AboAbonnieren

Vermisstenfall Sigrid P.Seit fünf Jahren kein Lebenszeichen

Lesezeit 3 Minuten

Sigrid Paulus verschwand im Februar 2008.

Königswinter-Ittenbach – Es war der 14. Februar 2008, als Sigrid P. sich nach einem Streit mit ihrem Ehemann Gerd den Schlüssel schnappte und ging. „Ich dachte, sie dreht eine Runde ums Haus“, erinnert sich Gerd P. an den Tag damals. Aber weit gefehlt: Zweimal tauchte seine Ehefrau kurz danach zwar noch auf, um alle ihre Anziehsachen zu packen. Doch seitdem – seit inzwischen fast genau fünf Jahren – haben Gerd P. und seine beiden Kinder kein Lebenszeichen mehr von ihrer Ehefrau und Mutter bekommen.

Jetzt ist Sigrid P.s’ Verschwinden ein Fall für die Kripo. Das Kriminalkommissariat 12 ermittelt in einem Vermisstenfall und veröffentlichte gestern ein Foto der Ittenbacherin. Hinweise auf ein Verbrechen hat die Polizei nach eigenen Angaben derzeit nicht. Sie sucht nach Zeugen, gleicht P.s’ Daten mit anderen Behörden wie Meldeämtern ab und vergleicht ihre DNA mit der von unbekannten Toten, erklärte ein Polizeisprecher.

„Ich habe gedacht, sie meldet sich. Aber das hat sie bis heute nicht getan“, sagt Tochter Christina Junghans (20). Niemand habe eine Erklärung für das Verhalten der heute 44-Jährigen.

Wie Ehemann und Vater Gerd P. der Rundschau sagte, habe es damals häufiger Streit gegeben. Grund seien familiäre, vor allem aber finanzielle Probleme gewesen, nachdem das von ihm betriebene Waldhotel Sophienhof in Ittenbach im Zuge der Pleite des Altenheimbetreibers Refugium-Pleite mit in den Abgrund gerissen worden sei. Am 14. Februar 2008 habe seine Frau schließlich ihren Schlüssel genommen und sei gegangen. Zwei Tage später habe sie eine Reisetasche mit Kleidung geholt, eine gute Woche später habe sie ihre übrige Kleidung mitgenommen. Da war sie, so Gerd P., in Begleitung zweier unbekannter Männer. Sie sollen damals mit einem weißen Kleinbus mit Kölner Kennzeichen unterwegs gewesen sein, heißt in dem Fahndungsaufruf der Bonner Polizei, die sich auch Hinweise von den beiden Männern beziehungsweise auf das Auto erhofft. Gerd P. war damals bei der Polizei in Oberpleis. Doch wenn ein Erwachsener zu Hause freiwillig auszieht, ist das kein Vermisstenfall für die Polizei. Vor eineinhalb Jahren, sagt P., waren er, seine Tochter Christina Junghans und die Schwester der Vermissten erneut bei der Polizei, damals in Bonn. Ein Beamter soll bei diesem Besuch festgestellt haben, dass Sigrid P. im September 2009 in Düsseldorf in eine Polizeikontrolle gekommen war. Inzwischen ist dieser Eintrag aber gelöscht, sagte ein Polizeisprecher gestern. Zuletzt wandte sich Christina Junghans an einen privaten Fernsehsender. Nun ist P.s’ Verschwinden auch für die Kripo ein Fall, nachdem es „über einen so langen Zeitraum kein Lebenszeichen“ mehr von der heute 44-Jährigen gegeben habe, wie ein Polizeisprecher erläuterte. Die Ermittlungen seien in Abstimmung mit dem Amtsgericht Bonn aufgenommen worden.

Die Bonner Polizei dürfte inzwischen aber auch sensibilisiert sein, weil sie im schlagzeilenträchtigen Fall U. Mitte der 90er Jahre keinen Grund für Ermittlungen sah, weil die Rheinbacherin freiwillig von zu Hause weggegangen sein sollte. Erst aufgrund von Recherchen von Journalisten nahm sie 2012 Ermittlungen auf. Im Dezember wurde der Ehemann der Rheinbacherin zu elf Jahren Haft wegen Totschlags verurteilt; der Mann hat Revision eingelegt.

Im Vermisstenfall Sigrid P. fragt die Kripo:

Wer weiß, wo Sigrid P. heute lebt? Wer hatte seit Februar 2008 Kontakt zu Sigrid Paulus? Auch die beiden Männer, die ihr beim Auszug geholfen haben sollen, werden gebeten, sich zu melden. Kontakt: Kriminalkommissariat 12 der Bonner Polizei, Telefon (0228) 150.