg, griffen Vertreter verschiedener Kommunen und Landrat Sebastian Schuster zu Spaten und einem Stück Glasfaserkabel, um den praktischen Teil des Breitbandförderprojekts zu starten. Elf Millionen Euro stehen bereit: 6,2 Millionen vom Bund, fast fünf vom Land und fast eine Million Euro vom Kreis und den Kommunen selbst.

Landrat Schuster nannte das schnelle Internet einen Garanten für die Wirtschaft und für gesellschaftliche Teilhabe. Bei ihm zu Hause in Königswinter-Berghausen sei allerdings noch „digitales Neandertal“. Die Vorgärten entlang seiner Joggingstrecke sähen aus „wie nach einem Bombenangriff“, denn die Subunternehmer der Kabelbaufirmen wechselten, und es gehe nicht voran. Darum begrüßte er umso eindringlicher das Projekt, bei dem Gewerbegebiete angeschlossen werden, für die ein eigenwirtschaftlicher Ausbau eines Netzbetreibers nicht möglich ist. So könnten dann in Zukunft auch in diesen Bereichen Videokonferenzen und schneller Datenaustausch per Glasfaser stattfinden, statt auf wetterempfindliche Kupferleitungen zurückgreifen zu müssen. „Im Herbst geht es los, also ab Sonntag“, erklärte der Landrat.

180 Kilometer und 514 Anschlüsse am Glasfaser

180 Kilometer Glasfaser sind zu verlegen. Für Königswinter und Wachtberg ist das Unternehmen „epcan“ angetreten, für Eitorf, Hennef, Lohmar, Neunkirchen-Seelscheid, Ruppichteroth und Sankt Augustin die Telekom-Tochter „GlasfaserPlus“ und für Alfter sowie Windeck „Westconnect“. Alle 514 Anschlüsse sollen bis in ein Gebäude hineingelegt werden und dazu geeignet sein, Übertragungsraten von einem Gigabit Daten je Sekunde zu schaffen.

Für die Betriebe und auch für Mieter in den Gewerbeparks ist der Glasfaseranschluss rechnerisch kostenfrei, beziehungsweise an einen Nutzungsvertrag über zwei Jahre gebunden. Die elf Millionen Euro sind dazu da, die wirtschaftliche Lücke zu füllen, wegen der ein eigenwirtschaftlicher Ausbau gescheitert wäre. Wie Heiko Grebe, Regionalmanager von Westconnect erklärte, sind die 104 in Alfter geplanten Anschlüsse nur mit neuen Leitungen von fast 12,5 Kilometern Länge zu erschließen. Mehr als 1,8 Millionen Euro mussten letztlich finanziert werden. So zahlen dort der Bund 914.458 Euro, das Land 731.567 Euro und die Gemeinde Alfter 182.892 Euro. Zum Los von Westconnect gehört auch Windeck, wo 988.702 Euro aufzuteilen waren. Windeck und Hennef sind jedoch durch entsprechenden politischen Beschluss von einem Eigenanteil befreit, da sie den wegen der Haushaltssicherung nicht aufbringen dürften.

Gemeinde Wachtberg zahlt 90.519 Euro

In Wachtberg ist die Gemeinde mit 90.519 Euro beteiligt (mit Königswinter zusammen hat die epcan GmbH etwa 100 Internet-Adresspunkte zu schaffen), wie epcan-Bauleiter Tom Geling sagte. Stefan Mysliwitz, der als Telekom-Regionalleiter für GlasfaserPlus sprach, kündigte an, der Bau werde nicht ganz ohne Probleme ablaufen können. Dies gehe nur, wenn „wie im asiatischen Raum Freileitungen“ gezogen würden. GlasfaserPlus ist für die meisten rechtsrheinischen Kommunen im Projekt zuständig.

Der Wachtberger Beigeordnete Swen Christian hatte ausdrücklich eine „reibungslose und geräuschlose Bauphase“ erbeten, zumal etliche Wachtberger schon unliebsame Erfahrungen mit den Kolonnen aus dem Breitbandausbau gemacht haben. Zerstörte Kabel, versperrte Wege und tiefe Gräben mit Folgen bei starken Regenfällen gehörten dazu. Im Vertrauen auf einen gelingenden Ausbau sprach Christian von einem neuen Kapitel der Innovation. Schnelles Internet sei wichtig, um im Wettbewerb zu bestehen. Die höheren Übertragungsraten könnten den Standort stärken und auch für die Zukunft interessanter machen.

Im Rhein-Sieg-Kreis wird seit Frühjahr 2016 mit einem ersten Förderprogramm am Glasfaserausbau gearbeitet. Seitdem seien 17.000 Haushalte und Unternehmen sowie 184 Schulen mit dem schnellen Internet ausgestattet worden, vermeldete der Kreis.