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Vorsichtsmaßnahme in WachtbergFeuerwehr sagt Versammlung wegen Corona ab

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Mitarbeiter mit Mundschutz in einem Werk in China: Unternehmen aus der Region machen sich Sorgen um ihr Auslandsgeschäft.

Rhein-Sieg-Kreis/Bonn – Zwar gibt es weiterhin keinen Corona-Patienten im Rhein-Sieg-Kreis, die Freiwillige Feuerwehr Wachtberg hat aber vorsichtshalber ihre jährliche Dienstversammlung abgesagt, die für Freitagabend in der Berkumer Aula geplant war. „Wir wollen nicht riskieren, dass die halbe Feuerwehr lahmgelegt wird“, sagte Gemeindebrandinspektor Markus Zettelmeyer auf Anfrage der Bonner Rundschau.

Landrat Sebastian Schuster hatte empfohlen, freiwillige Großveranstaltungen zum jetzigen Zeitpunkt abzusagen. Er werde auch eigene Veranstaltungen verschieben, „nicht, um Panik zu verbreiten, sondern um Prozesse zu verlangsamen“.

Schuster berief gestern auch den Krisenstab beim Kreis ein, in dem unter anderem das Gesundheitsamt und das Amt für Bevölkerungsschutz Maßnahmen koordinieren. Der Stab erleichtere die Arbeit mit so vielen Fachbereichen. Oberstes Ziel sei es, die Ausbreitung des Virus zu verzögern und Übertragungsketten zu unterbrechen. Seit dem Wochenende hat der Rhein-Sieg-Kreis für akute Fälle für die Bürger eine Hotline unter (0 22 41) 13 33 33 geschaltet, die 24 Stunden besetzt ist.

Falschmeldungen

Nach der Mitteilung der Stadt Bonn, ein 22-jähriger Student sei am Freitag positiv auf das Coronavirus getestet worden, tauchten in sogenannten Sozialen Medien im Internet Meldungen auf, auch Meckenheim sei jetzt betroffen. Zu sehen war ein Foto des Schulcampus, darunter eine scheinbare Meldung des „Presseamtes der Stadt“ über „erste Infektionsfälle“. Die Falschmeldungen wurden geteilt und kommentiert, bis Administratoren sie löschten.

Die Stadtverwaltung hat am Dienstag darauf hingewiesen, dass sie ausschließlich über die bekannten Kanäle informiere: das sei zum einen die Internetseite www.meckenheim.de und zum anderen die offizielle Facebook-Seite der Stadt unter www.facebook.com/meckenheim.de. (Bir)

„Ich habe die dringende Bitte, diese Telefonnummern bei Fragen zum Coronavirus zu nutzen und nicht die Notrufnummern 112 und 110“, so der Landrat. Für die Koordinierung aller Maßnahmen steht Schuster in Kontakt zu den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern der 19 kreisangehörigen Städte und Gemeinden: „Wir sind alle gemeinsam wachsam, wir nehmen die Lage ernst und sind gut vorbereitet“.

Corona zeigt Auswirkungen auf die regionale Wirtschaft mit Auslandsbezug

Die Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg meldete gestern Umsatz- und Nachfragerückgänge aufgrund des Coronavirus im Handel, dem produzierenden Gewerbe und Dienstleistungen im internationalen Umfeld. Die IHK hatte nach eigenen Angaben bei einer Blitzumfrage am Freitag und Samstag 191 Firmen erreicht.

„Von den Unternehmen, die Auswirkungen spüren, ist ein Viertel mit Umsatzeinbußen konfrontiert“, sagte Dr. Hubertus Hille, Hauptgeschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg: „44 Prozent der Unternehmen schränken Geschäftsreisen ein, 24 Prozent sehen Engpässe beim Import und 22 Prozent beklagen fehlende Vertragsabschlüsse durch die Absage von Messen und Branchentreffen.“

Für die Zukunft erwarten sogar 45 Prozent der Umfrageteilnehmer einen Umsatzrückgang, mit Personalausfällen infolge der Krankheit rechnen 37 Prozent, so die weiteren zentralen Ergebnisse der Blitzumfrage. Zudem hätten 20 Prozent der Unternehmen Probleme in der Lieferkette gemeldet. 40 Prozent können noch keine Einschätzung dazu abgeben. Die große Mehrheit geht davon aus, dass die Beeinträchtigung der Wirtschaft durch das Virus bis zu sechs Monaten andauern werden. „Die Intensität wird sehr unterschiedlich gesehen“, bilanzierte Armin Heider, Bereichsleiter International der Kammer. „Denn lediglich 41 Prozent der Befragten treffen aktuell Vorbereitungen, um sich auf mögliche Worst-Case-Szenarien vorzubereiten, 59 Prozent sehen dazu laut den Umfrageergebnissen aktuell noch keine Veranlassung.“

Elf Verdachtsfälle in Bonn

In der Bundesstadt gibt es nach Mitteilung des Presseamtes nach wie vor einen bestätigten Coronavirus-Fall (Stand: Dienstag, 16 Uhr). Spekulationen, die Stadt hätte aufgrund eines Falls eine Schließung der Königin-Juliana-Schule verfügt, seien falsch, so Pressesprecher Marc Hoffmann, „es gibt weder einen begründeten Verdachtsfall noch eine Schul-Schließung“.

Für die Clemens-August-Schule in Poppelsdorf, an der der Bonner „Patient 0“ , ein Student (22) tätig ist, liegen jetzt 220 Abstriche vor; alle negativ. Bei den Kindern und Mitarbeitern der OGS ist die Lage unverändert; niemand zeigt Symptome.

Anders sieht es in einem Unternehmen in Endenich mit einer Mitarbeiterin aus Köln aus, bei der das Virus bestätigt wurde. Von 17 Bonner Kontaktpersonen, die sich in häuslicher Quarantäne befinden, haben fünf Krankheitssymptome. Bei ihnen wurden Abstriche genommen. Bei weiteren sechs begründeten Verdachtsfällen – laut Stadt alle völlig unabhängig voneinander – stünden noch alle Ergebnisse des Abstrichs aus. Damit stieg die Zahl der Verdachtsfälle in Bonn auf elf.