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Vorzeichen der nächsten FlutEine Holzbank für Odendorf ist erst der Anfang

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Bankübergabe: Klaus Jansen (hinten v.l.), Wilhelm Hartmann, Carsten Pfenning sowie Rainer Monkenbusch (l.) und Sven Scheppat

Bankübergabe: Klaus Jansen (hinten v.l.), Wilhelm Hartmann, Carsten Pfenning sowie Rainer Monkenbusch (l.) und Sven Scheppat

Eine Holzbank erweitert seit Totensonntag das Flutgedenken in Odendorf, aber Klaus Jansen vom Team Gedenken plant mehr: Er will den 13. Oktober zum Tag der Vorbereitung auf eine künftige Flut machen.

„Zusammenheld“ ist in die massive Holzbank eingraviert, die seit ein paar Tagen an der alten Kirche St. Peter und Paul in Odendorf steht, und es ist kein Zufall, dass jemand, der sich auf diese Bank setzt, auf die Flut-Gedenkstätte in der Ecke des historischen Friedhofs schaut. Auch die Verbindung zwischen der Aufschrift und dem in Odendorf seit der Flut immer wieder beschworenen Zusammenhalt gehört natürlich genau zu dem Plan, den Wilhelm Hartmann am Totensonntag mit einem Pick-up und der hölzernen Ladung nach Odendorf führte. Die neue Sitzgelegenheit soll dort das Andenken an die Verstorbenen im Zusammenhang mit der Flut vom Sommer 2021 festigen. Sie ist eine konzertierte Aktion mit dem Team Gedenken, dem Bürgerverein Odendorf und dem Ortsausschuss.

„Die Flut nahm vier Leben in Swisttal, zwei davon in Odendorf“, rief Klaus Jansen vom Team Gedenken in Erinnerung: „Wir werden das nicht vergessen, und natürlich brannte unsere Erinnerungskerze.“ Jansen ist zufrieden. „Klasse, wie unser kleines Denkmal immer mehr zu einem Wallfahrtsort wird“, findet er. Er hatte Pater Marek, den Hausherrn, nicht erst zu überreden brauchen. Ein paar Männer kurz an den baumstammdicken „Beinen“ an, und schon stand das neue Erinnerungsobjekt an der Kirchenwand und die ersten nahmen Platz:

Rainer Monkenbusch vor allem, der den Anstoß zu der Bank gab und den Kontakt zum Spender vermittelte. Monkenbusch ist in Odendorf großgeworden, lebt aber inzwischen in St. Augustin. Nachdem die Wassermassen weite Teile des Ahrtals zerstört und wohl 136 Menschen getötet hatten, betätigte er sich dort als Helfer. So lernte er auch Wilhelm Hartmann aus Fulda kennen, der als „Azubi Hartmann“ an der Seite des Pulheimer Landwirts Markus Wipperfürth zahlreiche Bauern von weit her wegen deren Gerätschaften zum Aufräumen mobilisierte. Hartmann betrieb damals in Walporzheim, einem Teil der Kreisstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, den „Wilhelms Hafen“ - ein Nachschublager für Ersatzteile und Geräte, eine Werkstatt sowie ein Baustoffzelt. Den immer noch lebendigen Kontakt nutzte er nun, um eine Gedenkbank in Odendorf ankommen zu lassen. Solche Bänke hatte Hartmann auch bereits anderen betroffenen Orten der Flut gespendet, etwa für das benachbarte Schweinheim im Kreis Euskirchen.

Zu den ersten Nutzern der Bank gehörten auch Carsten Pfenning vom Ortsausschuss sowie Sven Scheppat vom Bürgerverein Odendorf.

Wenn ihr keine Vorsorge betreibt, gibt es ein Problem, dann gibt es Opfer
Klaus Jansen, vom Team Gedenken in Erinnerung

Klaus Jansen befasst sich weiter intensiv mit dem Gedenken in allen Flutgebieten. So verfolgt er Pläne für ein Denkmal im Kurpark von Bad Neuenahr, die zentrale Gedenkstätte der Gemeinde Swisttal oder den zentralen Gedenkort des Landes NRW. Er ist auch in Kontakt mit Benjamin, dem Belgier, der seine erst 14 Jahre alte Freundin Rosa in der Flut verlor.

Für nächstes Jahr plant Jansen ein Treffen mit allen Akteuren, um den 13. Oktober besser zu nutzen. „Dieser Termin ist der Internationale Tag der Katastrophenvorsorge der UN“, erklärt Jansen. Zum Auftakt hat er eine Vorstellung im Europaparlament vereinbart, damit dieser Tag in ganz Europa die Menschen dazu anhalten soll, ihren Teil zur Katastrophenvorbeugung zu leisten. „Wir wollen diesen Tag nach vorne holen. Er soll vermitteln: Wenn ihr keine Vorsorge betreibt, gibt es ein Problem, dann gibt es Opfer.“

Feuerwehren, Gemeinden, aber eben auch die Bürger müssten zum Nachdenken gebracht werden, ganz im Sinne des Resilienzgedankens. Jeder könne von anderen lernen, findet Jansen: „Ich stelle mir eine Aktionswoche in Belgien und Deutschland vor, die eingerahmt von Sirenentests zur Selbsthilfe und Vorbereitung anregt. Das kostet nichts. Wir brauchen nur ein Bewusstsein dafür, dass wir damit umgehen können. Ich finde, das gehört dazu, wenn man ein Haus hat.“