Landwirte aus Wachtberg formierten sich im leichten Schneetreiben am Wachtbergring und zuckelten nach Bonn. Ihr Ziel: der Rundfunk und die Parteizentralen der Ampelregierungsmitglieder.
BauerndemoKonvoi nach Bonn formierte sich in Wachtberg
Bei leichtem Schneetreiben und im Zucken blauer und gelber Lichter formierte am Wittfelderhof bei Villip unweit des Wachtbergs ein Konvoi aus Traktoren mit Protesttafeln. Bei drei Grad unter Null rieselte leise der Schnee auf die Scheiben von beheizten Fahrerkabinen. Aber auch recht alte Traktoren rollten an. Der von Mitorganisator Michael Hüllen aus Werthhoven hat schon 28 Jahre auf dem Buckel.
Der 63 Jahre alte Landwirt schreitet mit Wollmütze geschützt und gelber Warnweste gut zu erkennen eine Viertelstunde vor der geplanten Abfahrt die Aufstellung ab. Der gesamte Feldweg an dem großen Hofkomplex bis hinauf zur Verbindungsstraße zwischen Gimmersdorf und dem Kreisverkehr bei Villip stellt voller landwirtschaftlicher Zugmaschinen, und auch auf dem Radweg entlang des Wachtbergrings haben sich welche aufgestellt. Die Polizei ist mit einigen Kräften vor Ort, um einen sicheren Ablauf im morgendlichen Berufsverkehr zu garantieren, der sich auch hier über die Landstraße quält, zumal etliche andere Bauern alle wichtigen Zufahrten zu Autobahnen in der Region blockiert haben.
Von der Kreisbauernschaft sind auch Albert Schmitz aus Villip und die Kreisgeschäftsführerin des Rheinischen Landwirtschafts-Verbands, Bernadette Ditges, dabei, erklärt Hüllen. Es sind mehr Fahrzeuge als erwartet. Letztlich werden es in Bonn mehr als 300 sein", so Hüllen. Ziel sind ein Rundfunkgebäude und die drei Parteizentralen der Regierungsbeteiligten von Berlin.
Hüllen achtet darauf, dass alle Absprachen mit der Polizei eingehalten werden, und sich niemand in die Reihen der Protestteilnehmer mischt, der das für sein Anliegen missbrauchen könnte. „Wir wollen uns klar gegen Aktionen abgrenzen, die uns kapern könnten“, sagte Hüllen. Doch für solch einen Versuch hat er an diesem Morgen auf den Wegen bei Villip kein Anzeichen ausgemacht.
Punkt 8 Uhr zieht das erste Fahrzeug an, und dann staut der Verkehr auf dem Wachtbergring. Ein Polizeimotorrad mit Blaulicht sperrt sicherheitshalber die Straße. Und Hüllen brennt darauf, die Menschen wissen zu lassen, wie es um die Bauern steht. „Im Internet wird gottweißwas genannt, was wir verdient hätten. Es timmt, dass das vorige Jahr gut war, aber wenn wir den Schnitt aus fünf Jahren sehen, dann sind es 60.000 Euro gewesen und keine 110.000.“
Hüllen erklärt, warum die Landwirte ohne Finanzhilfen nicht weiterkommen werden. „Wir müssen alle in den nächsten Jahren noch investieren, um die Agrarwende hinzubekommen. Die Klimaauflagen können wir nicht zum Null-Tarif stemmen.“ Hüllen betont: „Äcker, Wiesen und Wälder seien die größten CO2-Speicher.“ Und dann kämen „immer Leute aus irgendwelchen Löchern, die es besser wissen“, beschwert er sich: „Aber es gibt keine Alternative zum Diesel in der Landwirtschaft.“
Der Traktor von Hüllen, ein John Deere mit 150 PS ist mit seinen 28 Dienstjahren ein Veteran, der aber noch weiter seine Arbeit tun muss.„ Ich habe mir noch nie einen neuen Schlepper leisten können“, sagt Hüllen. Er betreibt seinen Ackerbaubetrieb in der vierten Generation.
Einige Fahrzeuge hinter ihm sitzt der 18 Jahre alte Tobias Schmickler mit Freundin Line Mische im beheizten Führerhaus eines Claas 530. Der junge Mann hat fünf Jahre Fahrerfahrung auf diesem Gerät. So ist das in der Landwirtschaft. Beruflich macht er zwar etwas anderes, aber regelmäßig hilft er auf dem Wiesenhof in Werthhoven. „Für die Demonstration heute habe ich mir extra Urlaub genommen.“ Auch seine Botschaft, die an der Front des Fahrzeugs auf einer Tafel nachzulesen ist, lautet: „Niemand soll es je vergessen, Bauern sorgen für das Essen.“