Rundschau-Gastro-Beobachter Michael Sachse hat drei Restaurants besucht, deren Speisekarten sich konsequent an den Jahreszeiten orientieren.
Bonner Gastro-SzeneFeines aus der Herbstküche
Der Herbst verwöhnt unseren Gaumen wie keine andere Jahreszeit. Kürbis, Pilze, Spitzkohl, Trüffel, Muscheln, Feld- und Endiviensalat oder Äpfel und Birnen sind nur einige von unzähligen Leckereien, die gegenwärtig den Speiseplan bereichern. Wir haben drei Restaurants besucht, die für ihre jahreszeitlich geprägte Küche bekannt sind.
Steinbutt mit geschmortem Ochsenschwanz in Adendorf
Herbert und Astrid Jungbluth führen das Gasthaus Kräutergarten in Adendorf seit mehr als 40 Jahren. Seit 1983 gilt die gute Stube als kulinarische Topadresse im Drachenfelser Ländchen. Kontinuität ist Trumpf. Bestes Beispiel ist Sous-Chef Washington Theermann, der Herbert Jungbluth bereits seit einem Vierteljahrhundert in der Küche unterstützt. Der Betrieb wurde mittlerweile auf vier Tage wöchentlich beschränkt. Auf diese Weise lassen sich personelle Engpässe vermeiden, die in der Gastronomie nach wie vor weit verbreitet sind.
Ein weiterer Vorteil: Die eigenen Ressourcen lassen sich so besser schonen, was nach einer langen Karriere in der Gastronomie umso wichtiger ist. Doch an diesen vier Tagen läuft der Betrieb auf Hochtouren. Montags zu öffnen, wenn viele andere Restaurants pausieren, hat sich schnell als goldrichtige Entscheidung erwiesen. Wenn die Mehrzahl der Kollegen eine Pause einlegt, ist es besonders lukrativ, in Adendorf einen freien Tisch zu ergattern.
Herbert Jungbluths Küche orientiert sich konsequent an den Jahreszeiten. Mehrmals im Jahr wird die Speisekarte ausgetauscht. So offenbaren schon die Vorspeisen herbstliche Genüsse. Aufgetischt werden zum Beispiel Risotto „Ragout Fin“ vom Eifelhuhn mit Gemüse und Buchenpilzen (19 Euro) oder Ravioli „Lardo di Colonata“ mit Blattspinat und Herbsttrüffel (19 Euro). Der herbstliche Schmaus setzt sich bei den Hauptspeisen fort. Jungbluth bereitet zum Beispiel rosa gebratene Rehkeule mit Herbstpilzen, Serviettenkloß, Preiselbeeren und Burgundersauce oder Steinbutt mit geschmortem Ochsenschwanz und Kürbis in Limetten-Zitronengras-Duft (beide für 37 Euro).
Und auch die Desserts huldigen der Jahreszeit. Das zeigt sich unter anderem beim gratinierten Ziegenkäse, der von Honig, Pinienkernen, Weintrauben und Rieslingeis (12 Euro) begleitet wird. Eine besonders attraktive Offerte, die die Jungbluths traditionell anbieten, ist das „Amüsante Menü“ über drei Gänge – Vorspeise, Hauptspeise und Dessert frei wählbar aus der Karte für 58 Euro. Im Weinkeller lagern vornehmlich deutsche Erzeugnisse. Tropfen von der Ahr, dem Mittelrhein oder der Mosel geben den Ton an. Das alles genießen die Gäste in der heimeligen Atmosphäre einer Gaststube, die einst das Zuhause der Eltern von Astrid Jungbluth war.
Gasthaus Kräutergarten, Töpferstraße 30, 53343 Wachtberg-Adendorf, Telefon (0 22 25) 75 78, montags, freitags und samstags 18 bis 22 Uhr, sonntags 12 bis 18 Uhr.
Kürbis-Flammkuchen mit Walnüssen in Rheinbach
Ahmad Kazan hat sich der deutschen Küche verschrieben. Seine Expertise erwarb er sich über viele Jahre in den Küchen mehrerer Gasthäuser in Bonn und Rheinbach. Stets kochte er dort, wo Braten, Schnitzel oder Haxen den kulinarischen Ton angaben. Da war es für ihn nur logisch, diesen Pfad mit dem Start in die Selbstständigkeit weiter zu beschreiten. Unterstützt von Ehefrau Govan Aziz führt er seit Januar 2021 das Restaurant „der Genuss“ in Rheinbach.
Für Kazan ist der Herbst wegen der vielen saisonalen Leckereien eine Hochzeit. Auf der Saisonkarte stehen deftige Speisen wie zum Beispiel Eifler Rindergulasch mit selbst gemachtem Semmelknödel und Apfelrotkohl (20,90 Euro) oder saftiger Hackbraten mit Biersauce, Bratkartoffeln und Apfelrotkohl (16,90 Euro). Kürbisgerichte locken auf der wöchentlich wechselnden Mittagskarte wie Kürbis-Flammkuchen mit Walnüssen, roten Zwiebeln, Fetakäse, Honig und Thymian oder Penne mit Kürbis sowie einem kleinen Salat (jeweils 13,90 Euro).
Für die überwiegend deutsche Weinauswahl sorgen Erzeugnisse vom Weingut Brogsitter von der Ahr. Gezapft werden Bitburger Pils, Gaffel Kölsch und Benediktiner Weizen.
der Genuss, Weiherstraße 8, 53359 Rheinbach, Telefon (02226) 8901074, dienstags bis freitags 12 bis 14 Uhr und 17 bis 21 Uhr, samstags und sonntags 12 bis 21 Uhr.
Karotten-Topinambur-Rösti und Wermutsoße am Niederdollendorfer Ufer
Auch Annika Pinter und Daniel Fischer huldigen den kulinarischen Vorzügen des Herbstes in ihrem Restaurant Rheingenuss am Niederdollendorfer Ufer. Vor knapp zwei Jahren haben die beiden das Restaurant von Pinters Eltern übernommen. Seitdem organisiert die Restaurantfachfrau ein Tandem mit ihrem Schwager und Chefkoch Daniel Fischer. Schon bei den Suppen dominieren herbstliche Einflüsse: bei Selleriesuppe mit gerösteten Mandeln, Croûtons und Rote Bete-Schaum (9 Euro) oder eine Pilzrahmsuppe mit Thymian Öl, Croûtons und Apfelschaum (10 Euro).
Das setzt sich bei den Hauptspeisen fort. Zweierlei vom Landschwein wird mit sautierten Pilzen, Kartoffel-Trüffelpüree und Selleriecreme (28 Euro) oder Schottischer Lachs mit Birne, Karotten-Topinambur-Rösti und Wermutsoße (35 Euro) angeboten. Für vegetarische Gäste bereitet Fischer unter anderem Pasta-Pilze mit Bandnudeln, Rauke und gerösteten Mandeln im Weißweinsud (19 Euro).
Auch bei den Desserts wie bei einer Crème brûlée mit Birnenragout, Haselnusseis und Crumble (10 Euro) kommen saisonale Einflüsse zum Zug. Dazu schmecken sowohl die Fassbiere als auch die angebotenen Weine. Einheimische Rebsäfte genießen einen hohen Stellenwert. Ausgeschenkt werden etwa Erzeugnisse vom Weingut Burggarten an der Ahr oder Riesling vom Weingut Pieper aus der Nachbarschaft.
Rheingenuss, Rheinufer 108, 53639 Königswinter-Niederdollendorf, mittwochs bis sonntags 12 bis 22.30 Uhr.