Wirtschaftsdialog SwisttalNicht nur Wohnen, sondern auch arbeiten

Die Runde der Experten lauschte Wilfried Rang (rechts, Fahrschule Rang): Alexander Savatzky (Keuck Medientechnik), Moderator Dr. Hermann Schlagheck, Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner, Dr. Christian Böse, Dr. Stephan Wimmer (IHK Bonn/Rhein-Sieg) und Winfried Hündgen (Hündgen Entsorgung, v.l.).
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Swisttal-Heimerzheim – „Ich habe heute eine schwierige Aufgabe erhalten. Ich soll in die Zukunft blicken, besonders in die Zukunft für Swisttal als Wirtschaftsstandort“, erklärte Dr. Stephan Wimmers beim zweiten Wirtschaftsdialog des Swisttaler Gewerbevereins. Der Geschäftsführer Industrie, Handel, Verkehr, Tourismus und Kultur der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg war ebenso Teil der Diskussionsrunde, wie die Bürgermeisterkandidaten Petra Kalkbrenner (CDU) und Dr. Christian Böse (SPD).
Das Konzept zeigt das Strukturbild 2040
Für diesen Blick in die Kristallkugel nutzte Wimmers das Agglomerationskonzept des Vereins Region Köln/Bonn. Dieses gibt ein Strukturbild für das Jahr 2040 und weist Swisttal als interessanten Gewerbestandort für die Zukunft aus. „Der Swistbogen mit Rheinbach und Meckenheim besitzt viel Potenzial für gewerbliche Entwicklung“, so Wimmer. Das Prinzip lautet: Innen- vor Außenentwicklung, doch interkommunale Gewerbegebiete sind die Voraussetzung für ein erfolgreiches Wachstum.
Das Konzept
Der Verein Region Köln/Bonn hat ein Agglomerationskonzept erarbeitet. Dieses wagt einen Blick in die Zukunft. Es stellt dar, wie der Raum in 20 Jahren und danach genutzt wird. Der wichtigste Aspekte ist ein Strukturbild 2040+ der Region, zu der auch die linksrheinischen Kommunen Swisttal, Meckenheim und Rheinbach gehören, die den sogenannten Swistbogen bilden. Außerdem enthält das Konzept Teilstrategien für die Bereiche Siedlung, Wirtschaft, Freiraum und Landschaft sowie Umweltverbund und Wirtschaftsverkehr. Die komplette Ausführung ist auf der Internetseite des Vereins zu finden. (rom)
region-koeln-bonn.de
Interkommunal ist ein Stichwort, das aktuell in vielen Diskussionsrunden fällt. Das gemeinsame Arbeiten der Kommunen ist laut der Bezirksregierung Pflichtaufgabe für die Politiker, das weiß auch die amtierende Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner (CDU): „Für uns ist das Agglomerationskonzept eine Riesenchance“. Sie erklärte: „Wir benötigen einen Perspektivwechsel, Swisttal soll nicht mehr nur für Wohnen, sondern für Wohnen und Arbeiten stehen. Wir benötigen interkommunale Gewerbegebiete, da der Bedarf aus Swisttal nicht groß genug ist, um die Flächen zu füllen.“
Ihr Kontrahent bei der Kommunalwahl, Dr. Christian Böse, forderte ein „nachhaltiges Konzept für Gewerbegebiete“: für das bestehende Gebiet in Odendorf ebenso wie für ein neues in Heimerzheim: „Es ist jetzt an uns, der Politik, für jeden Unternehmer zu kämpfen.“Dr. Hermann Schlagheck, der durch den Abend führte, beschrieb das Zukunftskonzept als „einen Input, der weit weg ist, aber uns einholt.“ Damit wies der Moderator auf die Dringlichkeit hin, das Gewerbe in Swisttal zu stärken. Das merkte auch Wimmers von der IHK an, der das Wirtschafts- und Gewerbeprogramm „Rheinisches Revier“ als Konkurrenz sieht. „Wir müssen die Forschung und Innovation in den Gewerbegebieten im Auge behalten. Es darf uns nicht passieren, dass Doppelforschung entsteht und die Unternehmen uns abwandern.“
Swisttaler Unternehmen
Keuck Medientechnik aus Swisttal will wachsen. Alexander Savatzky, der stellvertretende Geschäftsführer, stellte die Firma vor, die hauptsächlich Hotels mit Multimediatechnik ausstattet. Savatzky forderte eine Struktur für die Gewerbegebiete und wünscht sich nahen Wohnraum und Bildung, um neue Mitarbeiter in die Region zu locken.
Für die Hündgen Entsorgung GmbH nahm Winfried Hündgen am Wirtschaftsdialog teil, dessen Eltern die Firma gegründet hatten. Mittlerweile ist sein Sohn Geschäftsführer. Die Firma verarbeitet Müll und recycelt Kunststoff. Hündgen weiß, dass Firmen aufgrund der schlechten Infrastruktur die Kommune verlassen.
Wilfried Rang betreibt eine Filiale seiner Fahrschule Rang in Heimerzheim und eine in Rheinbach. Er sagt, dass das Swisttaler Geschäft im Vergleich nicht schlechter abschneide. Seine Forderung ist ein fähiges Parksystem in Heimerzheim, sein Wunsch ist die Wiederherstellung eines intakten Ortskerns in seinem Heimatort. (rom)
Die Gewerbetreibenden sehen ebenfalls eine gewisse Dringlichkeit. Viele Fragen gab es an die Runde nicht, doch diese Frage kam aus dem Publikum: „Um uns herum wachsen die Gewerbegebiete, ist die Gemeinde da nicht bereits spät dran?“ Petra Kalkbrenner antwortete: „Diese Sorgen sind nicht unberechtigt. Wir haben über viele Jahre keine Erweiterungsfläche genutzt, was aber daran liegt, dass die Bezirksregierung auflegt, interkommunale Flächen zur Gewerbenutzung zu schaffen. Ich finde aber, dass uns die Bezirksregierung uns diese Entwicklung nicht abscheiden darf.“ Christian Böse sagte klar: „Wir sind attraktiv für das Gewerbe. Wir brauchen Konzepte und innovative Unternehmen, allerdings müssen wir attraktive Ideen und Strukturen entwickeln, bevor wir auf die möglichen Partner zugehen.“